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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedrich VI. (König von Dänemark) - Friedrich VII. (König von Dänemark)
F. starb 14. Jan. 1766. Er war zweimal verheira-
tet. Der ersten Ehe (1743-51) mit Prinzessin Luise
von England entstammte der Thronfolger Chri-
stian VII., Vater Friedrichs VI. (s. d.); der zweiten
Ehe mit Prinzessin Juliane Marie von Braun-
schweig-Wolfendüttel (seit 1752) aber der Erbprinz
Friedrich, geb. 1753, gest.1805, Vater Christians VIII.
und Großvater Friedrichs VII. (s. d.). F. war ein
eifriger Beförderer von Kunst und Wissenschaft.
Dem deutschen Dichter Klopstock, welchen er nach
Kopenhagen kommen ließ, hatte er ein Jahrgehalt
ausgesetzt: dessen "Messias" ist dem König ge-
widmet. Auf dem Frederiksplatz in Kopenhagen
wurde F. zu Ehren ein Reiterstandbild (von l^aly
modelliert) errichtet.
Friedrich VI., Königs von Dänemark und
Norwegen, Herzog von Schleswig-Holstein und
Lauenburg, geb. 28. Jan. 1768 zu Kopenhagen, war
der Sohn des Königs Christian VII. und der Königin
Karoline Mathilde (s. d.). Die ersten Lebensjahre
verbrachte er unter der Leitung seiner Mutter und
des Leibarztes, nachherigen Ministers Struensce
(s.d.); nach der Palastrevolution von 1772 ging mit
der Regierungsgewalt aber auch die Oberaussicht
über den )ungen Kronprinzen an seine ^tiefgroß-
mutter, dle Königin-Witwe Juliane Marie, und
seinen Stiefoheim, den Erbprinzen Friedrich, über.
Unter diefen Verhältnissen wurde die Erziehung oc^
Kronprinzen einigermaßen vernachlässigt, während
man andererseits beflissen war, ihn solange wie
möglich von jedem Einfluß auf die Staatsgeschästc
fern zu halten. Endlich wurde er 14. April 1784 in
den Staatsrat eingeführt. Noch an demselben Tage
bemächtigte er sich der Person seines königl. Vaters
und übernahm als Mitregent selbst die Regierung.
Zugleich berief er den Grafen Andreas Peter Vern-
storff (s. d.), der bis an seinen Tod (1797) der lei-
tende Minister blieb. Unter seiner weisen Verwal-
tung erhob sich das dän. Reich zu hoher Blüte.
Abgesehen von einem kurzen Kriegszuge gegen
Schweden (1788), an dem der Kronprinz persönlich
teilnahm, gelang es, mitten in den stürmender
Französischen Revolution den Frieden zu bewahren.
Handel und Gewerbe blühten auf, und es begann
eine lange Reihe innerer Reformen. Insbesondere
wurde die Emancipation des Bauernstandes vom
Heimatszwang in Dänemark 20. Juni 1788 und von
der Leibeigenschaft in Schleswig-Holstein 19. Dez.
1804 durchgeführt. Am 31. Juli 1790 vermählte
sich der Kronprinz mit seiner Cousine, der Prinzessin
Marie Sophie Friederike von Hessen - Cassel (geb.
28. Okt. 1767, gest. 21. März 1852), aus welcher
Ehe acht Kinder hervorgingen. Von diesen über-
lebten nur zwei Prinzessinnen, Karoline und Wilhel-
mine Marie, die Eltern. Mit dem Tode Vernstorffs
endete die Blütezeit der Negierung F.s, welcher nach
dem Tode seines Vaters 13. März 1808 selbst den
Thron bestieg. Während des großen Weltkrieges
zwischen England und Frankreich versuchte er die
Neutralität zu behaupten, was einen zweimaligen
Angriff auf Kopenhagen und den Raub der dän.
Kriegsflotte durch die Engländer (1801 und 1807)
nach sich zog. Das Bündnis mit Napoleon führte
zum teilweisen Staatsbantrott (1813) und zum
Verlust von Norwegen und Helgoland (1814), wo-
für als einzige Entschädigung das Herzogtum Laucn-
burg an die dün. Krone (1815) kam. ^itdcm re-
gierte F. noch ein Vierteljahrhundert in Frieden.
Unter dem Einflüsse der franz. Iulirevolution be-
willigte dann der König durch das Gesetz vom
28. Mai 1831 und 15. Mai 1834 beratende Pro-
vinzialständeversammlungen, welche das folgende
Jahr s1835) in Wirksamkeit traten und einen neuen
Anstoß zu Reformen in Verwaltung und Gesetz-
gebung gaben. F. starb 3. Dez. 1839 zu Kopenhagen.
(S. Dänemark und Schleswig-Holstein.) - Vgl.
Giessing (umgearbeitet von Ienssen-Tusch), Zur Re-
gierungsgeschichte F.s VI. (2 Bde., Kiel 1851-52).
Friedrich VII., König von Dänemark, Her-
zog von Schleswig-Holstein und Lauenburg, der
einzige Sohn des Königs Christian VIII. (s. d.) aus
dessen erster Ehe, geb. 6. Okt. 1808 zu Kopenhagen,
heiratete 1. Nov. 1828 seine Cousine Wilhelmine
Marie, die jüngere Tochter König Friedrichs VI.
Diese Ehe blieb jedoch kinderlos und wurde schon
1834 getrennt, endlich Sept. 183? durch königl.
Spruch förmlich geschieden. Seitdem lebte der Prinz
zu Friedericia in Iütland, bis sein Vater (1839) den
Thron bestieg und ihn zum Gouverneur von Fünen
wie auch zum Mitglied des Staatsrates ernannte.
Am 10. Juni 1841 schloß der nunmehrige Kronprinz
F. eine zweite Ehe mit der Prinzessin Karoline Char-
lotte Marianne von Mecklenburg-Strelitz, welche
aber gleichfalls kinderlos blieb und 30. Sept. 1840
geschieden wurde. Nach dem Tode seines Vaters
bestieg F. 20. Jan. 1848 den Thron. Zunächst ver-
öffentlichte er 28. Jan. die Entwürfe seines Vaters
zu einer Gesamtstaatsverfassung für die dän. Mon-
archie. Die franz. Februarrevolution gab das Signal
zu einem dreijährigen Kampf zwifchen den dän. und
deutschen Landen der Monarchie. (S. Deutsch-Dä-
nischer Krieg von 1848 bis 1850.) König F. stellte
sich dabei entschieden auf die Seite der Dänen. Er
entsagte der absoluten Königsgewalt (21. März
1848), schlug aber die Forderungen der Schleswig-
Holsteiner bestimmt ab, ohne sich jedoch persönlich
an dem Kriege gegen dieselben zu beteiligen. Die
Folge war, daß er beim dän. Volk eine ungemeine
Popularität gewann, namentlich seit der Verleibung
des demokratischen Grundgesetzes vom 5. Juni 1849.
An der polit. Leitung nahm der König nach dem
Frieden nur geringen Anteil, indem er sich mit der
Kompetenz eines konstitutionellen Regenten begnügte
und seinen Ministern freie Hand lieh. (S. Däne-
mark und Schleswig-Holstein.) Er war ein eifriger
Sammler vaterländischer Altertümer und schon als
Kronprinz bis an seinen Tod Präsident der königl.
Nordischen Altertumsgesellschaft zu Kopenhagen und
veröffentlichte in den Publikationen derselben meh-
rere Untersuchungen, von denen eine: "über den Van
der Riesenbetten der Vorzeit" (1857), besonders ab-
gedruckt ist. Der größte Teil seiner Privatsamm-
lung ging bei dem Brande seiner Lieblingsresidenz,
des Schlosses Frederiksborg auf Seeland, 1859 zu
Grunde; das übrige ist durch testamentarische Ver-
fügung dem Museum nordischer Altertümer zu
Kopenhagen überwiesen. Am 7. Aug. 1850 schloß
F. eine morganatische Ehe mit der Gräfin Danner
(s. d.). F. starb 15. Nov. 1863 auf dem Schlosse
Glücksburg in Schleswig, wo er regelmäßig einen
Teil des Herbstes zu residieren pflegte, und mit ihm
erlosch die ältere Linie des oldenb. Königshauses.
Vor Schloß Kristiansborg in Kopenhagen wurde
ihm 1873 ein Reiterstandbild (von Bissen modelliert)
errichtet. - Vgl. Giessing, Kong Frederik VII 's
Ungdoms- og Negjeringshistorie (Kopenh. 1865);
Thorsöe, Kong Frederit den Syvenoes Negering
(2 Tle., ebd. 1882-89).