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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geschütz
28 cm-, 24 cm-, 21 cm-, 15 cm-Kanone I, 35 und
l. 40 und die 19,5 cm-Kauone 1^/35. Hierzu treten
noch 15) cm-, 10,5 cm-, 8,8 cm- und 5) cm-Scbnell-
ladekanonen 1.M, 1./35 und^I./40. Als Geschosse
iommen gewödnliche und ^tahlgranatcn sowie
Shrapnels vor. Bei den größten Kalibern lvon
21 cm auswärts) wird das braune prismatische
Pulver (0/82) als Geschützladung benutzt. Die
Vorzüge des ueuen Systeme vor dein alten sind',
erdeblich schwerere und wirkungsvollere Gesckosse >
desselben Kalibers, infolge der gesteigerten ^!a ,
dungsverhältnisse und vollständigern Ausnutzung
der Pulverladung in den verlängerten Rohren er-
beblick größere bessere
Befähigung der Geschosse, die erlangten Gesckwin-
digkeiten dem Lustwiderstand gegenüber beizubebal-
tell, bedeutend größere Belastung des Gesckoß-
umfangs (und Gefckoßquerfchnitts), infolgedessen
größere lebendige Kraft, wefentlich erböhte Treff-
sicherheit und Durckscklagslvirtung. Bei dem ältern
Gesckützsystem batte das Gewicht der 28 cm-Grana-
ten 213, der betreffenden Panzergranaten 235 1^-
betragen, bei dem neuen Svstem wiegen beide Arten
von Granaten 35<> l<^. Beim 21 cnl-Kaliber sind
die ältern Gewichte 79 bez. 981<z^, beim 1', cin-Kalider
28 bez. 35,5, die neuern dagegen betragen beim
21 cm-Kaliber 140, beim 15 cm-Kaliber 51 kss. Die
neue 21 cn^-Kanone kommt an Wirkung der ältern
24 cm, die neue 24 cm der ältern 2.^ cm gleicb.
Österreich - Ilugärn hat ein älteres System
schwerer gezogener Hinterlader in Gußeisen mit
Kolbenverschluß; hierher gehörend cm-, 12 cm- sowie
lange und tnrze 15 cm-Kanonen, sodann giebt
es 15 (-in-Mörser aus Stahlbronze und 21 <'m-
Hinterlademörser in Gußeisen mit Rundkeilverscbluß
lFig.32 zeigt den 21 cin-Mörser) und für Küsten-
Verteidigung K ruppfche 24 cm-Kanonen. In neuerer
Zeit wurden 12 und 15 cm- (lange) und 18 ein-
(kurze) Kanonen in Hartbrouze gefckaffen; die be-
züglichen Anfangsgefchwindigkeiten sind 516, 45<"
und 252 m; ferner erzeugte man in gleickem Mate-
rial 9 und 21 cm-Mörser. Ein Teil der 12 cm-
Kanonen und 15cm-Mörfer bilden, zu "mobilen
Artillerie - Belagerungsgruppen" vereinigt, eine
Zwischenstufe zwiscken Feld- ui^d Belagerungs-
arlillerie, analog wie in Rußland die oben erwähn-
ten 6zölligen Feldmörser (s. auch Positionsgeschütze).
Für Küstenverteidigung wurden eine geringe Zahl
von 28 cm-Stablkanouen von Krupp beschafft, doch
versuckt man auch dasselbe Kaliber in.Hartbronze
berzustellen.
Für die schwere Artillerie Frankreichs ist das
Stablrohr mit Tchraubenverschluh maßgebend. Man
hat neuerdings für die Velagerungsartillerie 12,
kurze und lange 15,5 und 22 cm-Kanonen, 22 und
27 cm-Mörser angenommen. Die Marine führt,
abgefeben von den 65 und 90 cm-Bootskanonen
und den Hotchtiß-Nevolverkanonen, 19, 14, IC", 19,
22, 24, 27, 32, 34, 37 und 42 cm-Kanonen. Für
die schwersten G. sind Versuche im Gange, um eine
Steigerung der Anfangsgeschwindigkeiten auf 56<>
-l)00 m berbeizuführen. Frankreich bezieht feine
Geschützrohre als roheNlöcke von Privatwerken, teils
in Martin-, teils in Bessemerstahl. Das Fertigmachen
erfolgt in staatlichen Werkstätten. Das System ist
einbeitlich sür die ganze Artillerie, hat aber noch keine
völlige Durcksübrung erfahren. Das größte inStabl
ausgeführte G. ist die 34cm-Kauone von De Bange
(s. Bange). Die sckweren G. haben als Liderung
einen doppelten Ring von plastifcher Masse. Die
kurzen 15,5 cm-Kauonen und 22 cm-Mörser sollen
als "paic 16^61- ä6 8icF6" auch im Feld- und Po-
sitionskriege Verwendung finden.
Die Belagerungs- und Festungsartillerie Ruh-
lands bat gezogene Hinterlader preuß. Systems,
und zwar 10,6? cm-Kanonen, lange und kurze
15,2i cm-Kanonen, sowie 8,6 cm- und 20,32 cm-
Mörser gewöbnlicher Konstruktion, außerdem eine
zerlegbare .^zöllige (20,32 cm-) Belagerungskanone
und einen zerlegbaren 22,"n cm-Mörser. Da in der
Belagerung^artillerie die Rücksicht auf Transport-
verhältnisse der Kalibersteigerung der laugen Kano-
nen wie der Mörser, die zu Gunsten der Wirkung
wobl erwünscht sein könnte, enge ^ckranken setzt, so
dat man in den zerlegbaren Geschützrohren des russ.
Obersten Engelbardt das Mittel gefunden, jenen
Widerstreit auszugleichen. Das erwähnte 8Mige
Robr hat ein Gefamtgewicht von 5668 1<F, läßt fick
aber in folgende Teile zerlegen, die getrennt vonein-
ander transportiert werden können: Bodenstüct (Ge-
wickt 2904 1^), vorderer Teil l 1826 1^), Verbin-
dungsniutter beider i98 I<^), .Nernrohr (541 1^),
Verickluß <299 ^ßl). Sämtliche Teile, aus Stahl be-
stebend, lassen sich, in der Batterie angelangt, in
oerbältnismäßig kurzer Zeit zusannnensetzen; das
Robr wurde 1877 bereits im Kriege erprobt. Die
Küsten- und Marineartillerie hat Rohre des Systems
5irupp, die neuerdings auch im Inlande erzeugt
werden; das größte Kaliber ist 40," cm.
^"n Italien ist für die Belagerungs- und Fe-
ftungsartillerie 1877 der franz. Schraubenverschluß
mit Liderung von De Bange und die Kupferführung
angenommen worden. Für schwere Rohre wird viel-
fach das umreifte Gusieifen als Material gewählt.
Außer den dem Feldgeschütz ähnlichen 9cm-Kanonen
in Stabl- und Hartbronze hat man 12cm-Kanonen
in Hartbronze und Gußeisen, sodann 15 und 19 cm-
Kanonen und 15 und 21 cm-Haubitzen, sämtlich in
Gußeisen. Mörser von 9,15 und 24 cm-Kaliber sind
in der Einfüdrung begriffen. Die Rohre der Küsten-
artillerie sind in umreiftem Gußeisen, und zwar giebt
es lange und kurze 24 cm-Kanonen, 32 und 45 cm-
.Nanonen. Das letztgenannte bildet das arößte Kali-
ber, das Rohr besteht aus Maugangußeisen mit drei-