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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Galaktroskop - Galanti
stallisiert in feinen Nadeln, die bei 168° schmelzen,
und ist in Wasser viel schwerer löslich als Tranben-
zucker. Sie ist wie letzterer ein Aldebydalkohol mit
der Formel 0H. 011 - <M0ll)4 - cHO, dreht anch die
Polarisationsebene des Lichts nach rechts und re-
duziert alkalische Kupferlösungen. Durch Reduk-
tion entsteht ans der G. der sechswertige Alkobol
Dulcit is. d.), bei der Oxydation mit Salpetersäure
liesert sie Schleimsäure (s. d.).
Galaktosköp (grch.), s. Bntyrometer.
Galaktozemie (grch.), Milchverlust.
Galaktürie (grch"), Milchharnen, die nlilckartige
Beschaffenheit des Harns, kann durch die Gegen-
wart animalischer Parasiten, z. B. dnrch die I^il^iul
^au^uwig, bedingt sein. Die Filarien finden sich
dann besonders in den Blutgefäßen des Harn-
apparates und geben zu Lymphstauungen Anlaß.
Galambutter, s. Vassiafettc und ^I^^i^.
Galan (span.), Liebhaber, Bnhle.
Qa.1ä.nFH, Galgantwnrzel, s. ^I^ini^.
Galant (frz.), nrsprünglich soviel wie wacker,
brav, ehrenhaft, daher (^I^t Iwininc; (spr. -ang-
tomm) soviel wie Ehrenmann (s. (^^lantnomo) -
dann fein, artig (daher (^lant Iwuimo anch soviel
wie Mann von feiner Lebensart), besonders artig
gegen Damen; anch im schlechten Sinne: von lockern
Sitten. (S. Galanterie.)
Galanterie (frz.), im allgemeinen das durch die
Sitte der hdhern Gefellschaft gebotene achtungs-
volle, artige Betragen gegen das weibliche Ge-
schlecht. Indes geht die G."nicht ans der Anerken-
nnng innerer oder äußerer Vorzüge der Frauen
hervor, sie erscheint vielmehr, in änßerlichen For-
men und in der Etikette verharrend, nnr als Ergebnis
des sog. guten Tons oder der Encbt, selbst zu ge-
fallen und durch Entwicklung von Witz und Geist,
wie durch gewinnende Umgang^formen zu glänzen.
Häufig verbindet man damit sogar den Nebenbe-
griff der Sinnlichkeit und der lockern bitten. Eine
ganze Epoche, die Zeit Ludwigs XIV., nennt man
das Zeitalter der G., indem die ritterliche Eourtoisie
des Mittelalters zuerst unter Franz I. und Hein-
rich IV. in das Chevalercske oder bloß kavalier-
mäßige überging und sich abschwächte und sodann,
als die gesellschaftlichen Verbältnisse Frankreichs
immer demoralisierter wurden, in jene bosfäbige,
durch Etikette bestimmte Form des Verkebrs zwischen
beiden Geschlechtern ausartete, die unter dem Namen
G. allen noch so sittenlosen Licbeshändeln und Mai-
tressenverhältnissen zum Deckmantel diente.
Galanteriedegen, ein znr Galatracht gehöriger
Degen, der besonders im Zeitalter Lndwigs XI.V.
und im 18. Jahrh, gebräuchlich war. Aber schon
im 14. Jahrh., als die Schwerter sehr schwer wur-
den, trng man leichtere Degen zur Haus- nno Gesell-
schaftstracht, die sog. Hanswehren.
Galanteriewaren, diejenigen Kurzwaren (s. d.),
die zum Putz und Schmuck gehören, wie Bijouterie-
waren, Handschuhe, Fächer, Dosen, Attrappen,
Nauchrequisiten, Brief-, Geld- und Reifetaschen und
auch sonstige tleine Gebrauchsgegenstände ans Me-
tall, Holz, Hartgummi, Glas, Elfenbein, Leder.
Galante Schreibart, galanter Stil, in der
Musik eine Satzweise, die im Unterschied von dem
herrschenden Fugenstil sich in der Melodik und in
der Stimmführung vielfache Freiheiten gestattete.
Die G. E. ging voll der franz. Klaviermusik aus
und begann mit Verzierungen, die aus der Natur
des Instruments entsprangen, schritt aber bereits
gegen Ende des 17. Jahrh, zu wichtigern Eingriffen
in die üblichen Gesetze der Gedankenentwicklung vor.
In kontrapnnktischen Abschnitten emancipierte sie
sich vom Festhalten einer Stimmenzahl; im Aufbau
längerer Sätze wechselte sie zwischen kontrapnnktischer
und frei accordischer oder figurenmäßiger Darstel-
lung. Unter den ältern Hauptvertretern der G. S.
auf dem Klavier sind Eoupörin und Em. Bach her-
vorzuheben. Zur Zeit des letztern hatte die G. S.
auch in der Gesangmnsik, in Arie und Lied, die
Herrschaft erlangt.
Va.1ä.ntku8 /v., Schneeglöckchen, Psianzen-
gattnng aus der Familie der Amaryllidaceen (s. d.)
mit nnr wenigen Arten in Enropa und im westl.
Asien. E'5 sind niedrige Zwiebelgewächse mit grund-
ständigen linealen Blättern und einem einblütigen
Schaft. Die Blüte hat eine bis auf den Grund
sech->teilige Blutenhülle, von denen die äußern Ab-
schnitte abstehen, die innern viel kürzer und aus-
gerandet sind. Die in Deutschland, Kärnten, Italien
u. s. w. einheimische Art ist (^. invalid ^., anch
nnter dem Namen Schneeflöckchen, Schnee-
tröpfchen als Verkünder des nahenden Frühlings
stets frendig begrüßt. Die kleinen weißen Zwiebeln
liegen gehänft beifannnen, und die Blätter sind
lineal, grasartig, stnmpf, flach, graugrün. Die
nickenden Blumen stehen einzeln auf dem 10-12 cm
bohen Schaft und sind weiß, die innern Abschnitte
aber haben an der Spitze einen grünen halbmond-
förmigen Flecken und außerdem l> - 8 grünliche
^ängsstriche. Diefe Art hat eine reizende Varietät
mit dicht gefüllten Blumen hervorgebracht, deren
Füllblätter alle den grünen Flecken zeigen. Je nach
der Witternng blüht das Schneeglöckchen im Februar
und März und ist in diefer noch blütenarmen Zeit,
truppweife anf den Rabatten des Blumengartens
gepflanzt, eine recht anmutige Erscheinung, be-
sonders in Verbindung mit früh lichtblühenden
Blausternen (s. 3ciI1a) oder mit Oocms. Auch ge-
deiht es recht gut in licht gepflanztem Parkgehölz.
Gleich dem Oncu8 kann das Schneeglöckchen im
September zu sechs bis acht Zwiebeln in einen
Topf gepflanzt, im Freien an einem fchattigen,
später an einem gegen Frost geschützten Orte auf-
bewahrt und im Iannar anfangs in einem kühlern,
später in einem wärmern Zimmer aufgestellt wer-
den, wo es nach etwa 14 Tagen seine Blumen zur
Entfaltung bringt.
O. plicuws 7>/eb. ((-. (^1n8ii ^Vsc/,..) ist eine im
südl. Europa und im Kantasns einheimische robu-
stere Art mit breiten, gekielten, mehr blangrünen,
am Nande längs gefalteten Blättern und größern
Blumen. Dieser Art steht 6. Nw68i "/. 2). /iook.
nahe, die auf dem Gebirge im Norden des Golfs
von ^myrna einhcimifch ist. Zwiebel kugelförmig,
mit dicken, fleischigen Häuten, Blätter 'tt -8 cin
lang, am Grnnde gekielt. Die von einem 15 cin
hohen Schafte getragene Blnme hat fast 4 em im
Durchmesser und ist weiß und jeder seiner Abschnitte
grün, weiß gerandet. Das früheste und groß-
blumigste aller Schneeglöckchen ist (x. Iinpsrati
^/'e,i. Es bat perlweiße Vlnmen anf 24 cm hohem,
bisweilen höherm Schaft.
Galanti, Carmine, ital. Theolog, Epigramma-
tiker und Danteforfcher, geb. 16. Juli 1821 zu
Cossignano in den Marken, studierte im Seminar
der Diöeese Ripatransonc, lehrte daselbst mehrere
Jahre Pbilofopdie und Mathematik, ward 1851
Domherr und hielt Vorlesungen über alttestament-
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