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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Georg II. (König von Großbritannien); Georg I. (König von Großbritannien)

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Georg I. (König von Großbritannien) – Georg II. (König von Großbritannien)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Georg I. (König von Griechenland'

immer lebhaften Anteil genommen und sie zu fördern gesucht. So erreichte er es, durch die Konvention von 1881 (s. Griechenland und Berliner Konferenz) sein Land durch den größten Teil von Thessalien und einen Teil von Epirus vergrößert zu sehen. Als konstitutioneller Regent hielt er sich fast stets von einem direkten Eingreifen in die innern Parteikämpfe fern. Nur als die Politik Delijannis' Griechenland in immer größere finanzielle Schwierigkeiten zu stürzen drohte, scheute sich der König nicht, 29. Febr. 1892 diesem den Abschied zu erteilen, obgleich er über eine Mehrheit in der Kammer gebot, und ein neues Ministerium zu berufen. Als Früchte seiner Regierung dürfen neben einer ungestörten Ruhe im Innern die völlige Ausrottung des Räuberwesens, der Aufschwung in der Wissenschaft und Kunst, ganz besonders aber im Verkehrswesen und in der Industrie angesehen werden. Aus seiner Ehe mit der Großfürstin Olga gingen hervor:

  • 1) Kronprinz Konstantin (s. d.);
  • 2) Prinz Georg, geb. 24. Juni 1869, Kapitän der griech. Kriegsmarine;
  • 3) Prinzessin Alexandra, geb. 30. Aug. 1870, vermählt 16. Juni 1889 mit dem Großfürsten Paul von Rußland, gest. 24. Sept. 1891;
  • 4) Prinz Nikolaus, geb. 21. Jan. 1872, Sekondelieutenant der Artillerie;
  • 5) Prinzessin Marie, geb. 4. März 1876;
  • 6) Prinzessin Olga, geb. 7. April 1880, gest. 1. Nov. 1880;
  • 7) Prinz Andreas, geb. 1. Febr. 1882; 8) Prinz Christoph, geb. 10. Aug. 1888.

Georg I., König von Großbritannien und Irland (1714–27) und Kurfürst von Hannover (seit 1698), geb. 28. März 1660 als Sohn Ernst Augusts, des ersten Kurfürsten von Hannover, und Sophiens von der Pfalz, die durch ihre Mutter Elisabeth Enkelin Jakobs I. von England war. Durch seine Heirat mit der Erbin des Herzogs Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, Sophia Dorothea (1652), brachte er die lüneburgisch-cellischen Lande an sich, doch war die Ehe, aus der er zwei Kinder hatte, Georg II. und Sophia Dorothea, die Gattin Friedrich Wilhelms I. von Preußen, höchst unglücklich (s. Sophia Dorothea). Als Prinz nahm G. thätigen Anteil an den Kriegen, die das Deutsche Reich gegen die Türken und Ludwig XIV. zu führen hatte. 1698 folgte er seinem Vater als Kurfürst von Hannover und wurde 1708 zuerst in den Kurfürstenrat eingeführt. Durch die Act of Settlement (s. d.) war 1701 seiner Mutter und ihren Erben die Nachfolge in England beim Abgang der prot. Linie der Stuarts gesichert worden, und da seine Mutter einige Monate vorher gestorben war, wurde er sofort nach dem Hinscheiden der Königin Anna 1. Aug. 1714 als König ausgerufen und landete 18. Sept. bei Greenwich. Der in Frankreich lebende Prätendent Jakob Stuart machte zwar Ende 1715 einen Versuch zur Rückkehr, der aber völlig scheiterte. Sofort bei G.s Regierungsantritt mußten die Tories, die zum Teil noch Anhänger ihres alten Königshauses waren, einem Whigministerium weichen, und das neu gewählte Parlament bot diesem eine gleichgesinnte Mehrheit zur Stütze. Mit G. begann die langjährige Herrschaft der großen Whigpartei, geführt von einigen aristokratischen Geschlechtern, welcher der König völlig freien Lauf ließ. Er war nur ein mäßiger Kopf, mit engl. Verhältnissen ganz unbekannt und hat sich nie bemüht, die Sprache seiner neuen Unterthanen zu lernen. Seiner Sprachunkenntnis wegen blieb er auch den Kabinettsberatungen fern, was seitdem Brauch wurde. Auch war sein persönliches ↔ Auftreten durchaus unköniglich, er machte sich wenig beliebt und erregte durch das Verhältnis zu seinen zu engl. Pairien erhobenen deutschen Maitressen argen Anstoß. Da die Regierung enger wie je an das Unterhaus gebunden war, so ergab sich als notwendige Forderung, dessen Verhandlungen größere Stetigkeit zu verleihen. Den äußern Anlaß, statt der dreijährigen siebenjährige Sitzungsperioden einzuführen, gab 1716 die Sorge, daß sich an eine Neuwahl neue jakobitische Erhebungen knüpfen könnten. Eine Bestimmung der Thronfolgeakte, daß der König nur mit Erlaubnis des Parlaments die Grenzen von Großbritannien und Irland verlassen dürfe, wurde auf G.s Betreiben abgeschafft, und ein Versuch des Ministeriums, das Unterhaus zu einer Beschränkung des königl. Rechts der Peersernennung zu bestimmen, blieb vergeblich. In den auswärtigen Verhältnissen trat England als Mitglied der 1718 mit Frankreich, Österreich und Holland gegen Alberonis Eroberungsgelüste geschlossenen Quadrupelallianz bei und stellte sich im Nordischen Krieg in Hannovers Interesse Schwedens Ausbreitungspolitik bewaffnet entgegen; Bremen und Verden wurden an Hannover gebracht. Über diesen Dingen war es zu Reibungen im Ministerium gekommen, Walpole hatte sich von ihm getrennt, die Beteiligung an den finanziellen Schwindelgeschäften der Südseegesellschaft 1720 erschütterten es, und der Tod des Führers Grafen Stanhope brachte das Ende. Darauf trat Walpole 1721 die Leitung der Staatsgeschäfte an, die er bis 1742 führte. Der König ließ ihm die ministerielle Vollgewalt, nur in die auswärtigen Dinge mischte er sich zuweilen ein, namentlich seiner hannov. Interessen wegen. Weil er Nachteile für sein Stammland befürchtete, schloß er auch nur auf entschiedenes Drängen Townshends 3. Sept. 1725 mit Frankreich und Preußen das Bündnis zu Herrenhausen, das sich gegen Österreich und Spanien richtete. G. starb plötzlich am Schlage 22. Juni 1727 in Osnabrück, während er sich auf einer Reise in Deutschland befand, und wurde in Hannover beigesetzt. – Vgl. Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd.3 (Gött. 1857); Ranke, Engl. Geschichte, Bd. 7 (3. Aufl., Lpz. 1879); Jesse, Memoirs of the of England from the revolution in 1688 to the death of George II. (3 Bde., Lond. 1843; 2. Aufl. 1846); Thackeray, The four Georges (ebd. 1861 u. ö.); Mahon [Stanhope], History of England from the peace of Utrecht to the peace of Versailles 1713–83, Bd. 1 u. 2 (ebd. 1837 fg. u. ö; deutsch, Braunschw. 1855); Lecky, History of EngIand in the 18th century (8 Bde., 1378–90; deutsch, Bd. 1–4, Lpz. 1879–83); Wright, Caricatures history of the Georges (Lond. 1867).

Georg II., König von Großbritannien und Irland und Kurfürst von Hannover (1727–60), Sohn und Nachfolger Georgs I., geb. 30. Okt. 1683 in Herrenhausen, vermählte sich 1705 mit Karoline von Ansbach, einer Tochter des Markgrafen Johann Friedrich. Er focht im spanischen Erbfolgekriege gegen Frankreich und erhielt bei der Erhebung seines Vaters auf den brit. Thron (1714) den Titel eines Prinzen von Wales. Zum Thron gelangt, suchte er zuerst den ihm verhaßten Walpole zu beseitigen, mußte ihn aber als unentbehrlich sofort wieder zurückrufen, zumal ihm auch der Einfluß der Königin Karoline günstig war, deren geistiger Überlegenheit G. sich trotz seiner sonstigen ehelichen Untreue

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 821.