Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glas'
man drei Arten der Formgebung von G. unterscheiden:
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1) Formgebung in völlig erstarrtem Zustande für optisches G., künstliche Edelsteine, Steinimitationen in G.;
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2) Formgebung in zähflüssigem Zustande für die meisten Gattungen von Hohlglas und Tafelglas;
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3) Formgebung in dünnflüssigem Zustande: a. Gießen des G. (Spiegelglas, s. d.),
b. Pressen des G., Preßglas (s. d.) und Preß-Hartglas.
Die Bearbeitung des G. in völlig erstarrtem Zustande geschieht durch Schneiden und Schleifen. Die Verarbeitung des zähflüssigen G. zu den
gewöhnlichsten wie zu den schwierigsten Gegenständen erfolgt mittels sehr einfacher Werkzeuge und Apparate, und es hängt das Gelingen im
wesentlichen von der Geschicklichkeit des Arbeiters ab. Das wichtigste Werkzeug des Glasbläsers ist die Pfeife
(Glasmacherpfeife, Taf. II, Fig. 2); dieselbe besteht aus
einem an beiden Enden wulstförmig erweiterten eisernen Rohr, dessen eines Ende dem Arbeiter als Mundstück, dessen anderes ihm zum Herausschöpfen
und Festhalten der Glasmasse dient. Das Hefteisen, auch Nabel- oder Bindeisen genannt, ist ein massiver
eiserner Stab, mittels dessen G. an den herzustellenden, bereits halbfertigen Gegenstand angefügt (angeheftet), oder auch dieser selbst, um ihn
besser vollenden zu können, gehalten wird. Die Gabel oder Gerte dient
zum Fortschaffen der heißen fertigen Waren. Das Pfahleisen ist ein am Wassertrog der Arbeitsstelle
befestigtes, nach oben gabelförmig auslaufendes Eisen. Die Scheren dienen zum Wegnehmen von Unreinheiten,
Steinchen u. dgl., ferner zum Gestalten des Mundstücks (Taf. II, Fig. 6), Auftreiben von
Öffnungen u. dgl. (s. Auftreibschere). Der Marbel oder die
Motze, ein auf dem Arbeitstrog liegendes, mit Vertiefungen versehenes Stück Holz oder Eisen
(Taf. II, Fig. 1a). Die Formen, zwei- bis dreiteilige
eiserne oder hölzerne Hilfswerkzeuge, welche dem Glasmacher eine allgemeine Formgebung erleichtern. Außer diesen Werkzeugen sind noch andere
von geringerer Bedeutung in Gebrauch.
Die Herstellung der Flaschen (Taf. II, Fig. 1a–f) ist in
den einzelnen Fabriken einigermaßen verschieden, je nachdem mit einem, zwei oder drei Gehilfen gearbeitet wird. Der Glasmacher fängt mit der
Pfeife eine zur Herstellung der betreffenden Flasche genügende Menge G. aus dem Ofen und giebt demselben durch Rollen und Wenden in den
Vertiefungen der Motze (a) unter gleichzeitigem Hineinblasen eine symmetrische Form. Der an der Pfeife hängende Glasklumpen wird alsdann einen
Augenblick in Wasser eingetaucht (abgeschreckt) und mit Hilfe des Pfahleisens die zur Flaschenbildung erforderliche Glasmenge über das
Pfeifenende hinweggeschoben (b). Nachdem der jetzt vor der Pfeife hängende Glaskörper am Arbeitsloch des Ofens vorgewärmt worden ist, erhält
derselbe durch Hineinblasen und gleichzeitiges Hin- und Herschwenken eine verlängerte, birnförmige Gestalt (c), wird alsdann in eine cylindrische
Form (d) hineingeblasen und hat nun im allgemeinen bereits die Flaschenform. Der Boden der so weit vollendeten Flasche wird angewärmt und mittels
eines entsprechend geformten Werkzeugs, des Einstichs, nach innen hineingedrückt. Hierauf wird das Hefteisen
an die Flasche geheftet oder diese selbst mit der Zange gefaßt und von der Pfeife gesprengt, indem man mit einem Eisen einen Wassertropfen an die
betreffende Stelle bringt (e). Nachdem das ↔ obere Ende des Flaschenhalses angewärmt ist, wird mit dem Hefteisen ein Glasfaden
um dasselbe gelegt, worauf der Glasmacher mit Hilfe einer entsprechend gestalteten Schere (Fig. 6) dem Mundstück die gewünschte Form erteilt. Die
fertige Flasche (f) wird nach dem Kühlofen gebracht, einer überwölbten, mit Stirn- und Seitenmauern
versehenen Kammer, die beim Einbringen der zu kühlenden Gegenstände auf die Temperatur derselben erhitzt sein muß. Ist der Kühlofen gefüllt, so
wird das Feuer entfernt, und es nimmt nun die Temperatur langsam ab.
Schwieriger als die Herstellung gewöhnlicher Flaschen ist die der großen, fast runden Glasballons
(s. Ballon). Da die Lunge des Arbeiters das zum Aufblasen der ziemlich großen Glasmasse genügende Luftquantum nicht zu
liefern vermag, bedient man sich (sofern nicht, wie dies in neuerer Zeit in Frankreich gebräuchlich, Apparate zur Verfügung stehen, die ein
Blasen mit Preßluft gestatten) eines besondern Kunstgriffs. Der betreffende Arbeiter nimmt nämlich, nachdem er die Glasmasse einigermaßen
aufgeblasen hat, ein wenig Wasser in den Mund, treibt dieses durch Blasen in die Pfeife und den begonnenen Ballon und hält mit dem Daumen die
Mündung der Pfeife zu. Der sich alsbald entwickelnde Wasserdampf treibt den Ballon bis zu der gewünschten Größe auf. Neuerdings werden Flaschen
auch auf mechan. Wege mit Maschinen nach einem von Ashley erworbenen Patent hergestellt, indem man das geschmolzene G. in sinnreich konstruierte
Formen bringt und zum Auftreiben desselben entweder Preßluft oder den Druck der Atmosphäre verwendet. In letzterm Falle wird die zweiteilige mit
kleinen Löchern versehene Form in eine luftdicht schließende Glocke gebracht, die mit einer Saugluftpumpe in Verbindung steht. Die geschmolzene
Glasmasse wird in den Halsteil der Form geschöpft, der Hals mittels eines Preßstempels gepreßt, worauf die Luft aus der Glocke gepumpt wird.
Dadurch preßt der äußere Luftdruck die Glasmasse an die Wandung der Form.
Mehr Geschicklichkeit als die Flaschenfabrikation im allgemeinen erfordert schon die Anfertigung der aus
halbweißem und weißem Hohlglas hergestellten Gegenstände, der G.,
Bierseidel, Wasserflaschen, Glasröhren u. s. w., die meist auf dem Glasmacherstuhl die Vollendung ihrer Form erhalten. Sehr große Aufmerksamkeit
muß auf die Herstellung der Glasröhren verwendet werden, da diese an allen Stellen möglichst gleich weit sein müssen. Auch hierbei sammelt der
Bläser zunächst eine genügende Menge G. an seiner Pfeife und formt daraus einen hohlen, eiförmigen Körper. Während dieser Zeit nimmt der Gehilfe
mit seinem Stabe gleichfalls etwas G. aus dem Hafen und heftet sein Eisen der Pfeife gegenüber rasch an das Arbeitsstück und beide lassen ihre
Werkzeuge rasch, aber vollkommen gleichmäßig rotieren und gehen hierauf schnell in entgegengesetzter Richtung voneinander. Die eiförmige Masse
verengt sich zunächst in ihrer Mitte und nimmt dann immer mehr die Form einer Röhre an, die zuletzt eine Länge von 20 bis 30 m besitzt.
Taf. II, Fig. 4 zeigt das Blasen einer Krystallflasche in der Form. Der untere Teil der Form stellt
ein einziges Stück dar und ist mit einigen feinen Öffnungen versehen, damit die eingepreßte Luft entweichen kann. Die weiche Glasmasse wird
durch die eingeblasene Luft an die Wandung der Form gedrückt, und es treten daher alle Vertiefun-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 42.