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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Freibriefe - Freiburg (in Baden)
aus der Spaltung der demokratischen Partei bei
Gelegenheit des Abfalls der Anhänger van Burens
bei der Präsidentenwahl von 1844. Letztere nahmen
die Bezeichnung Freibodcnpartei an/ vereinigten
sich Aug. 1848 mit der Freihcitspartei und stellten
van Buren als selbständigen Kandidaten für die
Präsidentschaft auf. Freilich unterlag er, doch wurde
durch die Zersplitterung der Stimmen der Staat
Neuyork für den Whigkandidaten Taylor gewon-
nen, und der demokratische Präsidentschaftskandidat
Caß wurde geschlagen. Auch im Kongreß waren
die F. nur sehr schwach vertreten. 1852 waren die
Anhänger van Vurens meist zur demokratischen
Partei zurückgekehrt. Die übrigen F. ernannten
John P. Hale zu ihrem Kandidaten, erlangten
aber nur 150 000 Stimmen (1848: 300000). -Bei
dem Kampf um die Kansas-Nebraska-Bill gingen
sie dann in der republikanischen Partei auf. Vgl.
H. WilsoN, N86 3.1iä lall 0f tli6 8iaV6 p0>V0r,
Bd. 2 Most. 1874); von Holst, Verfassungsgeschichte
der Vereinigten Staaten von Nordamerika (4 Bde.,
Verl. 1873-89); W. Wilson, Division anä Neuuion
Freibriefe, s. Licenzen. Meuyork 1893).
Freiburg. 1) Landeskommissariatsbezirk des
Großherzogtums Vaden (s. d., Bd. 2, S. 262), zer-
fällt in die Kreise F., Lörrach und Offenburg.
2) Kreis im Landeskommissariatsbezirk F., hat
2180,16 ykm, (1890) 214 860 (103 405 männl.,
111455 weibl.) E., darunter 51164 Evangelische,
159885 Katholiken, 3589 Israeliten und 222 son-
stige; 45817 Haushaltungen in 209 Gemeinden.
Der Kreis zerfällt in 7 Amtsbezirke:
Amtsbezirk

Haushaltungen
Einwohner
^5
Evangelische
Katholiken
Israe-liten
i)Vreisach. . . .
170,96
4386
19436
114
5 038
13 610
770
2) Emmendinqen
405,95
10118
46495
114
25177
20 565
750
Ettenheim . .
180,92
4093
17868
99
2192
14 609
1065
Freiburg . . . Neustadt . . .
507,65
15194
76321
151
16841
58275
100'
356,38
3413
15192
41
314
14 858
1l
S taufen. . . .
, 251,91
4 203
18404
73
521
17 869
13
7)Waldkirch. . .
i 312,39
4410
21299
68
1128
20168
-
3) Amtsbezirk im Kreis F. (s. vorstehende Tabelle).
4) F. im Breisgau, auch F. in Baden ge-
nannt, Hauptstadt des Landeskommissariats und
des Kreises F. sowie des ehe-
maligen Breisgaus (s. d.),
17 km östlich vom Rhein,
50 Kni nördlich von der
Schweizer Grenze entfernt, an
der Dreisam, in 263-298 m
Höhe, am Fuße des Schloß-
berges, an den Linien Hei-
delberg-Basel, F.-Colmar
(44,4 km) und der Nebenlinie
F.-Neustadt (Höllenthalbahn, 34,9 km) der Bad.
Staatsbahnen (2 Bahnhöfe), liegt in schöner, frucht-
barer und weinreicher Gegend. Um den alten histor.
Kern, dessen ehemalige Befestigungen 1745 nieder-
gelegt, zum Teil aber erhalten sind und der noch jetzt in
zahlreichen Gebäuden mittelalterliche Bauart zeigt,
ziehen sich schattige Promenaden und Gartenan-
lagen, welche die Korstädte und neuen Villenviertel
mit der Stadt verbinden.
Die Stadt hatte 1885: 42606, 1890 einschließlich
der einverleibten Vororte Herdern, Wiehre, Gün-
tersthal und Haslach 48909 (23888 männl., 25021
weibl.) E., darunter 12283 Evangelische, 35420 Ka-
tholiken, 999 Israeliten und 207 sonstige; 3264
bewohnte Gebäude mit 9566 Haushaltungen, in
Garnison (1680 Mann) das 113. Infanterieregi-
ment; Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Tele-
graphenamt erster Klasse, Fernsprecheinricktnng;
einen Oberbürgermeister (Dr. Winterer), Bürger-
meister (Dr. Thoma), 18 Stadträte, 96 Stadtver-
ordnete, Freiwillige Feuerwehr, Wasserleitung mit
88 laufenden Brunnen, Kanalisation und Gasbe-
leuchtung.
Kirchen. Das aus rotem Sandstein erbaute
Münster, jetzt erzbischöfl. Kathedrale, ist das ein-
zige im Mittelalter selbst ganz vollendete Meister-
stück got. Baukunst in Deutschland. (S. Tafel:
Deutsche Kunst II, Fig. 4.) Die ältesten Teile
sind das roman. Querschiff mit den Hahnen- oder
Treppentürmen und dem Chor, das Längsschiff ist
bis 1270 errichtet, der Chor 1354 durch'Job. von
Gmünd begonnen und 1513 vollendet. Der Turm
(116 m) besteht aus einem quadratischen Unterbau,
achteckigen Glockenhaus und durchbrochener Pyra-
mide; das Hauptportal (1270 - 1301), kürzlich
restauriert, zeigt zahlreiche Statuen und allegorische
Figuren, das Südportal hat seit dem 17. Jahrh,
einen Vorbau im Renaissancestil; das Innere (125in
lang, 30 m breit, 27 m hoch), seit 1880 restauriert,
besitzt schöne Glasmalereien aus älterer (15. Jahrh.)
und neuerer Zeit (letztere von Helmle), geschnitzte
Altäre, Grabmäler (darunter das von BertholdV.
von Zähringen) und wertvolle Gemälde von Hans
Valdung, Holbein dem Jüngern (Christi Geburt,An-
betung). Gegenwärtig (1893) ist eine gründliche, auf
mehrere Jahre berechnete Renovierung des Münsters
im Werke. Zu der dritten kath. Pfarrkirche wurde
2. Okt. 1892 der Grundstein gelegt. Die romanische
evang. Kirche ist 1839 aus dem Material der abge-
brochenen Abteikirche von Thennenbach bei Emmen-
dingen in der alten Gestalt von Hübsch aufgeführt
worden; der Turm ist neu. 1892 wurde in der Vor-
stadt Wiehre eine zweite evang. Kirche, die Christus-
lirche, vollendet. Die Universitätskirche dient seit
1873 den Altkatholiken neben den beiden andern
Konfessionen. Die schöne Synagoge ist 1870 erbaut.
Weltliche Bauten, Denkmäler. Dem
südl. Domportal gegenüber liegt das Kaufhaus
(15. Jahrh.) mit gewölbter Nundbogenhalle auf
fünf Säulen, darüber ein Altan mit zwei erker-
artigen Türmchen, außen kleine Standbilder; an
der Nordseite des Münsterplatzes die Kornhalle mit
schönem Konzertsaal; in der Salzstraße das Palais
des Erbgroßherzogs von Baden, ehemals von
Sickingensches Haus, und das Theater. Weiter
sind zu erwähnen das alte Martinsthor und
Schwabenthor, das freskengeschmückte Rathaus
(1218), die alte Universität, jetzt Poliklinik, und
die neue Universität, in einem ehemaligen Kloster.
Im N. der Stadt liegt in dem neu angelegten
Stadtgarten die Kunst- und Festhalle. Von Denk-
mälern sind zu nennen das des Geschichtschreibers
Karl von Rotteck (1862), das Siegesdenkmal, nach
Mösts Modell von Lenz in Nürnberg gegossen, Büste
des Generals von Werder von Knittel, und vor dem
Rathaus das Standbild des zu F. geborenen Fran-
ziskaners Berthold Schwarz von Knittel (1853). In
der schönen Kaiserstraße, welche die Stadt von N.
nach S. durchschneidet, befinden sich mehrere monu-
mentale Brunnen, einer aus spätgot. Zeit mit klei-
nen Standbildern, zwei andere mit Standbildern
Bertholds III. und des Erzherzogs Albrecht.