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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Garnpresse; Garnsee; Garnstärkemesser; Garntafel; Garnwage; Garnwinde; Gâro; Garo-Berge; Garofălo; Garonne

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Garnpresse – Garonne

Schaftes und diejenigen Teile, die zur Verbindung der Hauptteile oder zur Schonung des Schaftes dienen (Ringe, Kolbenkappe, Abzugsbügel u. a.). In der deutschen Armee ist statt des Ausdruckes G. Gewehrbeschlag und Gewehrzubehör eingeführt. G. nennt man auch eine Anzahl gleichartiger zusammengehörender Gegenstände (z. B. eine G. Knöpfe, Teller, Gläser, Pfeifen u. s. w.), ein Besteck von Messern und Gabeln, einen gleichförmig gearbeiteten, mit einerlei Steinen besetzten Schmuck.

In der Technik bedeutet G. eine Anzahl Werkzeuge, die zu derselben Arbeit notwendig sind; in der Spinnerei ist G. soviel wie Kratzenbeschlag, bei Dampfkesseln soviel wie Armatur.

Unter einer G. Bekleidungs- oder Ausrüstungsstücke versteht man eine für die Mannschaftsstärke einer Truppenabteilung ausreichende Zahl Bekleidungs- u. a. Stücke gleicher Güte. Die erste G. enthält die für die Mobilmachung vorrätig gehaltenen Bekleidungen der kriegsstarken Abteilung, eine zweite G. den Paradeanzug für die Friedensstärke, eine dritte den Sonntagsanzug, eine vierte den Anzug zum Ausgehen in der Woche, eine fünfte den Exerzier-, eine sechste den Arbeitsanzug.

Garnpresse, Pack- oder Bündelpresse, eine Maschine, welche dazu dient, die zu Strähnen gehaspelten Garne in sog. Packe oder Bündel von möglichst geringem Volumen zu formen, deren jedes ein Gewicht von 5 bis 10 Pfd. besitzt. Diese Maschinen sind verschieden, als Hebel-, Schrauben-, hydraulische Pressen u. s. w., konstruiert und immer so eingerichtet, daß sie gleichzeitig das Einbinden der zusammengedrückten Bündel ausführen.

Garnsee, poln. Schlemmo, Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Kreis Marienwerder, 15 km im S. von Marienwerder, zwischen fünf fischreichen Seen, an den Nebenlinien Thorn-Marienburg und G.-Lessen (13,5 km) der Preuß. Staatsbahnen (Bahnhof 2 km entfernt), hat (1890) 1088 E., Post, Telegraph, evang. Pfarrkirche und Thonwarenfabrikation.

Garnstärkemesser, s. Garndynamometer.

Garntafel, s. Bombykometer.

Garnwage, Sortierwage, eine Vorrichtung, mittels deren man die Nummer eines Garnsträhns (Schneller) von bestimmter Länge ohne Anwendung von Gewichten feststellen kann. Die G. sind entweder kleine Schnellwagen, bei welchen das verschiebbare konstante Laufgewicht auf der Einteilung des Balkens die Nummer angiebt, oder Zeigerwagen, bei denen durch Anhängen des Garnstrangs an den einen Arm das konstante Gewicht des andern Arms mehr oder weniger gehoben wird und die dadurch bewegte Zunge (der Zeiger) auf der Skala eines Gradbogens die Nummer anzeigt. Die letztere Konstruktion ist die am meisten gebräuchliche.

Garnwinde, eine Vorrichtung, um das fertige Garn gleichmäßig aufzureihen, in sog. Strähne zu verwandeln, welche einen sichern Transport des Gespinstes ermöglichen, auch später zum Verkauf oder zur weitern Verarbeitung auf Spulen oder in Knäuel verteilt werden. Der Apparat gleicht in seiner Konstruktion dem Garnhaspel (s. Garn), mit dem Unterschied, daß nicht, wie bei diesem, eine Zählvorrichtung zum selbstthätigen Messen der aufgewundenen Fadenlänge vorhanden ist, und besteht aus einer leichten Trommel, die von vier oder mehr gehobelten, durch entsprechende Streben miteinander verbundene Latten gebildet ist und mittels Handkurbel oder Riemenscheibe um ihre Achse gedreht wird. Die Trommel hat, je nachdem ein Faden oder mehrere Fäden zugleich aufgewunden werden sollen, verschiedene Breite.

Gâro, Volksstamm, s. Lohitavölker.

Garo-Berge (engl. Garo, Hills), südwestlichster Distrikt der indobrit. Provinz Assam, enthält 8148 qkm mit (1881) 109548 E. Vordem gänzlich unerforscht, ist das Land seit 1873 kartographisch aufgenommen. Es ist von dichten Wäldern bedeckt, die aber, abgeschnitten von jedem Verkehr, nur wenig Gewinn abwerfen.

Garofălo, Benvenuto da, eigentlich Benvenuto Tisio, ital. Maler, geb. 1481 zu Garofalo unweit Ferrara, bildete sich in letzterer Stadt unter Domenico Panetti, seit 1499 in Cremona unter Boccaccino Boccacci, dann in Rom. Nachdem er sich einige Zeit in Mantua aufgehalten hatte, kehrte er wieder nach Rom zurück, wo er Raffaels Werke studierte. In der Folge lebte er in Ferrara, wo er in nähere Beziehung zu Dosso Dossi trat, wurde von Alfons Ⅰ. von Ferrara vielfach beschäftigt und starb daselbst, angeblich erblindet, 6. Sept. 1559. G. ist neben Dosso und Ortolano der Hauptmeister der ferraresischen Schule im Anfang des 16. Jahrh. Seine Werke verraten die Einwirkung besonders der lombard. Schule und der Schule Raffaels. Doch ist die den Ferraresen eigentümliche Richtung auf derbe, leuchtende Farbe und breite Darstellung auch in ihm nicht zu verkennen. Seine Gemälde zeichnen sich durch große Anmut und tiefe Charakteristik der Köpfe aus, welche bisweilen so sehr an Raffael erinnern, daß mehrere Bilder bald diesem, bald G. zugeschrieben wurden. Wandmalereien von seiner Hand sind zu Ferrara im Dom, in San Francesco und im Seminario vescovile. Von seinen Tafelbildern sind hervorzuheben: Madonna in Wolken mit Heiligen (1514), Bethlehemitscher Kindermord (1519), Auferweckungswunder bei der Kreuzesfindung (1536), Niccolò da Tolentino Messe lesend, Anbetung der Könige (1549), sämtlich in der städtischen Gemäldesammlung (Palazzo de’ Diamanti) zu Ferrara; Pallas Athene und Poseidon, Maria das Kind anbetend, Die verwundete Venus den Mars um seinen Wagen bittend (in der Dresdener Galerie); Maria mit dem Leichnam Christi (1530; Münchener Pinakothek), Vision des heil. Augustin (London, Nationalgalerie).

Garonne (lat. Garumna), der Hauptfluß Südwestfrankreichs, entspringt auf span. Gebiet in dem Hintergrunde des Pyrenäenthals Valle de Aran in 1872 m Höhe, zwischen der Maladetta und Mont-Vallier, tritt nach einem Laufe von 45 km durch den finstern Querspalt Pont du Roi (in 590 m Höhe) auf franz. Gebiet und wird flößbar. Hier wendet sie sich bei Montrejeau gegen NO., verläßt bei St. Gaudens die nördlichste Pyrenäenkette, geht über St. Martory (wo sie schiffbar wird) und erreicht bei Toulouse (132 m), 63 m breit, ein breites von Hügelreihen begrenztes Thal. Bei Toulouse wendet sie sich nach NW. und fließt über Agen und Marmande nach Bordeaux, wo sie ein Becken von 1000 m Breite und 7 km Länge bildet, geräumig genug für 1000 Schiffe. Nach der 24 km weiter bei Bourg-sur-Gironde erfolgenden Vereinigung mit der Dordogne bildet der Fluß ein Ästuar unter dem Namen Gironde (s. d.) und mündet, durch Forts und Batterien geschützt, zwischen der Spitze von Grave und Royan in den Atlantischen Ocean. Gewaltige Springfluten, hier Mascarets oder Raz de marée ge- ^[folgende Seite]