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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gallitzin; Gallium; Gallmeyer; Gallmilben; Gallmücken; Gallocanta; Gallocyanin; Galloflavin; Gallomanie; Gallon

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Gallitzin – Gallon

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gallisieren'

satz von damit vergärendem Trauben- oder Stärkezucker und Wasser einen trinkbaren Wein darzustellen. Hierbei ist der Gehalt des zu verbessernden Mostes an Zucker und Säure festzustellen und dann die Verdünnung und der Zuckerzusatz nach Maßgabe der Zusammensetzung eines normalen Mostes zu berechnen. Es habe z. B. ein Most einen Säuregehalt von 1,2 Proz. und einen Zuckergehalt von 15 Proz., so wird aus solchem Moste nie ein trinkbarer Wein werden. Wenn man aber diesen Most, durch Zusatz seines gleichen Volumens Wasser, auf den normalen Säuregehalt von 0,6 Proz. bringt und auf je 100 l des Gemisches noch 12,5 kg Zucker zufügt, so hat man nun 200 l eines Mostes, der, mit einem Zuckergehalt von 20 Proz., dem Gewächs eines mittlern Jahrgangs entspricht und nach der Vergärung einen immerhin trinkbaren Wein liefert. Das G. bezweckt nicht bloß eine Verminderung der freien Säure und eine Steigerung des Alkoholgehalts, sondern ergiebt auch eine bedeutende Weinvermehrung. Nach einem Urteil des Deutschen Reichsgerichts vom 20. Jan. 1887 ist das G. als Nahrungs- oder Genußmittelverfälschung zu bestrafen, weil durch dasselbe eine durch Zusatz fremder Stoffe dauernde Substanzveränderung des natürlichen Produkts eingetreten ist.

Gallitzin, russ. Familie, s. Golizyn.

Gallĭum, chem. Zeichen Ga, Atomgewicht 69,9, ein 1875 von dem franz. Chemiker Lecoq de Boisbaudran mit Hilfe des Spektroskops entdecktes Metall, das sich in mehrern Arten von Zinkblende findet, nach neuern Untersuchungen auch in geringer Menge im käuflichen Zink vorkommt. Es wird behufs seiner Darstellung aus seiner Lösung mittels Zinks gefällt und durch langwierige chem. Operationen gereinigt. In reiner Gestalt ist es weiß, von 5,95 spec. Gewicht und wird schon bei 30° flüssig, sodaß es in der Hand schmilzt. Es läßt sich schneiden und ist hämmerbar. Beim Erhitzen an der Luft ist es kaum flüchtig und wird auch nur oberflächlich oxydiert. Das Galliumspektrum zeigt zwei schöne violette Linien. G. kommt so spärlich vor, daß sein Entdecker 4300 kg Zinkblende verarbeiten mußte, um 62 g noch unreines G. zu erhalten. Ein allgemeineres Interesse besitzt es nicht. Bezüglich seiner Eigenschaften und Verbindungen steht es zwischen Aluminium und Indium, zwischen denen es auch im Periodischen System der Elemente (s. d.) seinen Platz findet. Interessant ist, daß Mendelejeff schon 1870 auf Grund einer Lücke im Periodischen System die Existenz und Eigenschaften eines neuen Elements, das er Ekaaluminium nannte, voraussagen konnte, welches Element denn auch 5 Jahre später in Gestalt des G. aufgefunden wurde.

Gallmeyer, Josephine, Schauspielerin, geb. 27. Febr. 1838 zu Leipzig, begann 1853 auf dem Theater zu Brünn ihre theatralische Laufbahn und gastierte von hier aus 1856 am Josephstädtischen Theater zu Wien. 1857 trat sie als Gast am Wiener Carl-Theater auf, wirkte 1859–60 in Hermannstadt, 1860–62 in Temesvár, und errang 1862 in Wien unter Strampfer in der Posse «Goldonkel» den ersten bedeutenden Erfolg. 1865 trat sie zum Carl-Theater über und leitete 1874–75, aber ohne Erfolg, das Strampfer-Theater, dem sie seit 1873 angehörte. Schon vorher war sie einige Zeit engagierter Gast des Theaters an der Wien gewesen, wo sie auch später wieder erschien. Sie starb in der Nacht vom 2. zum 3. Febr. 1884 in Wien. Aus ihrer Wiener ↔ Glanzzeit sind vor allem ihre Leistungen als Elegante Tini, Leichte Person, Handschuhmacherin («Pariser Leben»), Pfarrersköchin, Prinzessin von Trapezunt, Alte Schachtel u. s. w. hervorzuheben. Sie besaß einen natürlichen Humor bei großer Originalität und Frische. Als Schriftstellerin bethätigte sie sich durch eine dramat. Arbeit: «Aus purem Haß», eine dramat. Parodie auf Sarah Bernhardts Gastspiel in Wien: «Sarah und Bernhardt», und zwei Novellen: «Aus is' - Die zwei Schwestern» (1. bis 3. Aufl., Wien 1882).

Gallmilben (Phytoptidae), eine Familie der Milben. An dem sehr kleinen (0,15 bis 0,3 mm langen) Körper ist der Hinterleib langgestreckt und fein quergeringelt. Von den vier Beinpaaren sind die zwei vordern wohl entwickelt, die hintern zu kurzen Stummeln verkümmert. Die G. schmarotzen auf Pflanzen, wo sie gallenartige Mißbildungen, Phytoptocecidien, erzeugen, so die Lindengallmilbe (Phytoptus tiliae Duj.) die roten Beutelgallen auf den Lindenblättern.

Gallmücken (Cecidomydiae), eine zu den Mücken gehörige Insektenfamilie, deren Larven in Pflanzen leben und an denselben Auswüchse oder sonstige Mißbildungen erzeugen. Die G. sind kleine, nur wenige Millimeter lange Mücken mit langen oder sehr langen, meist quirlig behaarten Fühlern, langen, dünnen Beinen und großen, behaarten, wenig geäderten Flügeln. Die Larven mancher Arten können an den Kulturpflanzen großen Schaden anrichten, so besonders die der Hessenfliege und der Weizenmücken. (S. die betreffenden Artikel.)

Gallocanta (Laguna de G.), See in der span. Provinz Saragossa, an der Grenze von Teruel, hat gegen 25 km Umfang und Abfluß zu den Nebenflüssen des Jalon.

Gallocyanin, Solidviolett, ein künstlicher Farbstoff von der Zusammensetzung C15H13N2O5Cl, der zur Klasse der Oxazine gehört und bei der Einwirkung von salzsaurem Nitrosodimethylanilin auf Gallussäure oder Tannin erhalten wird. G. färbt mit Chrom gebeizte Wolle blauviolett. Wendet man statt Gallussäure den Methylester derselben an, so erhält man den ganz ähnlichen Methylester des G., der als Prune in den Handel kommt.

Galloflavin, ein künstlicher Farbstoff, der bei gemäßigter Oxydation von Gallussäure in alkalischer Lösung durch Luft erhalten wird. G. kommt in Form einer grünlichgelben Paste in den Handel, färbt mit Chrom gebeizte Wolle licht- und seifenecht gelb und giebt mit Chrom auf Baumwolle gedruckt einen grünlichgelben Lack.

Gallomănie (lat.-grch.) oder Gallicomanie, übertriebene Vorliebe für franz. Wesen; Galloman (Gallicoman), ein für franz. Wesen Schwärmender.

Gallon (deutsch Gallone), Einheit des engl. Hohlmaßes für feste schüttbare und auch für flüssige Waren. Nach der seit 1820 in Kraft stehenden gesetzlichen Bestimmung von 1824 muß das Imperial gallon (Reichsgallon) 10 engl. Handelspfund destillierten Wassers, bei einem Wärmegrad von 62° F. oder 13 1/3° R. und einem Barometerstand von 30 engl. Zoll in der Luft gewogen, oder 277,274 engl. Kubikzoll enthalten = 4,54346 l. Auch in Canada, im brit. Kaplande und Australien sind die neuen engl. Reichshohlmaße und mit ihnen das Imperial gallon eingeführt. Das alte engl. Weingallon (Wine gallon), welches, abgesehen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 501.