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Fuggerei - Fühlhörner
begründet von Johann Ernst F. (geb. 1590, gest.
als Reichskammergerichtspräsident 20. Dez. Ui39),
wurde (der von seinem Bruder stammende Dieten-
heimer Seitenzweig ist 1820 erloschen) durch den
Grafen Anton Ernst F. (gest. 25. Mai 1745) fort-
geführt. An der Spitze desselben steht (seit 1885)
Graf Karl, geb. 2. Juli 1859, erblicher Reichsrat
der Krone Bayern, k. Der Kirchheim erZweig
wurde begründet vom Grafen Otto Heinrich F.,
geb. 1592, gest. 1644 als k. k. Kriegsrat, General-
feldzeugmeister, kurbayr. Geheimrat und Oberst-
kämmerer. Er kämpfte 1617 im ostcrr.-span. Heere
gegen Venedig und wurde Oberst, führte bei dem
Ausbruch des böhm. Krieges dem Kaiser eine selbst
geworbene Truppe zu, zog mit Wallenstein nach
Niedersachsen, trat dann in bayr. Dienste, über-
nahm 1634 nach Aldringers Tode die Führung
des Heers und wurde 1635 zum kaiscrl. Gou-
verneur von Augsburg ernannt, infolge seiner
Bedrückungen der Stadt auf die Klagen der Bür-
gerschaft dieser Stelle enthoben, blieb aber Befehls-
haber der Vesatzungstrnppen. Dieser Kirchheimer
Zweig spaltete sich in drei Häuser: Kirchheim (er-
loschen 1878), Wörth-Nordendorf (erloschen 1848)
und Mckhauscn (erloschen 1804). - III. DerWöl-
lenburger Ast hatte Jakob F. (geb. 1542, gest.
1598) zum Stifter. Sein jüngerer Sohn zweigte
den 1764 erloschenen Wasserburger Zweig ab, wäh-
rend des ältesten Sohnes Nachkomme Graf Anselm
Maria F. (geb. I.Iuli 1766, gest. 22. Nov. 1821)
von Kaiser Franz II. nebst seinen männlichen Nach-
kommen nach dem Rechte der Erstgeburt 1. Aug.
1803 in den Neichsfürstenstand erhoben wurde und
zugleich das Reichsfürstentum B ab enhausen auf
die Herrschaften Babenhausen, Voos und Ketters-
hausen (zusammen 52 ykin mit 11000 E.) begrün-
dete. Doch mußte sich das Fürstentum schon 1806
der Krone Bayern unterwerfen. Wie hierauf 1808
das bayr. Kronoberstkämmeramt, erhielt Fürst An-
selm Maria 26. Mai 1818 auch die Würde eines
erblichen Reichsrats, die sich auf seinen Sohn, den
Fürsten AntonAnsclm, und nach des letztern Tode
(1836) auf dessen Sohn, den Fürsten Leopold (geb.
1827, gest. 10. April 1885) vererbte, der den alten
Reichtum seines Hauses wiederherzustellen vermochte.
Er stiftete auch eine Summe zur Vergrößerung der
Fuggerei. Da er kinderlos starb, folgte ihm sein
Brüder Karl Ludwig Maria F. (geb. 4.Febr. 1829),
der 1881 vom Kaiser von Osterreich zum Wirkl. Ge-
heimrat, 1883 zum lebenslänglichen Mitglied des
Herrenhauses des osterr. Reichsrats ernannt wurde
und 1891-93 Präsident des bayr. Reichsrats war.
Eine Sammlung von Bildnissen der bedeutend-
sten Glieder des Hauses F., gestochen von Domin.
Custos in Antwerpen (Augsb. 1593, Fol.), wurde
von den Brüdern Kilian in Augsburg zu 127 Por-
träten (mit Genealogie in lat. Sprache, Augsb. 1618)
vermehrt. Auch erschien eine deutsche Ausgabe
(Augsb. 1620) und später eine auf 139 Porträte
vermehrte Ausgabe des Werkes (Ulm 1754).
Fugaerei, f. Fugger (S. 404d).
Fughetta (ital.), in der Musik eine Fuge (s. d.)
von kleinerm Umfang, ohne breite Durchführung
und schon im Thema von leichterer graziöser Hal-
tung, im übrigen aber der eigentlichen Fuge gleich.
Fugieren, nach Art der Fuge (s. d.) kömpo-
Fugitlv (lat.), flüchtig. ^nieren.
I^liFitivs 31a.vo I.av?3 (spr. fjuhdschltif slehw
lahs), s. Sklavcnftuchtgesetze.
Fugkelle, s. Aussugen.
Fugumba (Focunda, Faukumba), die hei-
lige Stadt der Fulbe in Futa-Dschalon (s. d.) in
Senegambien.
Fu-Hi (Fuh-Hi, engl. Fohi), der sagenhafte
Gründer des Chinesischen Reichs (angeblich 2852-
2738 v. Chr.). Auf ihn werden die Anfänge der Ge-
sittung zurückgeführt. Er führte die Ehe ein und lehrte
seine Unterthanen, die bis dahin ein rohes, tieri-
scbes Dasein geführt hatten, sich den Lebensunter-
halt durch Jagd, Fischfang und Viehzucht zu erwer-
ben. Auch die Einführung des Kalenders sowie die
Erfindung von Schriftzeichen wird ibm zugeschrie-
ben. Unter den letztern sind die MN-k>vH oder acht
Trigramme zu verstehen, welche den Urtert des
.li-kinS bilden. Er ist auch unter dein Namen
Pao-Hi bekannt, welches Viehschlächter bedeutet und
auf die Thatsache zurückgeführt wird, daß er die
Menschen gelehrt habe, das Fleisch der Tiere zu
kochen und als Speise zu benutzen.
Fühler, s. Fühlhörner.
Fühlhebel, ein Meßwerkzeug, um an einem
Cylinder, einem Kegel u. s. w. zu untersuchen, ob,
wo und wieviel die Querschnitte von der genauen
Kreisform abweichen. Es besteht aus einem kurzen
stählernen Hebel, dessen eines Ende glatt abgerundet
und fein poliert ist und dessen anderes Ende mit
einer aus Messing bestehenden, auswärts gerichte-
ten Verlängerung, die das Fünfzig- bis Hundert-
fache des kleinen Hebels beträgt, versehen ist. Indem
man den zu prüfenden Körper langsam um seine
Achse dreht (was am zweckmäßigsten auf der Dreh-
bank geschieht) und den kurzen Hebelarm bis zur Be-
rührung gegen denselben schiebt, wird das als Zeiger
auf einem Gradbogen dienende lange Hebelends
jedesmal da einen Ausschlag geben, wo der Quer-
schnitt des zu messenden Körpers von der Kreisform
abweicht. Wenn man das Instrument gleicbzeitig
parallel oder unter einem Winkel gegen die Achse des
Arbeitsstücks verschiebt, kann man auch die Cylin-
dricität oder Konicitat desselben prüfen. Auf diese
Weise wird auch die kleinste, auf andere Art nicht
zu entdeckende Unrichtigkeit angezeigt, wie dies z. B.
für die wichtigsten Bestandteile mathem. Instru-
mente notwendig ist.
Fühlhörner oder Fühler (^ntennas) heißen
bei den Insekten und Krustentieren die gegliederten,
an den leiten des Kopfes befindlichen, vielgestalti-
gen, nach sehr vielen Richtungen drehbaren Organe,
die, weil sie fast niemals fehlen und in den Gattungen
eine beständige Form haben, zur Begründung syste-
matischer Unterschiede wichtig sind. Bei den In-
sekten findet sich stets nur ein Paar, bei den Krusten-
tieren dagegen hänfig zwei, und bei den Spinnen-
tieren sind sie meistens zu Mundwaffen umgestaltet,
sodaß sie zu fehlen scheinen. Sie gehören zu den
ersten, bei den Embryonen im Ei entstehenden Glied-
maßen und sind stets aus mehrern, nach Familie
und Gattung an Zahl wechselnden Gliedern zusam-
mengesetzt, welche im allgemeinen als Wurzelglied,
Mittelglieder und Endglieder unterschieden werden.
Bald sind sie kurz, bald länger als der Körper, fa-
denförmig, schnurförmig, keulenförmig, kammför-
mig, gesägt, gespalten oder ästig, oder mit aufge-
blasenem Endgliede u. s. w. Wie schon der Name
andeutet, hielt man sie ehedem für Tastwcrkzeuge,
und unzweifelhaft dienen sie auch zu diesem Zwecke,
wie man sich leicht bei Ameisen, Grillen u. s. w.
überzeugen kann, die stets damit tasten, ja sich sogar