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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gartensänger - Gärtner
zen sonst leicht in Samen schichen. Die Kultur ist
die gleiche wie bei Kopssalat. Empfehlenswert sind:
Pariser gelber (Fig. 4), grüner Sachsenhäuser, wei-
ßer Riesen-, bnnter Forellen-, blutroter Forellensalat.
Der Pslücksalat ist eine hochschießende Form,
deren Stengel mit krausen Blättern besetzt sind, die
nach und nach abgepflückt werden.
Weiter ist hier noch zu nennen der Spargel-
salat. Von dieser Sorte werden die Stengel be-
nutzt und wie Spargel zubereitet und genossen.
Kultur wie beim Kopssalat.
Der ^amenernte aller dieser G. geschieht durch
die Made der Lattich fliege (^ntliom^iH Illewca-
,-vim Je.) nicht selten ein ganz erheblicher Abbruch;
dieselbe lebt im August in den noch unreifen Frucht-
topfchen und frißt diese aus. Wo sich dieses Insekt
einmal eingenistet hat, da bleibt nichts übrig, als
die Salattultur entweder sür mehrere Jahre auf-
zugeben oder, wenn dies angeht, in eine entfernte
Feldmark zu verlegen. Auch sollte man alle Ernte-
abfälle sorgfältig verbrennen.
Ein anderer sehr beliebter G. gehört der Gattung
(ielioi-iuin (s. d.) an; es ist dies die Endivie
l^iclioi'imn 6näiviÄ _^.), welche aus Ostindien stam-
men soll, aber schon seit langer Zeit als Kultur-
pflanze gezogen wird. Als In^dus wurde sie schon
von den alten Römern kultiviert und noch heute ist
sie in Frankreich und in einigen Landstrichen dies-
seit des Rheins hochgeschätzt. Infolge einer viel-
hundertjährigen Kultur in den verfchiedensten Kli-
maten sind viele, in ihren Merkmalen ziemlich kon-
stante Sorten entstanden, welche sich auf zwei Haupt-
formen zurückführen lassen, krausblätterige (Fig. 5
u. 6) und breitblätterige (Eskariol, Fig. 7). Die
Endivie wird in der Regel erst von Mitte Juni an
in mehrern Folgen ausgesät und muß, bevor man
sie für die Küche benutzt, gebleicht werden. Zu die-
sem Zweck werden die Blätter der Pflanze, sobald
diese ihre normale Größe erreicht hat, mit einem
Faden zusammengebunden, wodurch die innern
Blätter weiß und zart werden. Bei Kälte wird die
Pflanze mit einem kleinen Erdballen im Keller oder
andern frostfreien trocknen Räumen in Sand oder
Erde eingeschlagen und nach und nach verbraucht.
Gartenfänger, Bastardnachtigall, Mehl-
brust, Sp ötterling (ll)^0lg/i8 ictei'ina. ^imA.),
mitteleurop. Singvogel von der Größe der Dorn-
grasmücke, der sich am liebsten in Gärten aufhält,
oben olivengrau, unten und am Zügel schwefelgelb
ist, Ende April ankommt, im August abzieht und
in Asrika überwintert. Er hat einige, denen der
Nachtigall ähnliche Flötentöne, die aber durch
Schmalzen und Knarren unterbrochen werden, und
hält sich schlecht im Käfig.
Gartenschierling, s. ^6tku5a
Gartenschläfer (^^oxus Hii6i-cinu3/^.), ein
zur Gattung der Schläfer oder Bilche gehöriger
tleiner Nager von grauer Färbung mit schwarzer
Gesichtszeichnung und dünnem, am Ende buschigem
schwänz. Im westl. und mittlern Europa richtet
er in den Obstgärten großen Schaden an. Er baut
freistehende runde Nester, in die das Weibchen im
Juni seine Jungen wirft. Gefangen verbringt der
G. den ganzen Tag schlafend.
Gartenschnecke, s. Schnirkelschnecken.
Gartenspritze, s. Gartengeräte ((H. 556d fg.).
Gartenftiefmütterchen, s. Viola.
Gartenstil, die bei Einrichtung von Landschafts-
gärtcn durch die Gartenkunst (s. d.) zur Anwendung
gebrachte Einheit der Grundsormen, als Resultat
eines bestimmten Kunstgeschmacks. Man unter-
scheidet: 1) den regelmäßigen oder geometri-
sch e n und 2) den unregelm äßigen oder natür-
lichen G. Letzterer bricht sich scit Mtte des
18. Jahrh, mit dem zunehmenden Verständnis für
Naturschönheiten immer mehr und mehr Bahn,
ohne jemals den regelmäßigen G. vollständig ver-
drängen zu können. Man findet denselben vielmehr
noch, an die architektonischen Linien der Wohn-
gebäude u.s. w. sich anlehnend (Blumenparterre), als
unumgänglichen Vermittler zwischen der Architektur
übergehenden Parkanlage. Der regelmäßige G. ist
ferner notwendig zur Verschönerung der oft in engen
Grenzen gehaltenen Umgebung öffentlicher Gebäude,
zur Einrichtung öffentlicher Schmuck- und Spiel-
plätze, kleinerer Villengärten u. s. w. Umfangreiche
Parkanlagen regelmäßigen Stils, wie sie unter Lud-
wig XlV.'durch Le Nötre eingeführt und fast überall
Mode wurden, gehören nur noch der Geschichte an,
weshalb man den regelmäßigen G. auch den ge-
schichtlichen G. nennt.
In diesem unterscheidet man: 1) einen mauri-
schen oder arabischen, 2) einen römischen oder
italienischen, 3) einen französi s ch e n und
4) einen holländischen G.; in dem natürlichen
G. 1) einen chinesischen und 2) einen englischen.
Der chinesische G. unterscheidet sich von dem englischen
durch eine übermäßige Anhäufung mit Wasser-
sällen verbundener künstlicher Felsen, Ruinen, Seen,
Bächen, Brücken, tleiner Tempel u. s. w., durch fast
unnachahmbare, unzweckmäßige Windungen der
Wege auf einem verhältnismäßig kleinen Raume,
während der englische G. sich durch vornehme Ein-
fachheit und Ruhe, begründet durch große wiesen-
ähnliche Rasenbahnen und llmfangreicheSeeanlagen,
langgestreckte Wegezüge, die den natürlichen Ver-
hältnissen sich möglichst anpassen, kennzeichnet. Die
jetzt übliche Vereinigung des regelmäßigen mit dem
unregelmäßigen Stil nennt man den neuern oder
modernen G. Vgl. die unter Gartenkunst an-
geführte Litteratur. ^tengeräte (S. 555).
Gartenwalzen, Gartenwerkzeuge, s. Gar-
Gartenwinde, s. (^nvo1vuw8.
Gärtner, jeder, der einen oder mehrere Zweige
des Gartenbaues (s. d.) berufsmäßig betreibt. Nach
den verschiedenen Betrieben unterscheidet man:
Landschaftsgärtner, die sich auch Garten-
künstler, Gartenarchitekten oder Garten-
ingenieure fs. Gartenkunst) nennen; Topfpflanzen-
und Blumengärtner, die meistens Kunstgärtner
genannt werden; Gemüfegärtner, Obstgärtner, Obst-
baum- und Gehölzzüchter oder Baumschulgärtner,
Rosenzüchter und Samenzücbter. Handcls gärt-
ner sind G., die für eigene Rechnung zum Verkauf
produzieren; Privatgärtncr besorgen die Unterhal-
tung der Gärten von Gartenliebhabern. Der Titel
Gartenbaudirektor wird im preuh. Staate an
Handels- oder Privatgärtner sür hervorragende Lei-
stungen als Auszeichnung verliehen.
Zuerst muß jeder G. sich eine allgemeine Kenntnis
aller oder wenigstens der meisten Fächer des Garten-
baues in einer mehrjährigen praktischen Thätigkeit
als Lehrling und Gehilse verschaffen. Die erforder-
lichen theoretischen Kenntnisse und Fertigkeiten wer-
den am leichtesten und besten durch den Besuch
einer höhern Gärtnerlehranstalt (s. Gartenbau-
schulen) erworben.