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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gais - Gajus
Gais, Dorf im Bezirk Mittelland des schweiz.
Kantons Appenzell-Auherrhoden, 5 km im NO. von
Appenzell, in 938 m Höhe, am Fuße des aussichts-
reichen Gäbris (1250 iu) und an der Straße über
den Stoß (955 m), welche Appenzell und Teufen mit
Altstätten (s. d.) verbindet, mitten in grünen Mat-
ten, mit faubern Häusern, hat (1888) 2495 meist
reform. E., darunter 180 Katholiken, Post, Tele^
graph; Musselinfabritation, Stickerei, Alpenwirt'
schaft, Viehzucht. G. dient als Molken- und Luft-
kurort. Hier siegten die Appenzeller über Herzog
Friedrich von Osterreich 17. Juni 1405.
Gaisberg, Berg in den Wolfganger Alpen
(f. Ostalpcn), der lohnendste Aussichtspunkt in der
nähern Umgebung von Salzburg, unmittelbar über
dem Parke von Äigen; der Gipfel (1286 uy trägt
ein Hotel und Aussichtsturm. Seit 25. Mai 1887
fährt eine 5,3 1cm lange schmalspurige (1 m) Zahn
radbahn von der Station Parsch der österr. Staat^-
bahnlinie Salzburg-Wörgl über die Zistelalp auf
den Gipfel. Die Bahn wurde 24. März 1886 der
Firma Sönderop & Co. genehmigt und von diefer
1887 einer Aktiengesellschaft in Salzburg überlassen.
Gaiserich, König der Vandalen, s. Gensericb.
Gaisford (fpr. gehsf'rd), Thomas, engl. Philo
log, geb. 22. Dez. 1779 zu Iford in Wiltshire,
studierte zu Oxford, wurde 1811 Professor der griech.
Sprache daselbst, 1845 Rektor zu Wcstwell, 1847
Dechant des lHrist ^ui-cn (^o1i6F6 und Kurator
der Bodleianischen Bibliothek in Oxford und starb
hier 2. Juni 1855. G. gab eine große Anzahl alter,
fast ausschließlich griech. Schriftsteller heraus: de5
Euripides "Hecuba", "Orestes", "Phönissen" (Orf.
1809) und "8uzii)Iic68)) (ebd. 1818 u. Lpz. 1822),
des Hephästion "I^nclioiriäioii" und des Protluc'
"Oki-eZwmatliia" (Orf. 1810 u. Lpz. 1832; in neuer
Bearbeitung mit des Terentianus Maurus "v6 8^1-
ladis 6t moti iß", 2 Bde., Orf. 1856), "?<)6w6 (^ra6ci
miu0i'68" (4 Bde., ebd. 1814-20; 5 Bde., Lpz.
1822-23), des Stobäus "^loi-ii^win" (4 Bde.,
Oxf. 1822 u. Lpz. 1822-25) und "I^ei0FH6 pd^ica"'
6t 6tnica6" nebst Hierokles' "^omm^ntar. in aurell
c3iiniQ3, ^tka^orkoiuin" (2 Bde., Orf. 1850),
Herodot (2 Bde., ebd. 1824 u. Lpz. 1824-26),
Suidas (3 Bde., Oxf. 1834), "I'aio^inio^i'apin
l^i-H6ci" (ebd. 1836), " Nt^nioio^icum ma^nuin)
(ebd. 1848 fg.) und einige Kirchenväter; von lat.
Schriftstellern Ciceros "Tusculanen" (ebd. 1805) und
die "8criptoi68 I^tini i6i Q^Lti-ioak" (ebd. 1837).
Gais-Gäbrisbahu, von der Station Gais der
Appenzeller Straßenbahn auf den Gäbris geplante
Zahnrad- oder auch Drabtseilbahn (1 in Spurweite)
von 2500 in Länge.
<5a.its ((-aiete, frz., spr. gebtch), Heiterkeit,
Munterkeit, Ausgelassenheit.
Gaius, andere Schreibart für Gajus (s. d.).
Gaj, Ljudcwit, der Schöpser des Illyrismus
is. d.), geb. 8. Juli 1809 zu Krapina iKroaticn",
studierte in Wien, Graz, Leipzig und Pest, wo er
juridische Studien trieb und die Bekanntschaft mit
dem slowak. Dichter Johann Kollär machte. Dieser
gewann ihn für die Idee der litterar. Wechfelseitig-
teit unter den Slawen. 1835 begründete er die
"Kroatische Zeitung" ("^0vin6 1ii-vat8l<6))), die er
jedoch schon im folgenden Jahre in die "Illyrischc
Zeitung" ("Xovine i1ii'8lt6") umtaufte. Dem polit.
Hauptblatte war eine belletristische Beilage: "vk-
nica" ("Morgenstern") beigegeben. Seit 1838 er-
schien das Blatt zweimal in der Woche; auch erhielt
Vrockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. VII.
G. die Erlaubnis zur Errichtung einer illyr. Drucke-
rei. Einflußreiche Personen, wie der spätere Kar-
dinal-Erzbischof Haulik, der Graf Ianko Drasko-
vics u. a. unterstützten und beförderten diese natio-
nale Bewegung. 1844 verbot die Regierung den
Gebrauch des Wortes "illyrisch", aber die Bewe-
gung konnte sie nicht mehr eindämmen. 1848 er-
schien G. mit einer troat. Deputation in Wien und
wurde zum kaiscrl. Nat ernannt; er hatte die Ver-
brüderung zwischen Kroaten und Serben zu stände
gebracht. Nach der Revolution lebte er zurückgezo-
gen in Agram, sammelte eifrig slaw. Schriften und
starb 20. April 1872.
Gaja, Distrikt und Stadt mit (1891) 79920 E.
in Bengalen, s. Bihar.
Gajanlten, christl. Partei, s. Monophysiten.
GaMn. 1) Kreis im östl. Teil des russ. Gou-
vernements Podolien, eine Hochebene mit Hügeln
und Schwarzerde, westlich stellenweise vom Bug be-
rührt, hat 3383,i "iivm, 202327 E. (10 Proz. Israe-
liten), Ackerbau, Zucker- und Tuchfabriken. -
2)G.,auchHajhin, Kreisstadt imKreisG.,290 Km
östlich von Kamenez-Podolsk, am zum Bug gehenden
Sob und an der Zweigbahn Wapnjarka-Dembowka-
Uman der Linie Odessa-Birsula-Wolotschisk der
Russ. Südwestbahn, hat (1888) 9696 E. (55 Proz.
Israeliten), Post und Telegraph, Kirche, Synagoge,
5 israel. Bethäuser; Ackerbau, Kleingewerbe und
einige Fabriken. G. wurde 1600 begründet, kam
1793 an Ruhland und ist seit 1796 Kreisstadt.
Gajus, röm. Vorname, s. Cajus.
Gajus, früher minder richtig Cajus gefchrie-
ben, ein röm. Rechtsgelehrter, der zu den Zeiten der
Kaiser Hadrian, Antoninus Pius und Marc Aurel
(117-180) lebte. Seine "In8tiwti0ii63" in vier
Büchern, die Grundlage des gleichbenannten Teils
des (^oi-M8 ^ui'i8 civi1i8 (f. ^01 pu8 ^ni'i8), sind für
die Kenntnis röm. Nechtsaltertümcr, namentlich des
röm. Prozesses, weit wichtiger, als sie anscheinend
den Römern waren, von denen G. nirgends aucb
nur citiert wird, wenn auch sein Lehrbuch zur Ein-
führung in die Rechtswissenschaft viel gebraucht
lein wird. Sicher war G. leincr der großen röm.
Praktiker. Die Institutionen des G. sind die einzige
Schrift eines röm. Juristen, welche uns fast voll-
ständig in ihrer urfprünglichen Gestalt überliefert ist.
Nachdem zuerst Maffei zu Anfang des 18. Jahrh,
zwei Blätter einer Handfchrift des Wertes in der
Bibliothek des Domkapitels Zu Verona aufgefunden
batte, entdeckte Niebuhr 1816 eine vollständigere
Handschrift in Verona in einem sog. (^oäox ro
8ciipw3 der Briefe des heil. Hieronymus. Auf Nie-
buhrs Veranlassung schickte die Akademie derWissen-
schaften zu Berlin 1817 Imm. Bekker und Göschen,
denen sich Bethmann-Hollweg anschloß, nach Verona,
um den Inhalt des Werkes genauer zu prüfen. Durch
die vereinten Bemühungen der drei genannten Ge-
lehrten wurde der größte Teil des Werkes in Zu-
sammenhang gebracht, bis auf die ganz unleser-
lichen Stellen hergestellt und (Berl. 1820) gedruckt.
Nockmals wurde die Handschrift von Blume ver-
glicken und dessen Ergänzungen und Verbesserungen
in einer neuen Auflage (Berl. 1825) nachgetragen.
Andere Ausgaben besorgten Heffter (Bonn 1830),
Lachmann (ebd. 1841), Böcking (ebd. 1837; 5. Aufl.,
Lpz. 1866) und Huschte (ebd. 1861; auch in seinen
".ini'i^I'NclLIitikK HNt6^U8tiuia,Q3.ti (1UH6 8U^6r>
8UQt", beide in 5. Aufl., ebd. 1886). In neuerer Zeit
hat Dernburg in seiner Schrift "Dio Institutionen
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