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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Godefroy; Godegisel; Godehard; Goderich; Godesberg; Goedeke

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Godefroy - Godesberg

westl. Stillen Meers. Nach der Stockung des Hauses G. 1879 ging der Handel Deutschlands mit den Samoa-Inseln an die Deutsche Handels-Plantagengesellschaft der Südsee-Inseln über. G. starb 10. Febr. 1885 in Hamburg. Er begründete 1861 das berühmte Museum G. in Hamburg, das ethnogr. und artistische Gegenstände, Skelette, Naturalien u. s. w. aus der Südsee und Australien enthielt und dessen ethnogr.-anthropol. Abteilung 1885 durch Kauf an das Museum für Völkerkunde in Leipzig überging.

Godefroy (spr. god’frŏá), Frédéric, franz. Litteraturhistoriker, geb. 13. Febr. 1826 zu Paris, verfaßte namentlich ein «Lexique comparé de la langue Corneille» (2 Bde., 1862), eine «Histoire de la littérature française depuis le ⅩⅥ<sup>e</sup> siècle jusqu’à nos jours» (2. Aufl., 10 Bde., 1878‒81, von der Akademie preisgekrönt) und ein «Dictionnaire de l’ancienne langue française» (noch unvollendet), welches trotz vieler Mängel ein unentbehrliches Hilfsmittel für das Studium des Altfranzösischen ist.

Godegisel, der erste bekannte König der Vandalen, führte einen Teil der Vandalen 406 aus ihren Wohnsitzen in Pannonien gen Westen, wurde aber am Rhein von den Franken nebst einem großen Teil (angeblich 20000) der Seinen erschlagen. Der Rest des Volks, jedenfalls noch sehr bedeutend, drang mit Alanen und Sueven durch Gallien nach Spanien und spielte hier und dann in Afrika eine große Rolle. (S. Genserich.)

Godegisel, burgund. König, Sohn des Königs Gundioch von Burgund, teilte 473 mit seinen Brüdern Hilperik und Gundobad das Reich und nahm seinen Sitz in Genf. Hilperik starb, und G. schlug im Bunde mit dem Franken Chlodwig seinen Bruder Gundobad bei Dijon (500). Doch konnte er den so gewonnenen Thron nicht gegen seinen Bruder behaupten, der nach Chlodwigs Entfernung G. in Vienne einschloß und nach Erstürmung der Stadt tötete. – Vgl. Binding, Das Burgundisch-Romanische Königreich (Lpz. 1868).

Godehard (Gotthard), der Heilige, Bischof von Hildesheim (1022‒38), der Sohn eines Ministerialen und spätern Verwalters des Klosters Nieder-Altaich in Bayern, war seit 996 Abt daselbst. Der Nachdruck, mit dem er die verwilderte Klosterzucht herstellte, bewirkte, daß ihm auch andere Klöster, wie 1001 Tegernsee und 1005 Hersfeld, zur Reformation anvertraut wurden. 1022 wurde G. Bischof von Hildesheim und machte sich durch Gründung einer Schule, die ihrerseits wieder Lehrer für andere Anstalten abgab, um die Förderung der litterar. Thätigkeit verdient. Hildesheim dankt ihm den großartigen Münsterbau und die Beendigung des langen Streits mit dem Erzbischof von Mainz wegen der Diöcesanrechte über Gandersheim. Als Förderer der kirchlichen Reform wurde G. 1131 von Papst Innocenz Ⅱ. heilig gesprochen. Sein Leben beschrieb sein Schüler Wolfhere (abgedruckt in «Monumenta Germaniae historica», Scriptores, Bd. 11, Hannov. 1854). – Vgl. Lüntzel, Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim, Bd. 1 (Hildesh. 1857).

Goedeke, Karl, Litteraturhistoriker, ge. 15. April 1814 zu Celle, studierte in Göttingen bis 1838 Philologie, lebte dann in Celle, später in Hannover als wissenschaftlicher Berater und Korrespondent des Hofbuchhändlers Hahn. Darauf ging er wieder nach Celle, 1859 nach Göttingen und wurde hier 1873 zum außerord. Professor der Litteraturgeschichte ernannt. Er starb 28.Okt. 1887 in Göttingen. Seine litterar. Thätigkeit begann er unter dem Namen Karl Stahl mit dem Drama «König Kodrus, eine Mißgeburt der Zeit» (Lpz. 1839), welches, gleich nach der Katastrophe der Göttinger Sieben verfaßt, ein Ausdruck der damals verbreiteten Mißstimmung war, und mit seinen frisch gezeichneten «Novellen» (Celle 1841), denen ein «Novellen-Almanach» (Hannov. 1842) folgte. Später wandte sich G. der deutschen Litteraturgeschichte zu und lieferte zunächst eine Reihe von Monographien und Sammlungen, die durch sorgfältige Kritik und geschmackvolle Behandlung einen hervorragenden und bleibenden Wert besitzen. Dahin gehören «A. Freiherr Knigge. Sein Leben und seine Schriften» (Hannov. 1844), «Pamphilus Gengenbach» (ebd. 1856) und «Every-Man, Homulus und Hekastus» (ebd. 1865); ferner die litterarhistor. Chrestomathien: «Deutschlands Dichter von 1813 bis 1843» (ebd. 1844), «Elf Bücher deutscher Dichtung von Seb. Brant bis auf die Gegenwart» (2 Bde., Lpz. 1849), «Deutsche Dichtung im Mittelalter» (Hannov. 1854; 2.Aufl., Dresd. 1871) und die Schriften «G. A. Bürger in Göttingen und Gelliehausen» (Hannov. 1873), «Schillers Geschäftsbriefe» (Lpz. 1875). Sein Hauptwerk bildet der ungemein reichhaltige «Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung», (3 Bde. in 4 Abteil., Dresd. 1859‒81; in gänzlich umgearbeiteter 2. Aufl., ebd. 1884 fg., auch nach des Verfassers Tode fortgesetzt), ein bibliogr. Repertorium, das die sicherste Übersicht über das gewaltige wissenschaftliche Material giebt und in den kurzen Einleitungen und Charakteristiken ebenso wie in der Gruppierung den Meister der Forschung zeigt. G. lieferte ferner die Biographien und Einleitungen zu den Stuttgarter Ausgaben der deutschen Klassiker (Schiller, Lessing und Goethe, 1865 fg.), aus denen auch sein Buch «Goethes Leben und Schriften» (Stuttg. 1874; 2. Aufl. 1877) hervorging, und leitete die histor.-kritische Ausgabe von «Schillers sämtlichen Schriften» (17 Bde., ebd. 1867‒76). Mit Julius Tittmann (gest. 17. Jan. 1883) gab G. die Sammlungen: «Deutsche Dichter des 16. Jahrh.» (18 Bde., Lpz. 1867‒83) und «Deutsche Dichter des 17. Jahrh.» (15 Bde., ebd. 1869‒83) heraus.

Goderich (spr. góddritsch), Viscount, s. Ripon, Graf von.

Godesberg, Landgemeinde und Kurort im Kreis Bonn des preuß. Reg.-Bez. Köln, 6,8 km oberhalb Bonn, mit dem es durch Straßenbahn und Dampfschiffahrt verbunden ist, unweit vom linken Rheinufer in der Ebene nahe dem Ausgang des engern Rheinthals, an der Linie Köln-Bingerbrück der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 3884 E., Post zweiter Klasse, Telegraph, eine Burgruine auf einem 75 m hohen Bergkegel, stattliche Landhäuser, eine 1860‒62 nach Plänen von Statz im Spitzbogenstil erbaute kath. und eine neue evang. Kirche, zwei höhere Knabenschulen, eine engl. Knabenerziehungsanstalt, mehrere Mädchenpensionsanstalten, eine sehr besuchte Kaltwasserheilanstalt, zwei Hospitäler, eine schon den Römern bekannt gewesene alkalinisch salinische Stahlquelle, Draischer- oder Sauerbrunnen genannt, mit Bade- und Trinkeinrichtungen und einem Kursaal mit Park (1892: 1000 Kurgäste); Steppdecken-, Verbandwattefabrik, Dampfmühle und Kunstgärtnerei. Das Schloß G. wurde vom Kölner Erzbischof Dietrich von Heinsberg 1210‒13 erbaut, war 1582 der Zufluchtsort des protestantisch gewordenen und daher abgesetzten Erzbischofs Gebhard, wurde aber 1583