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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französische Revolutionskriege
zurückwichen und auch das Ampezzothal räumten,
dessen Besatzung (9000 Mann) über Lienz im Puster-
thale, Gmünd und den Heiligenbluter Tauern nach
Nadstadt im Ennsthale abzog. Der Erzherzog ging
28. März von Klagenfurt zurück und erreichte über
St. Veit am folgenden Tage die Gurk, und Vona-
varte besetzte 29. März Klagenfurt und Laibach.
Darauf wich der Erzherzog unter kleinen Gefechten
im Murthale bis an die Strafte von Leoben nach
Linz zurück und schloß zuIudenburg 7.AprilWaffen-
stillstand; er gliederte sein Heer in zwei Korps, von
denen eins unter Graf Kolowrat bei Salzburg und
Linz, das andere unter Graf Mercandin bei Enns
kantonnierte, und begab sich 12. April nach Wien.
Am 7. war Masfcna in Leoben eingerückt. Im
Küstenlande standen 4000 Österreicher vor Fiume,
die 4. April zurückgedrängt wurden und dann Waffen-
stillstand schloffen, ^n Kroatien standen 20000
Mann Grenzer, bei ^terzing 10000 Mann Linien-
truppen und Teile des Tiroler Aufgebots. Über
alle diese Korps führte Erzherzog Karl den Ober-
befehl. Am 10. April kündigten die Franzosen im
Küstenlande den Waffenstillstand, worauf die Öster-
reicher vorrückten, am 13. bei Ternova siegten und
14. Trieft besetzten. In Tirol waren die Österreicher
gegen Ende März von Meran aus vorgedrungen
und dem durch das Pustertbal nach Kärnten abrücken-
den Korps Iouberts gefolgt; auch Bozen wurde von
ihnen wieder besetzt, ebenso das Ampezzothal. Im
Venezianischen brach ein vom Senat unterstützter
Aufstand aus, der die rückwärtige Verbindung Bona-
partes unterbrach und mebrere franz. Divisionen be-
schäftigte; 17. April schloß sich Verona der Bewegung
an, und östcrr. Truppen näherten sich von Südtirol
her diesem wichtigen Platze, mußten jedoch infolge
des Waffenstillstandes vor demselben Halt machen,
worauf die (Htadt sich 23. April einer franz. Kolonne
ergab. Unterdessen waren 18. April zu Leoben
Friedenspräliminarien abgeschlossen und 27. April
vom Kaiser ratifiziert worden; die franz. Armee
kehrte nach Italien zurück.
Am Rhein stand zu Beginn von 1797 Moreau
im Elfaß, Erzherzog Karl im Nheinthale und am
Neckar fowie an der obern Donan. Zwar wurden
in den ersten Monaten 22 000 Mann nach Italien
abgegeben, doch standen noch immer 130000 Öster-
reicher im Felde, über die an Stelle des Erzberzogs
Graf Latour den Oberbefehl übernahm. Moreau
hatte von Hüningen bis Zweibrücken 60000 Mann,
Hoche, der an Stelle Iourdans getreten war, von
Koblenz bis Düsseldorf 70000 Mann in Lagern
stehen, und beide sollten nach dem Operationsplane
des Direktoriums den Rbein überschreiten. Hoche
kündigte 13. April den Waffenstillstand, ging bei
Neuwied über den Strom und schlug die österr. Vor-
truppen am 18. bei Bendorf, worauf die Österreicher
nach Frankfurt a. M. zogen. Hierauf trat Waffen-
stillstand ein. Moreau überschritt 20. April bei
Killstädt den Rhein und kämpfte am 22. gegen Graf
Latour an der Murg, als der Waffenstillstand die
Operationen beendigte. Am 17. Okt. 1797 kamen die
Verhandlungen zwischen Frankreich und Österreich
zu Campo-Formio (s. d.) zum Abschlüsse; mit
England wurden sie in Lille geführt, aber l6. Sept.
abgebrochen. Österreich trat die Niederlande, die
Lombardei, den Vreisgau und die Grafschaft Fal-
kenstein ab, erhielt Venetien, Dalmatien und Istrien
und sicherte Frankreich bis Andernach den Rhein
als Grenze zu. Frankreich erwarb außerdem die
Ionischen Inseln. Die deutschen Fürsten sollten für
ihre Besitzungen anf dem linken Rheinufer in Deutsch-
land entschädigt werden, worüber man sich auf
einem Kongreß zu Rastatt (s. d.) einigen wollte.
Während sich die Verhandlungen auf diefem Kon-
greß noch endlos hinschleppten, führten die fort-
gesetzten Gewaltthaten Frantreichs diezweiteKoa -
lition der Mächte herbei, an deren Spitze der
Kaiser Paul von Rußland trat. gereizt durch die
Erobernng der Insel Malta und die Ausdehnungs-
politik Frankreichs im Orient. Österreich, Groß-
britannien, die Türkei, Portugal, Neapel und Rom
schloffen sich Rußland an. Vonaparte hatte von
Toulon aus 19. Mai 1798 die Ägyptische Expedition
(s. d.) unternommen, 12. Juni Malta und im Juli
das Nilland erobert; die franz. Flotte war 1. Aug.
1798 vor Abutir (s. d.) von Admiral Nelson ver-
nichtet worden. Auf die Nachricht von dieser Nieder-
lage hin ließ König Ferdinand IV. von Neapel
22. Nov. 1798 sein von dem österr. General Mack
befehligtes Heer in röm. Gebiet einrücken, obwohl
sich die verbündeten Mächte noch nicht über den ge-
meinsamen Opcrationsplan verständigt hatten, und
zog in Rom ein, wurde jedoch von dem franz. Ge-
neral Ehampionnet nach mehrern Niederlagen nach
Eapua zurückgetrieben, wo die neapolit. Truppen
größtenteils auseinander liefen. Championnet er-
stürmte darauf 22. und 23. Jan. 1799 Neapel und
verkündete die Errichtung der Parthenopäischen Re-
publik (s. d.). Gleichzeitig vertrieben die Franzosen
den König von Sardinien und besetzten in Deutsch-
land den Ehrenbreitstein, dessen Besatzung sich wegen
Mangels an Lebensrnitteln hatte ergeben müssen.
Österreich rüstete seit dem Sommer 1798 und schob
seine Truppen nach Bayern, Tirol und Italien vor,
und 24. Febr. 1799 erhielten die franz. Heere Be-
fehl, die Feindseligkeiten zu eröffnen. In Deutsch-
land standen die Franzosen auf dem rechten Rhein-
ufer nördlich vom Main bis zur Nidda und auf
dem linken Nheinufer von Mainz bis Bafel; die
Batavische und die Helvetische Republik waren ihnen
botmäßig. Malta, Ägypten, Italien, die Vendie
und Belgien nahmen zwar einen erheblichen Teil
der franz. Streitträfte in Anfpruch, doch lieh das
Direktorium 200000 Mann in Frankreich ausHeden,
in der Schweiz 15 Halbbrigadcn errichten und sich
von den Bundesgenossen Hilfstruppen stellen. Diese
Kräfte waren folgendermaßen aufgestellt: zwischen
Landan und Hüningen standen 46000 Mann unter
Iourdan, in der Schweiz 30000 Mann unter
Massena, vor Mannheim und Philippsburg 24000
Mann unter Bernadotte, in Oberitalien 60000
Mann unter Scherer und in Unteritalicn 30 000
Mann unter Macdonald; in Holland befanden sich
außerdem 10000 Franzosen unter Vrune. Von den
Österreichern standen 78000 Mann unter Erzherzog
Karl in Bayern, 25000 Mann an den Grenzen von
Vorarlberg und Graubünden ebenfalls unter dem
Erzherzog, 48000 Mann unter Graf Vellegarde
in Tirol, 75000 Mann unter Baron Kray, an
dessen Stelle fpäterhin Suworow den Oderbefehl
übernehmen sollte, an der Etsch.
Die Operationen des Feldzugs von 1799 wur-
den in der Schweiz eröffnet, wo Massena 6. März
den befestigten Engpaß St. Luziensteig erstürmte
und tags darauf vier österr. Bataillone bei Chur
schlug und gefangen nahm; die Österreicher hielten
sich jedoch in Bregenz und Feldkirch. Gleichzeitig
hatten franz. Truppen nnter Lecourbc von Bellin-