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Gallensteinkolik – Gallertflechten
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gallensteine'
der eingeklemmte Stein in den Darm übergetreten, so verschwinden sie plötzlich ganz, und der Kranke fühlt sich wieder
vollständig wohl. Solche Kolikanfälle können täglich und selbst mehrmals täglich auftreten; es können aber auch Wochen
und Monate und noch längere Zeiträume zwischen den einzelnen Anfällen liegen. Untersucht man nach einem solchen
Kolikanfall die Stuhlentleerungen des Kranken, so findet man häufig eine größere oder geringere Anzahl von G. in
denselben. Bleibt ein Gallenstein längere Zeit hindurch im Gallenblasengang stecken, so hindert er den Abfluß der Galle in
den Darm, dieselbe staut sich dann in der ganzen Leber an, tritt in das Blut über und aus diesem in die Gewebe des
Körpers; die Haut wird dadurch gelblich bis citronengelb gefärbt, welche Färbung zuerst und am leichtesten an der
gelblichen Färbung des Weißen im Augapfel erkannt wird. (S. Gelbsucht.) Bei dauerndem
Steckenbleiben des Steins im Gallenblasengang kann außer hochgradiger Gelbsucht auch Anschwellung der Leber und
Ausdehnung der Gallenblase oder Entzündung und selbst Durchbohrung der letztern mit nachfolgender tödlicher
Bauchfellentzündung eintreten; doch sind das im ganzen genommen nur seltene Vorkommnisse.
Hinsichtlich der Behandlung der Gallensteinkolik verdient während des Anfalls selbst
die dreiste Anwendung des Opiums und seiner Präparate die meiste Empfehlung, da durch dasselbe nicht nur die
furchtbaren Schmerzen am ehesten gelindert, sondern auch durch die eintretende Erschlaffung des Gallenblasengangs
der Durchtritt des Steins nach dem Darm wesentlich befördert wird. Ist starkes Erbrechen vorhanden, so zieht man
Einspritzungen von Morphium unter die Haut vor; daneben leisten warme Umschläge auf die Lebergegend oder ein
längeres warmes Vollbad gute Dienste. Gegen übermäßiges Erbrechen sind Eispillen, Selterswasser und Champagner,
gegen Ohnmachtsanwandlungen Wein, Äther oder schwarzer Kaffee die besten Mittel. Ist der Anfall vorüber, so suche
man zunächst durch eine vermehrte Darmbewegung die abgegangenen Steine aus dem Darm zu entfernen und reiche zu
diesem Zweck einige Löffel Ricinusöl oder reichliche erweichende Klystiere. Die weitere Aufgabe des Arztes besteht
darin, die Wiederkehr der Kolikanfälle möglichst zu verhüten, was erfahrungsgemäß am besten durch den länger
fortgesetzten Gebrauch gewisser alkalischer Mineralwässer, namentlich der von Karlsbad, Vichy, Marienbad, Kissingen
und Ems geschieht. Wahrscheinlich beruht die Wirksamkeit dieser Wässer darauf, daß durch sie die Gallenabsonderung
beträchtlich vermehrt und beschleunigt wird und so die G. gewissermaßen leichter hinweggeschwemmt werden. Eines
großen Rufs bei der Behandlung der Gallenkolik erfreut sich auch das Durandesche Mittel, das aus 15 g Schwefeläther
und 10 g Terpentinöl besteht, und von dem man täglich frühmorgens 2 g und allmählich mehr nehmen läßt, bis etwa 300 g
der Mischung verbraucht sind. Daneben müssen die Kranken für eine möglichst leicht verdauliche Diät, regelmäßige
Bewegung und für tägliche Regelung des Stuhlgangs sorgen; übermäßiger Alkoholgenuß und Excesse jeder Art müssen
von ihnen strengstens gemieden werden. Für sehr hartnäckige Fälle von Gallensteinkolik hat man die operative Eröffnung
(Cholecystotomie) oder die vollständige Entfernung der Gallenblase
(Cholecystektomie) empfohlen und wiederholt mit gutem Erfolg ausgeführt.
↔
Gallenstoffe, die Gesamtheit der in der Galle vorkommenden Verbindungen. Dieselben sind
teils Pigmente (s. Gallenfarbstoffe), teils Salze organischer Säuren
(s. Gallensäuren), ferner Cholesterin (s. d.), Schleim und geringe Mengen
von Fett.
Gallensucht, veralteter Name für mancherlei Krankheiten mit Symptomen seitens des
Gallenapparats, wie Gelbsucht, galligem Erbrechen, Gallenkolik u. dgl.
Gallerte (frz. gelée) nennt man Substanzen, die sich als
festweiche, zitternde, durchsichtige oder durchscheinende Massen aus Abkochungen von gewissen tierischen oder
pflanzlichen Stoffen beim Erkalten abscheiden und dabei die Gesamtmenge der vorhandenen Flüssigkeit in sich
aufgesogen enthalten. Am bekanntesten ist die durch Auskochen von Bindegeweben, Sehnen, Knorpel, Haut, Knochen
mit Wasser gewonnene Substanz, die durch völliges Trocknen hornartig hart wird und in reinster Gestalt die
Gelatine der Küchen, in unreinerm Zustande den gewöhnlichen
Leim (s. d.) darstellt. Die Gelatine wird nach der von d’Arcet angegebenen Methode aus sorgfältig
gereinigten Knochen bereitet, indem man aus diesen mittels verdünnter Salzsäure die anorganischen Bestandteile
(den phosphorsauren und kohlensauren Kalk) auszieht, den zurückbleibenden knorpelartigen Körper rein abwäscht, durch
Kochen mit Wasser auflöst, die Auflösung bei gelinder Hitze eindunstet und schließlich zu dünnen Platten ausgießt, die
getrocknet werden. Diese aufgelösten Gelatineplatten benutzt man neuerdings sehr viel in der Küche zur Herstellung von
allerlei säuerlichen Gallertgerichten, Fleischgelee (Aspik) oder süßen Geleespeisen; indessen sind die aus der Brühe von
Kalbs- und Schweinsfüßen oder Schweineschwarte hergestellten Fleischgallerten bei weitem schmackhafter als die mit
Gelatine bereiteten. Zur Anfertigung süßer Geleegerichte wählt man in mehrern Küchen lieber Hausenblase anstatt der
Gelatine, auch wendet man gegenwärtig als Ersatz derselben für allerlei Gallertspeisen vielfach die
Agar-Agar (s. d.) an.
In der Pharmacie bezeichnet man als G. oder
Gelatina die durch Abkochen stark schleimiger Tier- oder Pflanzenstoffe erhaltenen
Arzneimittel. In der abgekochten G. wird in der Regel Zucker u. s. w. gelöst. Pflanzengallerten werden vorzugsweise aus
Isländischem Moos und Carrageen bereitet, tierische G. aus geraspeltem Hirschhorn oder auch durch Auflösen von
Gelatine in Wasser. Früher waren G. eine sehr gebräuchliche Arzneiform.
Gallertflechten, Abteilung aus der Gruppe der
Flechten (s. d.), deren
Arten sämtlich einen homöomeren Thallus besitzen. Die Form desselben ist teils laub-, teils strauchartig, in einigen Fällen
auch krustenartig. In trocknem Zustande ist der Thallus schwärzlich und ziemlich hart, mit Wasser benetzt wird er dagegen
stets gallertig und nimmt gewöhnlich eine olivengrüne Farbe an. Die Gonidien der G. gehören den Algenfamilien der
Nostochaceen, Rivulariaceen, Scytonemaceen und Sirosiphonaceen an. Bei den meisten G., so bei
Collema (z. B. bei Collema pulposum Bernh.,
s. Tafel: Flechten I, Fig. 1),
Ephebe (s. d.) sind
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 491.