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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gallier - Gallikanische Kirche
ziere. Sein Feldherr Claudius, das Haupt der Verschwörung, wurde sein Nachfolger.
Gallier, s. Gallien.
Gallieren, Tannieren, Schmackieren, in der Zeugfärberei die Behandlung der Stosse mit Gerbsäure enthaltenden Flüssigkeiten, Abkochungen von Galläpfeln, Sumach u. a. Das G. kommt namentlich zur Verwendung in der Schwarzfärberei, aber auch in der Türkischrotfärberei.
Gallierstatuen, diejenigen Bildwerke, welche das große Weihgeschenk bildeten, das König Attalus I. von Pergamon zum Andenken an seinen 239 v. Chr. über die Gallier bei Sardes erfochtenen Sieg für die Akropolis zu Athen stiftete. Zu jenem Weihgeschenk, dessen 15 in lange, 4,80 m breite Basis auf der Akropolis aufgefunden worden ist, gehören sehr wahrscheinlich drei im Stil des sog. Sterbenden Fechters (s. unten) gehaltene G. im Dogenpalast zu Venedig, vier im Museum zu Neapel, eine im Vatikan zu Nom und eine im Louvre zu Paris.
Im Zusammenhang mit diesen Bildwerken steht jedenfalls auch die berühmte Figur des Sterbenden Fechters oder Sterbenden Galliers im Kapitolinischen Museum zu Rom, darstellend einen Gallier, der, um der Gefangenschaft zu entrinnen, sich selbst tödlich verwundet hat (s. Tafel: Griechische Kunst III, Fig. 6); verwandt damit ist eine andere Gruppe, angeblich: Arria (s. d.) und Pätus, die einen Gallier, der aus gleichem Grunde seinem Weib und sich selbst den Tod giebt, darstellt (s. vorstehende Figur). Beide Statuen sind eine schöne Verherrlichung des trotzigen, todesmutigen Freiheitsstolzes dieser Barbaren.
^[Abb.]
Galliset (spr.-seh), Gaston Alexandre Aug., Marquis von, franz. General, geb. 22. Jan. 1830 zu Paris, trat April 1848 in die Armee, wurde 1853 Lieutenant, 1860 Kapitän, 1863 Stabsoffizier und nahm am Feldzuge in Mexiko teil. G. stieg 1865 zum Oberstlieutenant und 1867 zum Obersten auf und befehligte das 3. Regiment Chasseurs d’Afrique. Seit 30. Aug. 1870 Brigadegeneral, führte er 1. Sept. an Stelle des verwundeten Divisionsgenerals die franz. Kavallerie nachmittags bei den Angriffen auf die bei Floing stehende preuß. Infanterie und zeichnete sich auch hierbei durch stürmische Tapferkeit und rücksichtsloses Einsetzen der eigenen Person aus. Nach der Kapitulation von Sedan blieb G. bis zum Schlüsse des Krieges in deutscher Kriegsgefangenschaft, übernahm dann den Befehl über eine Brigade der Armee von Versailles und führte diese während der Bekämpfung des Communeaufstandes. G. übernahm hierauf den Befehl über die Subdivision zu Batna in Algerien, schlug im Winter 1872/73 einen Aufstand der Araber durch einen kühnen Zug nach El Goléa nieder und übernahm darauf 1873 den Befehl über eine Infanteriebrigade des 8. Armeekorps. 1875 wurde er Divisionsgeneral und erhielt die 15. Infanteriedivision in Dijon, schloß sich nunmehr, trotz seiner bonapartistischen und klerikalen Gesinnung, öffentlich der republikanischen Partei an und wurde bald der erklärte Günstling Gambettas. G. übernahm es, die franz. Kavallerie zu reorganisieren, und wurde zu diesem Zwecke mit einer Machtfülle ausgestattet, wie solche vor ihm kein Reitergeneral besessen hatte. Durch Vorträge über die Ausbildung und den Dienst der Kavallerie, über Reiten und Pferdepflege verbreitete G. unter den höhern Führern der Waffe gleichmäßige Anschauungen über die Handhabung des Dienstes und übernahm die obere Leitung der auf seine Veranlassung ins Leben gerufenen großen Kavalleriemanöver, bei denen er sich unermüdlich thätig erwies, um die Truppe sowohl für die Schlacht wie für den strategischen Aufklärungsdienst vorzubereiten und in den Bewegungen im großen Verbände zu schulen. G. wurde 1879 an die Spitze des 9. Armeekorps in Tours berufen und übernahm daneben den Vorsitz des Kavalleriekomitees. In dieser Stellung übte er entscheidenden Einfluß in allen auf die Reiterei bezüglichen Personalfragen aus und entfernte alle Elemente, die den von ihm eingeführten Neuerungen feindlich gegenüberstanden. Auf seine Anregung wurden die Bekleidung und Ausrüstung der Kavallerie verbessert, das Gepäck erleichtert, die Rekrutierung zweckmäßiger eingerichtet, die Remontierung durch Einrichtung von Depots und Maßregeln zur Hebung der inländischen Pferdezucht verbessert, die Ausbildung der Mannschaft im Reiten erheblich gefördert und durch Telegraphistenkurse, Zerstören von Schienenwegen, Bau von Feldbrücken, Wettrennen vielseitiger gestaltet und in den Offizierkorps der Reitersinn auf jede Weise belebt und gepflegt. 1880 ward er Befehlshaber der Truppen von Paris, legte 1882 dieses Kommando nieder und verblieb nur Mitglied des Kriegsrates und Präsident des Kavalleriekomitees, woraus ihn 1886 Boulanger als Kriegsminister entfernte. Nachdem dieser vom Schauplatze abgetreten war, wurde G. 1889 reaktiviert und gehörte seit 1890 wiederum dem Obersten Kriegsrate an. 1895 schied er nach erreichter Altersgrenze aus dem aktiven Dienst. Das neue franz. Kavalleriereglement ist in seinen Grundzügen von G. verfaßt.
Gallige Dyskrasie, s. Gelbsucht.
Gallikanische Kirche oder Französische Kirche, die kath. Kirche in Frankreich mit Rücksicht auf ihre Stellung zum päpstl. Stuhle, in welcher Beziehung sie bis in die neuesten Zeiten eine gewisse nationale Selbständigkeit behauptete. Diesen speciellen Charakter der G. K. nennt man Gallikanismus. Die Wurzeln des Gallikanismus liegen schon in der alten Kirche, in dem Selbstbewußtsein der franz. Bischöfe, namentlich des Hinkmar (s. d.) von Reims, auch gegenüber Rom, und in dem stark entwickelten Souveränitätsgefühl der franz. Könige.