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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gasreinigungsmasse; Gasretorten; Gasröhren; Gasruß; Gaß; Gassa; Gassātim gehen; Gassauger; Gassen; Gassendi; Gassengmaschine; Gassenhauer

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Gasreinigungsmasse - Gassenhauer

hängig von den Druckschwankungen in der Leitung zu machen. Schon auf den Gasanstalten wird durch einen großen Gasdruckregler (s. Gasbeleuchtung, S. 566 b, und Tafel: Gasbeleuchtung Ⅱ, Fig. 3) der Druck des Gases, welches in die Stadt geleitet wird, möglichst auf gleichmäßige gewünschte Höhe gebracht. Die kleinen Verbrauchs-Gasregler dienen in erster Linie für die Straßenbeleuchtung, um den Gasverbrauch der Straßenflammen genau zu regeln, werden aber auch bei Innenbeleuchtung vielfach verwendet, um bei eintretendem höhern Gasdruck den Gasverbrauch nicht über ein gewisses Maß steigen zu lassen. Sie finden ihren Platz direkt unter dem Brenner. Der Behlsche Regler (s. beistehende Figur) wirkt vermittelst einer auf einer Hülse befindlichen Scheibe, die sich in einem cylindrischen Gehäuse frei auf und ab bewegt. Die Hülse hat einen Ausschnitt, der sich schließen oder öffnen kann. Steigt der Druck, so hebt sich die Scheibe, schließt die Öffnung, und entsprechend dem höhern Druck gelangt weniger Gas durch den Schlitz aufwärts zum Brenner.

^[Abb. Behlscher Regler]

Gasreinigungsmasse, s. Gasbeleuchtung (S. 566 a).

Gasretorten, röhrenförmige, an einem Ende dauernd verschlossene, am andern Ende mit besonderer Armatur versehene Apparate, deren man sich bei der Herstellung des Leuchtgases (s. Gasbeleuchtung, S. 565 b) zur Erhitzung der Kohlen oder der sonstigen zu vergasenden Stoffe bedient. Für die Erzeugung des Kohlengases verwandte man ursprünglich nur gußeiserne Retorten, diese finden jedoch gegenwärtig nur noch ganz ausnahmsweise Verwendung, da sie sich rasch abnutzen und dadurch Veranlassung zu Betriebsstörungen werden. Die eisernen sind in allen größern Gaswerken durch Chamotteretorten verdrängt. Vereinzelt findet man aus feuerfesten Steinen mit Thonmörtel gemauerte Retorten, doch haben diese sich im Betriebe wenig bewährt. Die G. hatten früher die Gestalt einer runden Röhre. Man macht sie jetzt entweder von ovalem Querschnitt, mit einem Achsenverhältnis von 2:3, oder man giebt dem Querschnitt die Gestalt eines liegenden D ^[img]. Die Größenverhältnisse der G. schwanken sehr, man giebt ihnen eine Länge von 2,5 bis 6 m, die Weite und Höhe schwankt bei D-Form von 37:31 bis zu 63:37 cm, bei ovalem Querschnitt von 42:31 bis zu 58:47 cm; häufig angewandt werden G. von 250 cm Länge, 47 cm Weite und 31 cm Höhe.

Gasröhren sind die das Gasrohrnetz (s. Gasbeleuchtung, S. 566 b fg.) bildenden Röhren; über ihre Preise s. Gas- und Wasserleitungsarbeiten.

Gasruß, s. Buchdruckfarbe.

Gaß, Gassa, Goz, eine kleine Kupfermünze der arab. Hafenstadt Maskat, 1/20 des Mamudi, an Geltung (als 1/400 des alten span. oder des mexik. Silberpiasters) = etwas mehr als ¾ Pf. Deutscher Währung oder 4/10 Kr. österr. Währung.

Gaß, Wilh., prot. Theolog, geb. 28. Nov. 1813 zu Breslau, wo sein Vater, Joachim Christian G. (geb. 1766 in Anklam, gest. 19. Febr. 1831), ein Freund und Gesinnungsgenosse Schleiermachers , Professor und Konsistorialrat war, studierte in Breslau, Halle und Berlin, habilitierte sich 1839 in Breslau, wurde 1846 hier, 1847 in Greifswald außerord. Professor, 1855 ord. Professor, 1861 nach Gießen berufen, 1868 nach Heidelberg, wo er 21. Febr. 1889 starb. G. vertrat eine gemäßigt liberale Richtung. Seine Hauptwerke sind: «Geschichte der prot. Dogmatik in ihrem Zusammenhange mit der Theologie überhaupt» 14 Bde., Berl. 1854‒67), «Symbolik der griech. Kirche» (ebd. 1872), «Geschichte der christl. Ethik» (2 Bde., ebd. 1881‒87). Ferner sind zu nennen: «Gennadius und Pletho» (2 Bde., Bresl. 1844), «G. Calixt und der Syncretismus» (ebd. 1846), «Die Mystik des Nikolaus Cabasilas vom Leben in Christo» (Greifsw. 1849), «Zur Geschichte der Athosklöster» (Gießen 1865), «Die Lehre vom Gewissen» (Berl. 1869), «Optimismus und Pessimismus» (ebd. 1876). G. gab «Schleiermachers Briefwechsel mit J. Ch. Gaß» (ebd. 1852) und aus Henkes Nachlaß dessen «Neuere Kirchengeschichte» (3 Bde., Halle 1874‒80) heraus.

Gassa, Kupfermünze, s. Gaß.

Gassātim gehen, s. Kassation (musikalisch).

Gassauger, s. Gasbeleuchtung (S. 565 b fg.) und Tafel: Gasbeleuchtung Ⅰ, Fig. 4.

Gassen, Stadt im Kreis Sorau des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, 17 km im NW. von Sorau, an der Lubst, an den Linien Berlin-Kohlfurt-Breslau und Sommerfeld-Sagan der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 2755 E., darunter 180 Katholiken, Post, Telegraph; Eisengießerei, Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen (700 Arbeiter, 2 Mill. M. Umsatz), Mühlen- und Maschinenbauanstalt, Pantoffelfabrikation, Töpfereien, Ziegeleien. G. wurde 1656 von geflüchteten evang. Schlesiern angelegt und erhielt 1660 Stadtrecht.

Gassendi (spr. gassängdih oder -angdih), Petrus, eigentlich Pierre Gassend, franz. Physiker, Mathematiker und Philosoph, geb. 22. Jan. 1592 zu Chantersier in der Provence, wurde schon im 16. Jahre als Lehrer der Rhetorik zu Digne angestellt. Später studierte er zu Aix Theologie, wurde dann Propst zu Avignon und 1613 Professor der Theologie, 1616 Professor der Philosophie zu Aix. Abgeneigt der damals allein geltenden Aristotelischen Philosophie, beschäftigte er sich mit den Naturwissenschaften, vorzüglich mit Astronomie und Anatomie. Er entsagte 1623 seinem Lehramte und kehrte nach Digne zurück, um sich ungestört seinen Studien widmen zu können. Später (1645) wurde er Professor der Mathematik am Collège Royal de France zu Paris, wo er 24. Okt. 1655 starb. An die Atomenlehre Epikurs anknüpfend, vertrat G. der Cartesianischen Lehre gegenüber die materialistische Weltanschauung. Schon in Aix hatte er ein Werk «Exercitationes paradoxicae adversus Aristotelos» veröffentlicht, von dem jedoch nur das erste (1624) und das zweite Buch (1659) veröffentlicht wurde. Seine wichtigsten Schriften sind: «Disquisitio Anticartesianae» (1643), «Disquisitio methaphysica» (beide Streitschriften gegen Descartes), «De vita, moribus et placitis Epicuri» (1647), «Syntagma philosophiae Epicuri» (1649). Seine Werke wurden gesammelt von Montmort und Sorbière (6 Bde., Lyon 1658) und von Averrani (6 Bde., Flor. 1728) – Vgl. P. F. Thomas, La philosophie de G. (Par. 1889).

Gassengmaschine, s. Appretur (Bd. 1, S. 763 a).

Gassenhauer bedeutete ursprünglich die nächtlich auf der Gasse schwärmenden und lärmenden