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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gastrektasie – Gastrotricha

auf Gastlichkeit kann bei diesem allen keine Rede sein. – Vgl. Die Gastgerichte (in Osenbrüggens «Studien zur deutschen und schweiz. Rechtsgeschichte», Schaffh. 1868).

Gastrektăsie (grch.), die Magenerweiterung (s. d. und Ektasie).

Gastrektŏmie (grch.), die Ausscheidung des Magens, Magenresektion (s. d.).

Gastricismus (grch.), krankhafter Zustand des Magens, verdorbener Magen.

Gastrilŏgie (grch.), Kunst der Bauchredner (s. d.).

Gastrisch (grch.), alles, was auf die Verdauung, vorzugsweise aber auf die des Magens Bezug hat. Daher heißen gastrisches System die Organe, durch welche die Verdauung vermittelt wird, und gastrische Krankheiten solche, in denen die Verdauung gestört ist. Unter gastrischem Zustand versteht man einen verdorbenen Magen, eine Indigestion, einen Magenkatarrh. Die gastrischen Zustande und Krankheiten sind wegen unserer naturwidrigen Lebensart in Hinsicht auf Nahrung und Bekleidung sehr häufig und sprechen sich durch Mangel an Eßlust, verdorbenen Geschmack, belegte Zunge, Ekel, Aufstoßen, Sodbrennen, Brechneigung, Erbrechen, Magendrücken, Kollern und Poltern im Leibe u. dgl. aus, was in leichtern Fällen durch Enthaltung der Nahrung vorübergeht, in bedeutendern oft von Fieber begleitet wird oder so störend auf den ganzen Organismus wirkt, daß die gastrische Heilmethode nötig wird, die in der Anwendung besonderer Arzneien, welche die Unregelmäßigkeiten in der Verdauung zu heben vermögen, besonders der auflösenden, der Brech- und Abführmittel und einer strengern und längern Diät besteht. Als gastrisches Fieber wird entweder ein fieberhafter Magenkatarrh oder, was bei ältern Ärzten gewöhnlich der Fall ist, ein milderer Grad des Nervenfiebers (Typhus) bezeichnet.

Gastrītis (grch.), Magenentzündung, Magenkatarrh.

Gastro…, s. Gastr…

Gastroadenītis (grch.), die Entzündung der Magendrüsen.

Gastrobránchus, Fisch, s. Inger.

Gastrocēle (grch.), der Magenbruch, die abnorme Lageveränderung des Magens.

Gastrody̆nie (grch.), Magenschmerz, Magenkrampf.

Gastroenterītis (grch.), Magen-Darmentzündung, Magen-Darmkatarrh.

Gastroentĕrostŏmie (grch.), die Anlegung einer künstlichen Magen-Dünndarmfistel bei hochgradigen Verengerungen des Magenausgangs (Pylorus), um den Mageninhalt mit Umgehung des Pylorus direkt in den Darm zu leiten.

Gastrohystĕrotŏmie (grch.), der Bauchgebärmutterschnitt, Kaiserschnitt.

Gastrolătrie (grch.), Bauchdienst.

Gastrollen (Gastspiel), Darstellungen eines Schauspielers auf einer Bühne, zu deren Verband er nicht gehört. Solche G. dienen dazu, den Gastierenden dem Publikum vorzuführen, um ein Engagement an der betreffenden Bühne herbeizuführen (gastieren auf Engagement), oder ein verhindertes Mitglied zu vertreten. Berühmte Künstler haben die G. so bevorzugt, daß sie ganz von einem festen Engagement absahen und mit wenigen durchschlagenden Rollen von Bühne zu Bühne reisten. Aber nur selten berücksichtigen sie die gleichzeitige dramat. Dichtung. Die G. reiben auf und zerstören die künstlerische Harmonie. Die Honorare für G. sind außerordentlich gestiegen. Durch Vereinigung mehrerer Künstler zu gemeinsamem Gastrollengeben entstehen die Gesamtgastspiele, von denen sich in letzter Zeit die der Meininger Hoftheater-Gesellschaft und des Münchener Gärtnerplatztheaters mit seinen oberbayr. Dorfkomödien am meisten hervorthaten. – Vgl. Bulthaupt, Das Münchener Gesamtgastspiel (Brem. 1880).

Gastromalăcie (grch.), die Magenerweichung.

Gastromănie (grch.), leidenschaftliche Schwelgerei im Essen und Trinken.

Gastromycēten, fälschlich für Gasteromyceten (s. d.)

Gastronŏmie (grch.), der Inbegriff aller Kenntnisse, die sich auf die Koch- und Tafelkunst beziehen. Sie besteht aus der Kenntnis der Nahrungsmittel (einfache G.), der durch die Kochkunst daraus geschaffenen Gerichte (zusammengesetzte G.), der zweckmäßigen Zusammenstellung der letztern und ihren Verband mit passenden Getränken zu Mahlzeiten und Gastmählern, überhaupt der Kunst zu essen sowie die Speisen und Getränke nach ihrem wahren Genuß zu würdigen (Feinschmeckerei). Im letztern Sinne wird die G. auch Gastrosophie genannt. Ein klassisches Buch über G. ist Brillat-Savarins «Physiologie du goût» (anonym, Par. 1825 u. ö.: deutsch von C. Vogt, «Physiologie des Geschmacks», 5. Aufl., Braunschw. 1888). – Vgl. außerdem: König, Geist der Kochkunst (2. Aufl., bearbeitet von Rumohr, Stuttg. 1832); Baerst, Gastrosophie oder die Lehre von den Freuden der Tafel (2 Bde., Lpz. 1851); Alexandre Dumas, Grand dictionnaire de cuisine (Par. 1872); F. Weber, Gastronomische Bilder. Beiträge zur Geschichte der Speisen und Getränke, der Tischsitten und Tafelfreuden (2. Aufl., Lpz. 1891).

Gastropăcha, zahlreichste (19 Arten) Gattung der in Deutschland einheimischen Spinner, s. Glucken.

Gastropăgus (grch.), Doppelmißgeburt aus zwei am Bauche miteinander verwachsenen Individuen.

Gastrophĭlus, s. Magenbremsen.

Gastrophthīsis (grch.), Magen- oder Bauchschwindsucht, Abzehrungskrankheit, deren Ursache in der krebsigen oder tuberkulösen Entartung des Magens oder eines andern Unterleibsorgans (Darm, Netz, Gekrösdrüsen u. a.) liegt.

Gastrophȳsa, Gattung der Blattkäfer (s. d.); G. raphani, der Ampferkäfer.

Gastroplegie (grch.), Magenlähmung.

Gastropōden, s. Schnecken.

Gastrorrhagie (grch.), Magenblutung, Blutbrechen.

Gastrorrhēxis (grch.), Magenzerreißung.

Gastroskŏpie (grch.), die Untersuchung des Magens vermittelst des Gastroskops, s. Beleuchtungsapparate, medizinische (Bd. 2, S. 665 a.).

Gastrosŏphie (grch.), die Kunst oder Lehre, Tafelfreuden mit Weisheit zu genießen (s. Gastronomie).

Gastrospasmus (grch.), Magenkrampf.

Gastrostŏmie (grch.), die künstliche Anlegung einer Magenfistel, um durch dieselbe bei Verengerungen der Speiseröhre Nahrungsmittel direkt in den Magen zu bringen.

Gastrotŏmie (grch.), die operative Eröffnung des Magens, um entweder in den Magen eingedrungene Fremdkörper von größerm Umfang zu entfernen oder um beginnende Krebsgeschwülste des Magens durch Resektion, d. i. Ausschälung und darauf folgende Vernähung der gesunden Teile, zu beseitigen. (S. Magenresektion.)

Gastrotrĭcha, eine wenig umfangreiche Gruppe kleiner Tiere von nicht ganz sicherer systematischer