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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grammatiker – Grammont

z. B. vergleichende G. soviel als vergleichende Sprachforschung oder Sprachwissenschaft. (S. auch Allgemeine Grammatik.) – Vgl. Bibliothek der neuern Sprachen, oder Verzeichnis der in Deutschland besonders vom J. 1800 an erschienenen Grammatiken, Wörterbücher, Chrestomathien u. s. w., welche das Studium der lebenden europ. Sprachen betreffen (Lpz. 1842; dazu 1. Suppl. bis 1849; 2. Suppl. bis 1868); Vater, Litteratur der G., Lexika und Wörtersammlungen aller Sprachen der Erde (2. Aufl., von Jülg, Berl. 1847); Trübner, Catalogue of dictionaries and grammars of the principal languages and dialects of the world (2. Aufl., Lond. 1882).

Grammatĭker (grch.), bei den alten Griechen und Römern Gelehrte, die sich mit der Erklärung, der niedern und höhern Kritik der Litteraturwerke, namentlich der poetischen, beschäftigten, also ungefähr den heutigen Philologen (s. Philologie) entsprechen; in neuerer Zeit soviel wie Sprachforscher. Die Blütezeit der griechischen G. fällt in das Alexandrinische Zeitalter (s. d.). Hauptvertreter sind Zenodotus, Aristophanes von Byzanz, Aristarchus, Apollodorus in Alexandria, Krates in Pergamon. (S. auch Grammatik, Griechische Sprache, Lateinische Sprache; über die deutschen G. s. Deutsche Philologie, über die indischen s. Indische Sprachen und Sanskrit.)

Grammátisch, Grammatikālisch, auf die Sprachlehre (Grammatik, s. d.) bezüglich, ihr gemäß; Grammatisches Geschlecht, s. Genus.

Grammatischer Wechsel, eine eigenartige Erscheinung in dem Konsonantenbestande der german. Sprachen, der zufolge miteinander im Wechsel stehen altes f und b (z. B. «Hof»: «hübsch»), th und d (hochdeutsch d: t, z. B. «ich schneide»: «ich schnitt»), h und g (z. B. «ziehen»: «gezogen») sowie stimmloses und stimmhaftes s (deutsch s : r, z. B. «das Wesen»: «wir waren»). Die Erklärung für diesen Wechsel hat der dän. Gelehrte Verner gegeben in seiner Abhandlung «Eine Ausnahme der ersten Lautverschiebung» (in Kuhns «Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung», Bd. 23). Hiernach ist der Grund in altindogerman. Accentverhältnissen zu suchen. Man nennt den sprachlichen Vorgang jetzt das Vernersche Gesetz.

Grammatīt, Mineral, s. Hornblende,

Grammcalorie, s. Wärmemenge.

Gramme (spr. gramm), Zénobe Théophil, Elektrotechniker, der Schöpfer des elektrischen Großmaschinenbaues, geb. 6. April 1826 zu Jehay-Bodignée in der belg. Provinz Lüttich, wurde Anfang der sechziger Jahre Modelltischler in den Werkstätten der Compagnie L’Alliance zu Paris, der damals einzigen Fabrik, die sich speciell mit dem Bau von Großmaschinen für die Erzeugung von elektrischem Strom für Beleuchtungszwecke beschäftigte. Überrascht durch die ihm neuen Vorgänge bei der Thätigkeit dieser Maschinen, widmete er sich trotz seiner geringen Vorkenntnisse der Elektrotechnik und erhielt bereits 1867 sein erstes Patent auf Verbesserungen an Magnetmaschinen (Brevet Nr. 75172 vom 26. Febr. 1867 mit Zusätzen vom 21. Nov. 1868 und 13. Aug. 1869) und zwei Jahre später das Patent auf seine berühmte Ringmaschine, das Vorbild für die große Mehrzahl der heutigen Maschinen (Brevet Nr. 87938 vom 22. Nov. 1869 mit Zusätzen vom 11. April 1870 und 27. Febr. 1872). Die engl. Patente tragen die Nummern: 1668, 1870 und 1254, 1872. Die der Maschine zu Grunde liegende Idee ist nicht völlig neu. Der Professor an der Universität Pisa, Antonio Pacinotti, erklärte 1871, daß der von G. benutzte Ring, und ebenso die Art der Zusammenfassung der in ihm erzeugten Ströme bereits in einem von ihm 1860 für sein physik. Kabinett erbauten Elektromotor enthalten sei. Wissenschaftlich muß danach die Priorität Pacinottis anerkannt werden; für die elektrische Industrie wird G. der Erfinder des nach ihm benannten Ringes und des Kollektors, der Schöpfer der heutigen Dynamomaschine bleiben. Bedurfte es doch erst dieser seiner Wiedererfindung der in dem «Nuovo Cimento», Bd. 19 (1864), beschriebenen, im übrigen aber völlig unbeachtet gebliebenen Konstruktion von Pacinotti, um die Wissenschaft auf die ungeheure Wichtigkeit derselben aufmerksam zu machen. 1873 kaufte ihm eine engl. Gesellschaft seine engl. und amerik. Patente ab. 1877 konstruierte er dann noch für die Zwecke der Beleuchtung mit Jablochkoffkerzen, die damals in Aufnahme kamen, eine Ringwechselstrommaschine, die 1878 während der Pariser Weltausstellung die prächtige Beleuchtung der Place de l’Opéra speiste.

Grammelpresse, Griebenpresse, in der Fleischerei gebrauchte Presse zum Auspressen von Rückständen der Wurstfabrikation, um das darin enthaltene Fett zu gewinnen.

Gramme-Maschine, s. Dynamomaschinen (Bd. 5, S. 652 a).

Grammescher Ring, soviel wie Ringanker bei Dynamomaschinen (s. d.).

Grammichele, s. Granmichele.

Grammont (spr. -móng), Orden von, s. Grandmont.

Grammont (spr. -móng), belg. Stadt, s. Geertsbergen.

Grammont (spr. -móng), alte Adelsfamilie aus Hochburgund (Franche-Comté), Zweig des erloschenen Hauses Granges, die nicht mit dem aus Südfrankreich stammenden Geschlecht Gramont (s. d.) zu verwechseln ist. Die G.s führen ihren Namen von einer zwischen Vesoul und Montbéliard im Depart. Haute-Saône gelegenen Herrschaft, die ein Herr von Granges im 13. Jahrh. erwarb und König Philipp Ⅳ. von Spanien 1656 zur Grafschaft erhob. Mit der Franche-Comté kamen die G.s 1678 an Frankreich, wo sie sich unter Ludwig ⅩⅣ. im Kriegsdienst hervorthaten und bei Hofe großes Ansehen gewannen. Das dem Stammgute benachbarte Landgut Villersexel wurde 1718 zum Marquisat erhoben zu Gunsten Michel de G.s, Generallieutenants im Dienste Ludwigs ⅩⅣ.

Zwei Mitglieder der Familie machten sich als Staatsmänner bekannt: Alexandre Marie François de Sales Théodule, Marquis von G., geb. 26. April 1765 auf dem Schlosse Dracy-les-Couches (Depart. Saône-et-Loire). Er war Lafayettes Schwager und ergriff wie dieser die Ideen von 1789, wurde 10. Aug. 1792 bei der Verteidigung der Tuilerien verwundet, lebte sodann auf dem Lande in stiller Zurückgezogenheit, versöhnte sich nicht mit dem kaiserl. Regierungssystem und erklärte sich für die Wiedereinsetzung der Bourbons. 1815 wurde er vom Arrondissement Lure in die Deputiertenkammer gewählt, wo er bis 1839 beständig seinen Sitz hatte und während seiner ganzen parlamentarischen Laufbahn mit der konstitutionellen Opposition stimmte. Er starb 22. Mai 1841 auf seinem Schlosse zu Villersexel.

Sein Sohn Ferdinand, Marquis von G., geb. 6. Juni 1805 zu Villersexel, wurde Deputierter