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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gichtpulver - Giebel (in der Baukunst)
enthält außerdem noch Kantharidenpulver, Tolu-
balsam, Elemi und Perubalfam. (S. auch Geheim-
mittel IMpier ^a^ai-cl^ und Gichttaffet.)
Gichtpulver von Wundram, s. Geheimmittel.
Gichtrofe, s. Päonie.
Gichtrübe, s. V^ouiN
Gichtschwamm ((^ämia lornacum), schwam-
mige Ansätze (Ofenbrüche), die sich namentlich
bei Verarbeitung von zinkhaltigen Blei- und Eisen-
erzen über Schachtöfen in der Nähe der Gicht bilden
und, weil meist sehr zinkorydreich, zur Zink- und
Zinkfarbengewinnung verwendet werden.
Gichtstaub, s. Hüttenrauch.
Gichttaffet, eine Art Wachstafset, dient zum Ein-
hüllen gicht- und rheumatismuskranker Körperteile
und entfaltet durch Anregung der Hautthätigkeit
eine ableitende Wirkung. (S. auch Gichtpapier.)
Gichtvogel, soviel wie Fichtenkreuzschnabcl
(s. Kreuzschnabel), weil dieser, gefangen gehalten,
die Gicht "an sich ziehen" soll.
Gichtwatte von Pattison, s. Geheimmittel.
Gickclhahu, Berg bei Ilmenau, s. Kickelhahn.
Giddah, Dschiddah, älteres Getreidemaß in
einigen Orten des brit. Ostindien: in Masulipatam
^ ^8 8400 Garce (s. d.) oder 14,Z38 Centiliter; im
Norden von Maisur gleich dem Gewicht von 84
Madras-Rupien oder spätern Britisch-Ostindischen
Compagnie-Rupien ^ 979,76 ss.
Gide (spr. schihd), Th^ophile, franz. Maler, geb.
15. Aug. 1822 zu Paris, war Schüler von Paul
Delaroche und Le^on Cogniet und starb 29. Nov.
l890 in Paris. Er widmete sich hauptsächlich der
Genremalerei, lieferte aber auch histor. Gemälde.
Hervorzuheben sind: Die Verurteilung Cinq-Mars'
(1855), Auferweckung des Jünglings von Nain
(1857), Sully verläßt den Hof Ludwigs XIII. (1863),
Neapolitanische Sänger (1864), Studierende Mönche
(1865; Museum in Älencon), Ambulance im Kloster
Cimies in Nizza (1873),'Karl IX. unterschreibt den
Befehl zur Ermordung der Hugenotten (1876), Lud-
wig IX. vom Hofnarren beim Gebet überrafcht (1877),
Othello seine Abenteuer erzählend (1879), Schach-
matt (1884), Ein Maler im Kloster (1887).
Gidson oder, wie sein eigentlicher Name gewesen
zu sein scheint, Ierubbaal, der erste Israelit, der
König genannt wird. Er war Herrscher zu Ophra,
der Hauptstadt des manassitischen Unterstamms
Abicser. Sein Ruhm knüpft sich an die Vesicgung
der Midianiter, über die das Buch der Nichter (Kap.
6-8) Widersprechendes berichtet, und an die Errich-
tung einer Kultstätte mit Gottesbild zu Ophra, die
nur noch angedeutet wird. In dem jetzigen Nichter-
buch wird er, sehr im Widerspruch mit den in diesem
miterhaltenen alten Nachrichten, zu einem der sog.
Richter gestempelt. Sprichwörtlich geworden ist die
nach einer der Erzählungen vor seinem Angriffe auf
die Midianiter ausgegebene Losung: "Hie Schwert
des Herrn und Gideon" (Nichter 7,18,20).
ViÄs, I)o (spr. chidds; frz. Fuiäe, "Führer"), die
bedeutendste Monatsschrift Hollands. Sie erscheint
seit 1838 und hat unter Leitung Potgieters und
Bakhuizens der nicdcrländ. Litteratur Natur und
Wahrheit zurückgegeben. Potgietcr blieb, nachdem
Bakhuizen sich zurückgezogen hatte, bis 1865 die
Seele der Zeitschrift. Diese behauptete auch nach
leinem Rücktritt ihren alten Ruf; als aber allmäh-
lich eine neue Richtung in der Litteratur entstand,
von der "Ds 6." sich abwendete, erfchien 1885 als
Protest "Do Kiou^vy <3." ("Der neue 6."), der eine
Revolution in der Litteratur predigte, aber auf die
Dauer die gehegten Wünsche nicht erfüllte. Neuer-
dings scheint sich (^.derneuesten Schule zuzuwenden.
6"eb., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürzung für den Zoologen und Paläontologen
Christian Gottfried Andreas Gvebel, geb.
13. Sept. 1820 zu Quedlinburg, gest. 14. Nov. 1881
als Professor zu Halle; er schrieb: "Odontographie"
(mit 52 Tafeln, Lpz. 1854), "Die Säugetiere"
(II Lfgn., ebd. 1853-55; in neuer, zu Bronns
"Klassen und Ordnungen des Tierreichs" gehöriger
Bearbeitung, ebd. 1874 fg.), die erste Monographie
der "In86cta 6P1203." (mit 20 Tafeln, ebd. 1874),
"(?H69. 6xcui-80li3. ßLi'inanics," (ebd. 1848), "Lehr-
buch der Zoologie" (Darmst. 1857; 6. Aufl. 1880),
"Taaesfragen aus der Naturgeschichte" (Berl. 1858;
3. Aufl. 1859), "Naturgeschichte des Tierreichs"
(5 Bde., Lpz. 1858-64), "Vogelschutzbuch" (4. Aufl.,
Verl. 1877), "Landwirtschaftliche Zoologie" (Glog.
1868; neue Ausg. 1873), "^Ii68aur^8 Ornitlio-
10313.6" (3 Bde., Lpz. 1872-77) u. a.
Giebel (frz. lronton), die senkrechte Begrenzung
eines Dachraums bei Pult- und Satteldächern,
dann auch, als Abkürzung für Giebelmauer und
Giebelwand, die das Gebäude an der schmalen
Seite abschließende Wand samt dem darüber befind-
lichen Dachgiebel. Je nachdem das Dach (s. d.)
sattel- oder pultförmig, hoch oder niedrig ist, den G.
überragt oder von demselben überragt wird (über-
deckter und freier G.), bekommt der G. eine verschie-
dene Form, meistens ist er jedoch ein Dreieck. Nur
ausnahmsweise, wenn der Durchschnitt des Dachs
bogenförmig ist, kommt wohl auch ein G. vor, dessen
obere Abgrenzung Vogenform hat. Der vielfach
Frontispiz (s. d.) oder Fron ton genannte
Stirngiebel wird gewöhnlich auf allen drei Seiten
von Gesimfen umrahmt. In der klafsischen Architektur
des Altertums war der G., dem flachen Marmordach
des Tempels entsprechend, stets ein oben stumpfwink-
liges, gleichschenkliges Dreieck, dessen Grundlinie
zur Höhe in einem bestimmten Verhältnis stand.
Das Giebelfeld si^inpanon), d. h. der Raum zwi-
schen den begrenzenden Gesimsen, wurde bei größern
Tempeln (Tempel zu >Agina, Parthenon zu Athen,
Zeustempel zu Olympia u. s. w.) oft mit Statuen-
gruppcn, bei kleinern Gebäuden mit Reliefs ge-
schmückt. Eine besondere Zierde der antiken Tempel-
giebel sind die an den untern Enden und der Spitze
befindlichen Akroterien (s. d.). Im Mittelalter wurde
Dach und G., letzterer bei Wohnhäusern in den
Städten gewöhnlich nach der Straße gerichtet, sehr
hoch und meist als gleichseitiges Dreieck oder noch
spitzer gebildet. Der G. ist dann nicht mehr von
Gesimsen umschlossen, sondern in freier Weise als
ganz selbständiges Werk architektonisch ausgebildet.
Im Zeitalter der Gotik wurde er mit Abtreppungen,
Zinnen, Maßwerk, Türmchen u. s. w., im Zeitalter
der Renaissance mit mehrern Pfeilerstellungen und
Gebälken übereinander, Fenstern, Nifchen, Reliefs,
Obelisken, Statuen, Büsten u. s. w. geschmückt. Er
erhebt sich dann bisweilen wei^t über die Dachlinien
hinaus und wird im 16. Jahrh, zum hervorragend-
sten Schmuck am bürgerlichen wie fürstl. Wohnhause
(Ziergiebel). Schöne Beispiele von got. und Re-
naissancegiebeln finden sich in fast allen ältern deut-
schen Städten. In der Barockzeit erb^t der G, Vo-
luten und andere geschwungene Linien und wurde
oft in der Mitte durchbrochen, die Lücke durcb Büsten,
Vasen auf Postamenten u. s. w. ausgefüllt.