Glatthai (Mustelus laevis Risso), ein bis 1 m lang
werdender, namentlich im Mittelmeer nicht seltener Hai von grauer, manchmal schwarz gesprenkelter Farbe, zeichnet sich dadurch aus, daß seine Jungen nicht
bloß lebendig geboren werden, sondern auch als Embryonen mittels einer Art Mutterkuchen, wie Aristoteles schon wußte, mit ihrer Mutter verbunden sind.
Auf der Eihaut nämlich entwickeln sich zahlreiche kleine Zotten, die in Vertiefungen der Eileiterwand eingreifen.
Glattnasen (Gymnorhina), diejenige Gruppe der echten Fledermäuse, deren Nase ohne Blattanhänge
oder Hautaufsätze ist. Zu ihr gehören die bekanntesten unserer einheimischen Fledermäuse; die Ohrenfledermaus
(Plecotus auritus L.), s. Tafel:
Fledermäuse II, Fig. 2) mit ungeheuern, häutigen Ohren, welche in der Ruhe zusammengefaltet werden,
in ganz Europa bis an den Kaukasus verbreitet. Die Mopsfledermaus
(Synotus barbastellus Keys. u. Blas., s. Taf.
I, Fig. 1), die in Südeuropa und Afrika vorkommende
langflügelige Fledermaus (Miniopteris Schreibersii
Keys. u. Blas., s. Tafel II, Fig. 2)
sowie die frühfliegende Fledermaus (Vesperugo noctula
Keys. u. Blas., s. Taf. II, Fig. 4).
Die letztere erscheint bei uns als erste am Abend und zeichnet sich durch ihren gewandten und schönen schwalbenartigen Flug aus. Die kleinste Form ist die
Zwergfledermaus (Vesperugo pipistrellus
Daub.). Endlich gehört hierher auch die gemeine Fledermaus
(Vespertilio murinus Schreb., s. Taf.
I, Fig. 3) oder Speckmaus, welche in
Kaminen und Rauchkammern, wie auf Speichern und unter Dächern warme und trockne Verstecke aufsucht, woselbst sie auch, oft zu großen Gesellschaften
vereinigt, ihren Winterschlaf hält. Alle diese Arten sind äußerst nützlich durch Vertilgung schädlicher Insekten. Daß sie unsere Speisekammern plündern, ist
ein Aberglaube.
Glatz. 1) Grafschaft in Schlesien, zum preuß. Reg.-Bez. Breslau gehörig, umfaßt die Kreise G.,
Habelschwerdt und Neurode mit 1636 qkm und (1890) 172433 E., darunter 164501 Katholiken, 7472 Evangelische, 154 andere Christen und 306 Israeliten. Das Land,
ringsum von Gebirgszügen umgeben und nur im Innern von niedrigen Hügeln durchzogen, bildet wie Böhmen einen an Naturschönheiten reichen Gebirgskessel
(s. Glatzer Gebirge). Derselbe gehört zum mittlern Teil der Sudeten. Der höchste Teil der umgebenden Ketten ist das Glatzer Schneegebirge
mit dem Großen Schneeberge (1427 m) ↔ am Südrand der Grafschaft; es bildet eine berühmte Wasserscheide; auf ihm entspringt die Glatzer
Neisse (Ostsee), die die Grafschaft von S. nach N. durchzieht, und die March (Schwarzes Meer). Das Land ist reich an Mineralquellen (Reinerz, Cudova,
Langenau,Alt-Haide, Landeck). Die Bewohner sind Deutsche, nur im westl. Teil an der böhm. Grenze in Brzesowie, Schlaney, Tscherbeney (Straussenei) leben etwa
4000 Czechen. Die Hauptbeschäftigung ist Landwirtschaft und Viehzucht. Umfassend ist auch die Leinen- und Baumwollweberei in den höher gelegenen Bergdörfern,
die Tuchweberei und der Kohlenbergbau im Kreis Neurode, die Holznägel-, Holzdraht-, Streichholz- und Zündhölzer- und Apothekerschachtelfabrikation in den
Kreisen Habelschwerdt und G., die Glaswaren-, Zucker-, Papier-, Cigarren- und Maschinenfabrikation, die Handschuh- und Gamaschenfabrikation, der Betrieb der
Mehl- und Sägemühlen, der Kalk- und Sandsteinbrüche und endlich die Cementfabrikation. Der Handel ist nicht unbedeutend und wird durch die Eisenbahnen
Breslau-Mittelwalde, Dittersbach-G., G.-Halbstadt und G.-Rückers gefördert. – Die Grafschaft hat ihren Namen von der Stadt G. Zur souveränen Grafschaft
wurde das Gebiet durch Podiebrad von Böhmen erhoben und verblieb als selbständiges Ganze bis 1742 bei Böhmen. Doch wurde es oft an fremde Fürsten verpfändet.
1742 wurde die Grafschaft G. zugleich mit Schlesien von Friedrich II. von Preußen erobert und wurde im Frieden zu Breslau und dann 1763 an Preußen
abgetreten. Kirchlich gehört das Land noch jetzt zum Sprengel des Fürst-Erzbischofs von Prag. –
2) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau (s. d.), hat 527,91 qkm, (1890)
62956 (29999 männl., 32957 weibl.) E., 3 Städte, 82 Landgemeinden und 54 Gutsbezirke. –

Textfigur:
3) G., czech. Kladsko, Hauptstadt der Grafschaft G. und
Kreisstadt im Kreis G., liegt 79 km im SSW. von Breslau, an der
Neisse, zwischen den Mündungen der Biele und Steine, in 294 m Höhe, an den Linien Breslau–Mittelwalde, G.-Rückers-Reinerz (20 km) und Dittersbach-G. (51 km)
der Preuß. Staatsbahnen, ist Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Breslau) mit 11 Amtsgerichten (Frankenstein, G., Habelschwerdt,
Landeck, Lewin, Mittelwalde, Münsterberg, Neurode, Reichenstein, Reinerz, Wünschelburg), eines Amtsgerichts, Zoll- und Steueramtes, Artilleriedepots,
Proviantamtes, einer Kreisbauinspektion, Fortifikation sowie der Betriebsbauinspektion der Oberschlesischen Eisenbahn und hat (1890) 13501 (7095 männl.,
6406 weibl.) E., darunter 2357 Evangelische und 1221 Israeliten, in Garnison (1407 Mann) das 1. und 3. Bataillon des 38. Füsilierregiments
Generalfeldmarschall Graf Moltke und die 3. und 4. Compagnie des 6. Fußartillerieregiments von Dieskau; Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph.
Seit Aushebung der Stadtbefestigung und der Außenwerke (1878) beschränken sich die Festungswerke auf die Haupt- oder alte Festung, unmittelbar über der
Stadt, in die Felsen eingesprengt, mit dem die Stadt um 90 m überragenden Donjon und der Statue des heil. Nepomuk, und auf die kleine Festung am rechten
Neisseufer, Schäferberg genannt. Die Festung ist als befestigter Waffenplatz bestimmt, die Verkehrsstraßen und be-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 59.