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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Garnier; Garnieren; Garnier Frères; Garniërīt; Garnier-Pagès

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Garnier (Joseph Clément) – Garnier-Pagès (Etienne Joseph Louis)

Garnier (^[fehlt: s]pr. -nĭeh), Joseph Clément, franz. Nationalökonom, geb. 3. Okt. 1813 in Breuil (Alpes-Maritimes), kam 1830 nach Paris, um sich dem Kaufmannsstande zu widmen, trat aber auf Veranlassung Ad. Blanquis in die von diesem geleitete höhere Handelsschule ein, an welcher er bald Hilfslehrer und später Professor wurde. In der Folge übernahm er auch den Unterricht in der Handelswissenschaft und Nationalökonomie am Collège Chaptal, am Athénée royal und erhielt 1846 dieselbe Professur an der École des ponts et chaussées. 1867 wurde er von seinem heimatlichen Departement zum Senator gewählt. Er starb 25. Sept. 1881 in Paris als Mitglied des Instituts. Seine litterar. Thätigkeit auf dem volkswirtschaftlichen Gebiete begann er als Mitarbeiter bei den verschiedenen größern Unternehmungen der Firma Guillaumin, namentlich des «Dictionnaire du commerce» (1835‒39), der «Collection des principaux économistes», für welche er gemeinschaftlich mit Rossi die Werke Malthus’ herausgab und einleitete, und besonders des «Journal des économistes», das er 1841 mitbegründet und bis zu seinem Tode als Redacteur geleitet hat. Von seinen zahlreichen selbständig erschienenen Schriften sind zu nennen: «Élements de l’économie politique» (Par. 1845; erweitert als «Traité d’economie politique», 9. Aufl., ebd. 1889), «Notes et petits traités» (ebd. 1858), «Du principe de population» (ebd. 1858; 2. Aufl. 1864), «L’association considerée au point de vue politique, sociale etc.» (ebd. 1863), «Traité de finances» (4. Aufl., ebd. 1882). G. gehörte durchaus der Say-Bastiatschen Freihandelsschule an. – Vgl. Biographie de l’économiste J. G. par son frère J. J. Garnier (Tur. 1882).

Garnier (spr. -nĭeh), Jules Arsène, franz. Genremaler, geb. 22. Jan. 1847 in Paris, trat 1867 in die École des beaux-arts in Paris und wurde Schüler Gérômes. Unter seinen Gemälden sind die bekanntesten: Die Badende (1869), Der Traum Adams, Das Recht des Gutsherrn (1872), Die Favorit-Sultanin (1877; nach V. Hugos «Orientales»), Der Befreier des Gebiets (1878), Die Versuchung des Einsiedlers (1879), Der Festtag. Eigenartig ist für G. die Mischung des Sinnlichen mit dem Schauerlichen. Er starb 25. Dez. 1889 in Paris.

Garnier (spr. -nĭeh), Robert, franz. Tragödiendichter, der ausgezeichnetste unter den Vorgängern Corneilles, geb. 1534 zu Ferté-Bernard, studierte die Rechte, wurde Parlamentsadvokat in Paris und starb 15. Aug. 1590 als Strafrichter (Lieutenant criminel) zu Le Mans. Von Jugend an durch das Studium der Alten zur Dichtkunst hingeführt, wurde er 1565 in den «Jeux floraux» preisgekrönt. Unter den Dramatikern des 16. Jahrh., die in Frankreich dem Beispiel Jodelles folgten und, angeregt durch ital. Vorbilder, nach dem Muster der klassischen Tragödie des Altertums in der Muttersprache regelrechte Trauerspiele in Alexandrinern und mit Chören dichteten, war G. bei weitem der fruchtbarste und erfolgreichste. Er lehnt sich vornehmlich an Seneca und Euripides an. Glänzende Sprache und tragisches Pathos ersetzen bei ihm aber nicht den Mangel dramat. Anlage. Von den sieben Tragödien sind drei («Porcie», 1568, «Cornélie», 1574, «Marc Antoine», 1578) Originalstücke aus der röm. Geschichte, drei («Hippolyte», 1573, «La Troade», 1578, «Antigone», 1579) Nachahmungen aus dem griech. Sagenkreise, eines («Les Juives», 1580) ist ein alttestamentliches Drama, ein achtes Stück, die Tragikomödie «Bradamante» (1580), ein romantisches Schauspiel. Gesammelt erschienen die Stücke Paris 1585 u. ö. und wurden danach herausgegeben von W. Förster («Les Tragédies», 4 Bde., Heilbr. 1882‒83). – Vgl. M. Bernage, Étude sur R. G., (Par. 1880); O. Mysing, R. G. und die antike Tragödie (Lpz. 1891).

Garnieren (frz.), mit dem nötigen Zubehör versehen, einfassen, besetzen, ausschmücken, möblieren. (S. Chambre garnie.)

Garnier Frères (spr. -nĭeh frähr, «Gebrüder Garnier»), Verlagsbuchhandlung in Paris, gegründet 1833 von Auguste Garnier, geb. 1812 in Lingreville, gest. 1887, und dessen Bruder Hippolyte Garnier, geb. 1816 ebendaselbst, der seit dem Tode des erstern alleiniger Besitzer ist. Der Verlag enthält große Sammelwerke, wie «Chefs-d’œuvre de la littérature française» (60 Bde., enthaltend die Werke von Molière, Lafontaine, Boileau, Racine, Montesquieu u. a.), «Collection des grands écrivains du ⅩⅧ<sup>e</sup> siècle» (enthaltend die vollständigen Werte von Voltaire [52 Bde.], Diderot, die Korrespondenz von Grimm), die «Bibliothèque choisie» franz. und ausländischer Schriftsteller, die «Nouvelle Bibliothèque latine-française» (81 Bde.); ferner Werke von Béranger, Châteaubriand, Rabelais (illustriert von G. Doré), einzelnes von Proudhon, Sainte-Beuve, das «Dictionnaire national» von Bescherelle, Wörterbüchker, Grammatiken, Sprachführer, Schulbücher, Volks- und Jugendschriften. Damit ist verbunden der Verlag des Abbé Migne (s. d.), eine portug. und span. Verlagsbuchhandlung (Klassiker, Übersetzungen, illustrierte Volks- und Jugendschriften).

Garniërīt oder Numeait, ein auf Neucaledonien in der Nähe des Hauptortes Numea vorkommendes sehr geschätztes Nickelerz, das warzige Stalaktiten, meerschaumähnliche oder zerreibliche Massen von lichter oder dunkler apfelgrüner Farbe bildet, indessen kein wohl definiertes Mineral darstellt, sondern als ein wasserhaltiges Magnesiumsilikat gelten muß, das mit ganz wechselnden Mengen von Nickeloxydul (bis 45 Proz.) imprägniert ist; es bildet Gänge im olivinführenden Basalt oder im Serpentin und wurde 1865 von Garnier entdeckt.

Garnier-Pagès (spr. -nĭeh paschähs), Etienne Joseph Louis, franz. Politiker, geb. 27. Dez. 1801 zu Marseille, studierte die Rechte und war Advokat, als die Revolution von 1830 ausbrach. Er nahm teil am Kampfe der drei Tage und wurde 1831 in die Kammer gewählt, wo er bald einer der hervorragendsten Parteiführer der franz. Demokratie wurde. Als Redner glänzte er durch ruhige Entwicklung seines Vortrags und durch feine Dialektik. Aufsehen erregte er zuerst, als er mit 40 andern Deputierten, darunter Lafayette, Lamarque u. s. w., den Compte rendu gegen die Politik des «Justemilieu» unterzeichnete. Als Mitglied des Vereins Aide-toi et le ciel t’aidera (s. d.) wurde er angeklagt, bei dem republikanischen Aufstande vom 28. Juli 1832 beteiligt gewesen zu sein, jedoch freigesprochen. Mutig und umsichtig benahm er sich 1834 in der Kammer. Als man im ersten Schrecken über die Macht der republikanischen Vereine der Regierung jede begehrte Koncession zu machen bereit war, suchte er dieser Überstürzung Einhalt zu thun. In keiner Session versäumte G., für die Erweiterung des polit. Stimmrechts zu sprechen. Bei den