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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gassenlaufen; Gasser; Gasserscher Knoten; Gaßner; Gasspritze; Gast; Gastalde; Gastaldīt

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Gassenlaufen - Gastaldit

Zecher, Buhler und Raufer, die mit ihren Degen auf die Pflastersteine der Gasse hieben; der Name wurde weiter übertragen auf die von ihnen beharrlich, zuweilen unter Instrumentalbegleitung, wiederholten Lieder. Dann scheint G. aber eine ganz bestimmte Art volkstümlicher Lieder, vielleicht Tanzlieder, zu bedeuten: so erscheint das Wort im 16. Jahrh. neben Reuter- und Bergliedlein auf dem Titel mehrerer Liedersammlungen (z. B. der Sammlung Knausts, Frankf. 1571). Im vorigen Jahrhundert bedeutete es zunächst einfach das, was wir heute Volkslied nennen, bekam aber bald einen geringschätzigen Nebensinn. Zum echten G. gehört vor allem eine frappante, aber triviale Melodie.

Gassenlaufen, s. Spießrutenlaufen.

Gasser, Hans, Bildhauer, geb. 2. Okt. 1817 zu Eisentratten in Kärnten, wurde in Wien gebildet und wirkte seit 1851 an der Akademie daselbst als Lehrer im Zeichnen und Modellieren. Er schuf vielfachen Skulpturenschmuck für öffentliche Gebäude; so die Statuen an der Johanniskirche in Neulerchenfeld, die Kriegerstatuen und allegorischen Figuren an dem neuen Arsenalbau, die Statuen des heil. Johannes und der heil. Elisabeth an der Südseite der Stephanskirche. Auf der Elisabethbrücke ist seine Marmorstatue des Schriftstellers Jos. von Sonnenfels aufgestellt. Zu seinen größern Arbeiten gehören das Erzstandbild Weldens für den Schloßberg in Graz und das Wielands für Weimar (1857 enthüllt). Auch erhielt die wahrscheinliche Grabstätte Mozarts in Wien ein würdiges Denkmal durch ihn. Daran schließt sich eine große Reihe von Porträtbüsten und Statuetten, besonders von berühmten Künstlern und Künstlerinnen. 1862 ward seine Statue Maria Theresias für Klagenfurt vollendet. 1867 war er für das Opernhaus thätig, wo er die beiden Brunnen mit Statuen schmückte. Am besten sind diejenigen seiner Werke, in welchen ein genrehafter oder idyllischer Zug vorherrscht, wie z. B. sein Donauweibchen im Wiener Stadtpark (1865), die Standbilder der österr. Nationalitäten an der (alten) Börse daselbst, seine ins Bad steigende Nymphe u. a. Er starb 21. April 1868 in Pest. Ein Denkmal (von Meßmer) wurde ihm 6. März 1871 zu Villach errichtet.

Gasserscher Knoten (Ganglio Gasseri), großer Nervenknoten am Stamme des fünften Gehirnnerven, benannt nach dem Anatomen Gasser (1765) in Wien (s. Ganglien und Gehirn).

Gasser von Valhorn, Joseph, Bildhauer, geb. 22. Nov. 1816 zu Prägraten in Tirol, besuchte als Schüler Kliebers seit 1837 die Akademie zu Wien, bildete sich dann seit 1846 in Rom weiter aus und ließ sich 1852 in Wien nieder. 1865‒73 war er an der Akademie daselbst als Lehrer thätig. Von seinen Werken sind zu nennen: die 5 Portalfiguren für den Dom zu Speier (1856), 24 Statuen für die Stephanskirche zu Wien, 9 Statuen für die Altlerchenfelder Kirche daselbst; ferner 7 Reliefs für die Kaiserhalle in Speier, die Marmorstatue Herzog Rudolfs Ⅳ. für die Elisabethbrücke in Wien, die Standbilder Kaiser Maximilians Ⅰ., Friedrichs des Streitbaren und Leopolds von Habsburg für das Museum im Arsenal, die Marmorstatuen der sieben freien Künste im Treppenhaus des neuen Opernhauses. Außerdem lieferte er mehrere Büsten, z. B. die des Kaisers Maximilian von Mexiko sowie die seiner Gemahlin, der Kaiserin Charlotte, und die des Kaisers Franz Joseph für das Hôtel de Ville zu Paris, welche 1871 zu Grunde ging. Seit 1873 arbeitete er vorzugsweise für die Votivkirche zu Wien; so die Tympanreliefs der drei Hauptportale, die Gruppe der Dreifaltigkeit, Krönung Mariä, neun Engel, die Erlöserstatue sowie die Statuen des Hochaltars und eines Seitenaltars. Für das neue Rathaus hat G. die Figur des Herzogs Rudolf des Stifters gefertigt, für das Burgtheater den Prometheus und die Genoveva; für das Universitätsgebäude die Figuren des Herodot und Aristarch; ferner für den neuen Dom zu Linz eine Reihe von Statuen. Er wurde 1879 in den Adelstand erhoben.

Gaßner, Joh. Joseph, Teufelsbanner, geb. 22. Aug. 1727 zu Bratz bei Bludenz in Vorarlberg, war kath. Pfarrer zu Klösterle im Bistum Chur. In dem Glauben, daß die meisten Krankheiten von bösen Geistern herrührten, fing er an, durch Segensprechungen und Gebete diese Geister auszutreiben. Der Bischof von Konstanz berief ihn in seine Residenz, überzeugte sich aber bald von der Marktschreierei G.s; dagegen hielten ihn mehrere andere Reichsprälaten für einen Wunderthäter, und er erhielt 1774 von dem Bischof zu Regensburg einen Ruf nach Ellwangen, wo er angeblich Lahme und Blinde, vorzüglich aber mit Krämpfen und Epilepsie behaftete Personen durch den bloßen Machtspruch «Cesset!» («Er weiche!», nämlich der Teufel) heilte. Doch bald erhoben aufgeklärte Männer ihre Stimme gegen ihn, und auch die Erzbischöfe von Prag und Salzburg verurteilten in Hirtenbriefen sein Treiben. Als das Unwesen immer ärger wurde, machte ein kaiserl. Befehl den Wunderkuren im ganzen Römischen Reiche ein Ende. G. zog sich auf die Pfarrei Bondorf bei Regensburg zurück und starb 4. April 1779. – Vgl. Sierke, Schwärmer und Schwindler zu Ende des 18. Jahrh. (Lpz. 1874); J. A. Zimmermann, Joh. Jos. G., der berühmte Exorcist (Kempten 1878).

Gasspritze, s. Feuerspritze (Bd. 6, S. 741 a).

Gast (Mehrzahl Gasten), im Seewesen der einzelne Matrose in Bezug auf die dienstliche Beschäftigung, der er an Bord für gewöhnlich zugeteilt ist. So nennt man Bootsgasten die Ruderer in den Booten; Marsrahgasten, die die Marssegel, Bramrahgasten, die die Bramsegel, Klüvergasten, die den Klüver, Backsgasten, die das Vorgeschirr bedienen. Die Topsgasten sind bei den Segelmanövern im Top, die Kuhlgasten in der Kuhl, die Achtergasten auf dem Achterdeck, die Schanzgasten auf der Schanze oder Kampanje stationiert; die Rudergasten bedienen das Ruder und werden von den Steuermannsgasten beaufsichtigt; die Signalgasten sind für das Signalgeben ausgebildet; die Loggasten bedienen das Log.

Auch heißen die Handwerker der Werftdivisionen G., und zwar bezeichnet G. hier die Matrosen-, also Gemeinencharge. So giebt es: Zimmermannsgasten, Segelmachersgasten, Büchsenmachersgasten, Böttchersgasten, Malersgasten, Schreibersgasten, Schuhmachersgasten, Schneidersgasten. Der Obermatrosencharge entsprechend wird bei den Gefreiten dieser Kategorien auch «Ober» vorgesetzt, also z. B. «Oberzimmermannsgast». – Vgl. Organisatorische Bestimmungen für die kaiserl. Marine (2. Ausg., Berl. 1888).

Gastalde, Beamter der langobard. Könige, zunächst zur Verwaltung ihres Kronguts, dann auch, im Gegensatz zu dem mehr selbständigen Herzog, der abhängige Vertreter des Königs, das Organ seines Willens. Er entspricht dem fränk. Domesticus.

Gastaldīt, Mineral, s. Glaukophan.