Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glas'
den Wänden auf «Bänken» aufgestellt werden. Von einer unter der Sohle liegenden Rostfeuerung treten die Flammen in den Ofen ein, umspülen die
Häfen und entweichen dann durch eine Reihe seitlich angebrachter Öffnungen entweder zunächst in die Kühl- oder Temperöfen oder direkt in den
Schornstein. Taf. I, Fig. 6 stellt einen runden, englischen Ofen für direkte Steinkohlenfeuerung
im Durchschnitt dar. Das Feuer wird auf dem Rost D unterhalten; die zur Verbrennung erforderliche Luft tritt durch den Kanal I in das
Aschengewölbe H, wird dort angewärmt und streicht sodann durch den Rost nach oben. Die sich bildende Flamme schlägt in den Ofen, bricht sich am
Gewölbe und entweicht durch die Füchse E in die Schornsteine. Zwischen je zwei Schornsteinen steht ein Hafen B, der durch ein mit dem Arbeitsloch
A versehenes Hafenthor C eingesetzt wird. Als Brennmaterial wurde früher fast ausschließlich das Holz verwendet, welches eine lange rußfreie
Flamme liefert. Heute noch ist in Venedig Holz das wichtigste Brennmaterial. Ebenso wird Holz noch im Böhmerwald, Thüringerwald und im Bayrischen
Wald als Brennstoff verwendet, später wurde das Holz vielfach durch die billigere Steinkohle ersetzt, seit etwa zwei Decennien wird aber immer
mehr und mehr die Gasfeuerung (s. d.) angewendet, die nicht nur eine bessere Führung der Flamme, das
Erreichen höherer Temperaturen, sondern auch die Benutzung der verschiedenartigsten, selbst der schlechtesten Brennmaterialien gestattet. Unter
allen Konstruktionen von Glasöfen mit Gasfeuerung sind die von Friedrich Siemens am weitesten verbreitet.
Sowohl für Hafen- als für Wannenbetrieb hat die Regenerativ-Gasfeuerung Anwendung gefunden, und gegenwärtig stehen Öfen beider Art in größern und
auch kleinern Glashütten im Betriebe. Auf Taf. I, Fig. 1 u. 2 ist ein Siemensscher Hafenofen mit
Regenerativ-Feuerung dargestellt (Fig. 1 ist ein Längsschnitt nach CD in Fig. 2; Fig. 2 ein Querschnitt nach AB in Fig. 1). Auf der Ofensohle
sind acht offene Häfen (auf jeder Längsseite vier) aufgestellt, die von der in der Längsrichtung fließenden Flamme umspült werden; vor jedem
Hafen befindet sich ein Arbeitsloch a. Durch die mit Platten versetzten Öffnungen b kann das beim Leckwerden eines Hafens auf die Ofensohle
fließende G. entfernt werden. Unter der Ofensohle befinden sich die Regeneratoren, die abwechselnd von Luft und Heizgasen durchströmt werden.
Eine ganz hervorragende Verbesserung an seinen Glasöfen hat Fr. Siemens neuerdings durch Einführung des
Heizverfahrens mit freier Flammenentfaltung angebracht. Diese Feuerungsart eignet sich sowohl für Hafen- als
für Wannenöfen. Während man bisher die Glasschmelzöfen möglichst eng baute, um die Hitze zusammenzuhalten, baut Siemens dieselben jetzt
weitläufiger mit einem hohen Raum über den Häfen, woselbst die Flamme frei, ohne G. oder Wand zu berühren, verbrennt und das G., weniger durch
Mitteilung als durch Strahlung der Flammen sowohl, als auch der Ofengewölbe erhitzt wird. Die Vorteile der neuen Feuerung bestehen in einer
vollständigern Verbrennung des Gases im Ofen und in bedeutender Schonung der Wände und Schmelzgefäße.
Bei den Wannenöfen unterscheidet man solche für periodischen und solche für kontinuierlichen Betrieb. Die
erstern finden gegenwärtig wenig Anwendung. Der vorzüglichste Ofen der letztern Art, ↔ der
Siemenssche hufeisenförmige Wannenofen mit freier Flammenentfaltung, ist
in Taf. I, Fig. 3, 4 u. 5 durch zwei Vertikalschnitte und einen Horizontalschnitt dargestellt.
Die Wanne selbst ist durch Querwände in die Abteilungen W1, W2 und W3 geteilt. In jeder dieser Abteilungen kann eine andere Glassorte
abgeschmolzen werden. Generatorgas und Luft treten, in den Regeneratoren R1, R2 (Fig. 4) vorgewärmt, bei a in den Ofen, ziehen als lebhafte
Flamme über der halbkreisförmigen Wanne hin und entweichen bei a' durch R3 und R4 in die Esse, oder sie treten bei a' (aus den Regeneratoren R3
und R4) ein und entweichen bei a in umgekehrter Richtung. Die Kanäle g und l (g1 und l1) dienen dazu, abwechselnd Generatorgas und Luft den
Regeneratoren zu oder die Verbrennungsgase von diesen fort in die Esse zu führen. Die Wände und der Boden der Schmelzwanne werden, um sie vor der
allzuraschen Zerstörung durch die Hitze zu schützen, durch Kanäle k1, k2 und c, in denen frische Luft hindurchstreicht, beständig gekühlt. Bei z
wird der Glassatz in die Wanne eingetragen, schmilzt dort, das G. fließt gegen die Mitte zu (woselbst die größte Hitze herrscht), wird dort
geläutert und gelangt endlich in ziemlich reinem Zustande bei den Arbeitsöffnungen d an. Daselbst wird das G. durch gesteigerte Luftzufuhr in den
Kanälen c und bei den Öffnungen d kühler gehalten, damit es die zum Formen geeignete Zähflüssigkeit erhält. Um die Läuterung zu vervollständigen,
werden sog. Schiffchen s vor den Arbeitsöffnungen in die Glasmasse eingesetzt. Taf. II, Fig. 9
stellt ein derartiges Schiffchen in Vertikal- und Horizontalschnitt dar. Die Abteilung B erhält durch eine oder mehrere Abteilungen C das G. aus
der Wanne. Indem das G. über die Wand nach B fließt, wird es dicht an die Oberfläche geführt, hier der Hitze ausgesetzt und dadurch noch einmal
geläutert. Aus A wird das G. verarbeitet. Das ganze Schiffchen ist aus Chamotte hergestellt und schwimmt infolge seines geringen spec. Gewichts
auf der Glasmasse.
Die verschiedenen Ofensysteme ergeben sehr verschiedene Betriebsresultate. Während in den ältern Öfen mit direkter Feuerung zum Abschmelzen von
1 Ctr. G. 8 Ctr. Holz oder 3–4 Ctr. Stückkohle verbraucht wurden, kommt man in Siemensschen Regenerativöfen mit 1 Ctr. Holz oder
0,5 bis 0,75 Ctr. Steinkohlen oder 2 Ctr. Torf aus. In ältern Ofen waren
minderwertige Brennmaterialien, wie Torf und Braunkohle, ganz ausgeschlossen, bei den mit Gasfeuerung betriebenen Öfen werden dieselben in großen
Massen angewendet. Man erzielt eine viel reinere, von Ruß und Flugstaub freie Flamme, die sich leicht regeln und je nach Bedarf als Oxydations-
oder Reduktionsflamme verwenden läßt. – Welche Vorteile der Hafenofen mit freier Flammenentfaltung gegenüber den ältern Hafenöfen mit
Regenerativ-Feuerung bietet, zeigt Siemens durch die folgenden Angaben: Ein Ofen älterer Bauart mit 10 Häfen und siebenstündigem Betrieb erzeugte
monatlich 70–80000 Flaschen. Die Häfen hielten ungefähr 3 Wochen, der Ofen selbst etwa 3 Monate. Nachdem dieser Ofen durch Vergrößerung der
Heizkammer dem neuen Heizverfahren entsprechend umgebaut war, lieferte derselbe bei neunstündiger Arbeitszeit 130–140000 Flaschen monatlich, der
Ofen hielt 3 Jahre, die Häfen etwa 6 Wochen.
Verarbeitung des G. Früher wurden beinahe alle Glassorten an der Pfeife geblasen. Heute kann
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 41.