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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geschütz
sacher Beringung und hat 64 Züge; diePanzergra-
nate wiegt 1000^ und wird mit einer Ladung von
220 kss verfeuert, was eine Anfangsgeschwindigkeit
von 453 m ergiebt. Die 45 cm-Kanone entspricht
dem 100t-Geschütz von Armstrong, deren einige auch
in unmittelbarer Gestalt von diesem bezogen wurden.
Die 24 ein-Kanonen baben Panzergranaten von
150,34 k^, die 32 ein-Kanonen solche von ,"47 1<^.
Außerdem besitzt die Küstenartillerie 40 cm-Gußstahl-
Kanonen von Krupp, die zur Küstenverteidigung Ver-
Wendung finden. Für die Marine stellen Armstrong
ck Comp. sämtliches Material der. Die von Arm
strong gelieferten Geschützrohre baben, ebenso wie
die in den Staatsgießereieu aus Manganeisen mit
Umreifung hergestellten, den franz. Schraubenver-
schluft. Die Armstrongschen Geschütze schweren Ka-
libers haben sich nicht bewährt.
Auch in betreff der schweren Artillerie bat sich
in England die Ansicht Babn gebrocken, das,
die Rückkehr zur .yinterladung unvermeidlich sei.
Armstrong bat bereite 9-, 10-, 12 und l.^.zolligc
Hinterladilngsgeschütze konstriliert. Die drei leich
tern haben ein .Nernrobr von geschiniedetein Guß
stahl und eine doppelte Ringlage von Schmiede-
eisen. Der I3-Zöller ist bis auf vier schmiedeeiserne
Ringe am langen leil ganz aus Stahl. Die Rohre
baben den franz. Schraulx'nverscbluß mit centraler
Zündungsweise, die Führuugsart der Gescbosse ist
der französischen gleich, 1.^2 wurde seitens des Ar-
tilleriekomitees ein 12 t-Gescbütz (Kaliber.^Zoll
20,:; ein) als Üituster der künftigen Konstruktion im
Arsenal zu Woolwick aufgestellt. (5s ist eine guß-
stählerne Mantelringkanone: das Robr besteht aus
Kernrohr, plantet und fünf keifen. Die )Uobrlänge
beträgt 28 Kaliber. Die Entzündung der Ladung
erfolgt in der Richtung der Seelenachse durch die
Verschlußschraube hindurch mittels eines Perkus
sionsapparats. Es werden viermal soviel Züge,
als das Kaliber '>oll bat, angebracht. Der Drall
wächst in der hintern Hälfte des ^tobrs von 120 auf
.'"5 Kaliber Länge, in der vordern bleibt er gleich
mäßig. Die Granate des 12t-Geschützes wiegt i>5 l<<^,
die Ladung ist balh so schwer als das (beschoß, die
Geschwindigkeit soll 600 i,i hetragen. Von weitern
schweren Geschützen werden folgende Kaliher auf'
gestellt: 10,<; <-m lzwei 'lUodclle), 12,? cn, 15,_>" <m,
(drei Modelle), 17,?.^ l'm, 20,32 <"," ldrei ^lodelle",
23,37 cin (zwei Modelle), 25,4 < in, 3i>,^ <"", izwei
Modelle), 34,29 < n,, 4<i,34 om. Das größte Kaliher,
auch 110t-GesclM oder 16-Zöller, bat 2l^,<; Kaliher
Rohrlänge, Granatgewicht 817 l<^, Ladungsverhält
nis 1/2, Geschoftgeschwindigkeit 615 n". Die schwe-
ren G. baben da5 braune pri^niatische Pulver, für
dessen Herstellung die Gesellschaft Rottweil-Hamburg
in England eine Fabrik angelegt bat. Der engl.
Oberst Maitland hat neuerdings die ^"dee aufgestellt,
am Geschoß einen Retention^ring anzuhringen, der
dasselbe so lange im Geschoszraum festhält, hic> die
Gasspannung eine gewisse Große erreicht hat: man
spart dnrch diese Einrichtung an Rohrlänge.
Für Spanien hat Armstrong ein Mzollige^
(25,5 cm-)Hinterladung5geschütz mit Schrauben^
Verschluß konstruiert, welchem zur Verteidiglllig der
Reede von Cadiz bestimmt ist. Daoseloe ergiebt eine
Anfangsgeschwindigkeit von 58<! ni: die lebendige
Kraft auf den Ccntimeter des Gefchosiumfangs be-
trägt 41,22 Metertonnen.
Auf Tafel: Geschütze VI, Fig. 1 ist Armstrongs
20 ein-Kanone l ^.'30 in Verschwindelafette dargestellt.
Die Fabrik von Krupp, von der die bauptsäch-
lichsten Bestrebungen zilr Vervolltomnlnung der
Stablkanonen im Deutschen Reicke ausgehen, fer-
tigt setzt etwa 250 verschiedene Sorten von Ka
nonenroluen, vom Kaliber 3,< ein hiv zu dem von
45 ein, und mit Rohrlängen von etwa ^ ^ ^l bis zu
solchen von l<> in. In neuerer .^eit sind nament-
lich die Versuche, Rohre von erlx'hlick vergrößerter
^änge zll verwenden, von hohem Interesse. Die
vergrößerte Seelenlänge erlaubt eine vollständigere
Ausnutzung der Pulverladung und ermöglicht eine
Steigerung der ^adungsquotienten und zugleich dic-
Anwendung verhältnismäßig längerer und schwere-
rer Geschosse. Ein Beispiel hierfür bietet die auf
Tafel: Geschütze II, Fig. <i dargestellte 10,5. (m-
Belagerungskanone 1.35. Das genannte G. ver-
schießt eine Granate von I<;,4 k^- mit 3,8 Kaliher
Länge bei einer Ladung von 4,? i<^ prismatischen
Pulvers oder 2 ^rauchlosen Pillvers, die Anfangs-
geschwindigkeit beträgt 5<><>bez. 575 m, die Abnahme
der Geschoßgeschwindigkeit durch den Luftwiderstand
ist bei der großen Belastung des Querschnitts außer-
ordentlich gering. Auch die übrigen Kruppschen Ka-
liber sind umgearbeitet und verbessert. Sie kommen
in fünf Längen vori von 25, 30, von 35, 40 und von
50 Kalibern Rohrlänge, was mit I. 25,1./30,1./35,
1^/40 und 1^/50 bezeichnet wird. Von den Kanonen
I./35 besteht außer der ursprünglichen von 1880 (O?>0)
noch eine verstärkte Konstruktion von 1887 (C/87),
von den Kanonen I</40 eine Konstruktion (^87 und
eine solche C/8l>. Die dci
diesen neuern Kanonen liegen zwischen <>5<> uud
750 in. Die Schuftweiten reichen bis 23 kni. Die
Kaliber des Geschützsystems sind 10,5", 12, 15, 17,
2l, 24, 2<>, 28, 30,5., 35,5., 40 und 45 cm. Auf den
Tafeln: Gefch ütze II, Fig. 5, und Vl, Fig. 2 u. 3
sind Kruppsche Geschütze in verschiedenen Lafetten
dargestellt. Das größte Kaliher, welches sür alle diese
Rohrlängen der Schiffs- und Küstenartillerie
durchkonstruiert ist, ist die 40 cin-Kanone. Das Robr
der leichten 25 Kalilx'r langen 40 cin-Kanone, welcbe
! für die ührigen ))iohrlängen tvpisch ist, ist nach der
l hekannten'Nantelringloiistruktion ausgeführt, hat
eine Länge von 14 ni inl ^lußern und von 12,7 in
in der Seele. Das Gewicht, einschließlich des Ver-
schlusses, beträgt 122 400 1<?< oder 2418 Ctr. Die
-^ahl der ^üge ist 12l>, die Länge des Dralls 45 Ka'
liher. Die Panzergranate, 3 bez. 3,.'. Kaliber lang,
wiegt l<><>0 bez. liwk^: beide werden mit einer
Vadung von 410 1<ll prismatischen Pulvers von
1,75. spec. Gewicht in fünf einzelnen Kartuschen ver-
feuert. Das Rohr liegt in einer schmiedeeisernen
Rahmenlafette von 2/."";<> m Feuerhohe mit einer
doppelten hydraulischen Rücklaufsbremse. Das Rick-
ten des Rohrs geschieht mittels eines an jeder
Vafettenwand angehrachten Getriebes, welches in
')abnhogen, die am Rohre sitzen, eingreift. Die
(Geschosse werden auf kleinen Rollwagen an das
(^). gehracht und mittels eines .Nrans in Hie Hohe
des"Ladelochs befordert, wozu nur 20 bekunden
pro Schuß erforderlich find. Der Rabmen läuft
mit Rollrädern auf zwei Kreisfchienen und hat
seinen Drehpunkt am vordern Ende. Die Drehung
wird dnrch 1<> Mann mittels einer Gelenkkette be-
wirkt; sie erfolgt so rasch, daß in 5.^ Sekunden
eine Drehung um 24" möglich ist. Die Bedienung
des G. erfordert 16 Mann. Bei einem Versucke
von zebn Scküssen erforderten die ersten fünf Scküfse
je 13, die letzten süns je 5 Minuten. Die An-