Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Grammophōn; Grammos; Gramont

246

Grammophon – Gramont

des Arrondissements Lure an seines Vaters Stelle und behielt seinen Sitz im linken Centrum, solange die Julimonarchie dauerte. 1848 vom Depart. Haute-Saône in die Konstituierende Versammlung gewählt, trat er vom linken Centrum zur Rechten über und verlor infolge dieser polit. Sinnesänderung sein Mandat. Nach dem Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 wurde G. als Regierungskandidat im Arrondissement Lure gewählt. Bei den Wahlen von 1859 und 1863 erneuerten ihm die Wähler sein Mandat. Im Febr. 1871 in die Nationalversammlung zu Bordeaux gewählt, hielt er sich hier zur Rechten. Bei den folgenden Wahlen trat er nicht mehr als Kandidat auf. Er starb 17. Juni 1889 in Paris.

Grammophōn, von Emil Berliner 1887 nach mehrjährigem Studium angegebener Apparat zum Aufzeichnen und spätern Wiedererzeugen der menschlichen Rede und anderer Tongebilde. Derselbe unterscheidet sich von Edisons Phonographen (s. d.) wesentlich dadurch, daß der zeichnende Stift von der ihn tragenden schwingenden Platte nicht winkelrecht zur Zeichenfläche, sondern parallel zu ihr bewegt wird. Während der Aufzeichnung dreht sich die Zeichenfläche im Kreise, und zugleich wird ihr Mittelpunkt in gerader Linie gegen den Stift langsam fortbewegt, sodaß letzterer eine gewellte Spirallinie in der die Zeichenfläche bildenden Rußschicht an der Unterseite einer kreisrunden Glasplatte beschreibt. Durch Überziehen der Aufzeichnung im Ruß mit einer rasch trocknenden dünnen Firnißlöfung wird die Aufzeichnung dauerhaft und unvergänglich gemacht. Besser benutzt man eine Wachsschicht als Zeichenfläche und macht die Zeichnung durch Behandlung derselben mit Chromsäure unvergänglich. Die aufgezeichneten Linien lassen sich auch photographisch vergrößern, wodurch der Ton verstärkt wird. (S. Phonautograph.)

Grammos, von Norden nach Süden streichendes Gebirge der Balkanhalbinsel, zwischen Albanien und Macedonien, westlich des Sees von Kastoria, besteht aus Kreidekalk und erreicht über 2000 m.

Gramont (spr. -móng), ein altes franz. Adelsgeschlecht, das von einem Städtchen G. in Navarra (Depart. Basses-Pyrénées) seinen Namen führt. In Navarra bildeten die G.s längst das erbliche Haupt einer Adelspartei; das 16. Jahrh., in dem die G.s d’Aure zur Hauptlinie der Familie wurden, führte sie tiefer in die franz. Geschichte hinein.

Antoine Ⅰ. von G. (gest. 1576), an den hugenottischen Bewegungen als ein nicht zuverlässiger Parteigänger beteiligt, ward Stammvater dieser Linie, die noch gegenwärtig fortbesteht. Bekanntere Sprößlinge daraus sind: Philibert von G., Graf von Guiche, geb. 1520, Sohn Antoines Ⅰ., Gemahl von Heinrichs Ⅳ. späterer Jugendgeliebten, der «Schönen Corisande» (s. Guiche), fiel 1580 bei der Belagerung von La Fère. – Sein Enkel, Antoine Ⅲ., Herzog von G., Marschall von Frankreich, geb. 1604, anfangs Graf von Guiche, heiratete 1634 eine Nichte des Kardinals Richelieu. Die glänzende militär. Tapferkeit, die er während der Feldzüge in Flandern und Holland bewies, verschafften ihm 1641 den Generallieutenantsgrad und Marschallsstab. 1648 wurde er Herzog und Pair. Er starb 1678 zu Bayonne und hinterließ die in militär. und diplomat. Hinsicht interessanten «Mémoires du maréchal de G.» (2 Bde., Par. 1716; wieder abgedruckt in den Sammlungen von Petitot, 1820‒29; von Michaud und Poujoulat, 1835‒39). – Philibert, Chevalier, nachher Graf von G., Bruder des vorigen, geb. 1621, diente als Freiwilliger unter Condé und Turenne, war am Hofe das Musterbild geistreicher Frivolität, geriet aber mit Ludwig ⅩⅣ. in einen Konflikt, der seine Verbannung nach sich zog. Der Hof Karls Ⅱ. von England bot 1662 dem geistesverwandten Manne die geeignetste Zuflucht. Sein Alter verlebte er in Frankreich; er starb 1707. Sein Schwager Ant. Hamilton beschrieb u. d. T. Mémoires du comte de G. (Köln 1713 u. ö.; neueste Aufl., Par. 1888; englisch, Lond. 1889; deutsch, Lpz. 1780) die Abenteuer seiner Jugend, seine Liebesstreiche und seine Spielbetrügereien. – Antoine Geneviève Héraclius Agénor, Herzog von G., franz. General, geb. 7. Juni 1789 in Versailles, wurde 1814 Adjutant des Herzogs von Angoulême, mit dem er 1823 am Feldzuge in Spanien teilnahm. Nach der Julirevolution begleitete er 1830 die königl. Familie ins Ausland, kehrte 1833 nach Frankreich zurück und starb 3. März 1855 in Paris. – Sein Sohn war der Herzog Antoine Alfred Agénor von G. (s. d.), dessen Sohn, Antoine Agénor, Herzog von G., geb. 22. Sept. 1851, vermählt mit der Freiin Margarete von Rothschild, das jetzige Haupt der Familie ist.

Gramont (spr. -móng), Antoine Alfred Agénor, Herzog von, franz. Staatsmann, geb. 14. Aug. 1819 in Paris, wurde 1838 Artillerieoffizier, nahm aber 1840 seinen Abschied. Nach der Revolution von 1848 schloß er sich an den Prinz-Präsidenten Ludwig Napoleon an und wurde 1850 bevollmächtigter Minister in Cassel, 1852 in Stuttgart, 1853 in Turin, 1857 Gesandter in Rom. 1861 kam er als Botschafter nach Wien, in welcher Stellung er bis 1870 blieb. 1865 hatte er in Karlsbad eine Unterredung mit Bismarck, der ihm die Unvermeidlichkeit eines preuß.-österr. Krieges ankündigte; in den folgenden Jahren arbeitete G. im Verein mit Beust an dem Zustandekommen einer gegen Preußen gerichteten Allianz zwischen Frankreich, Österreich und Italien. Am 15. Mai 1870 übernahm er das Ministerium des Auswärtigen. Schon bei der Beantwortung der Interpellation über die Gotthardbahn 20. Juni gab er deutlich zu verstehen, wie sehr er es bedauere, daß diese Frage für die Aufstellung eines Kriegsfalls nicht geeignet sei. Um so willkommener war ihm hierfür die span. Thronkandidatur des Erbprinzen von Hohenzollern. (S. Deutsch-Französischer Krieg von 1870 und 1871, Bd. 5, S. 98.) Am 6. Juli beantwortete er eine Interpellation Cocherys in einem Preußen geradezu herausfordernden Tone, und auch noch nach der Verzichtleistung des Prinzen stellte G. an den preuß. Botschafter 12. Juli die Zumutung, er solle den König ersuchen, daß er an Napoleon einen zur Veröffentlichung bestimmten entschuldigenden Brief schreibe. Der franz. Botschafter in Berlin Benedetti wurde beauftragt, vom König zu verlangen, daß er die Versicherung erteile, niemals zu einer später wieder auftauchenden Kandidatur des Prinzen seine Einwilligung zu geben. Da der König diese Zumutung 13. Juli ablehnte, wurden die Verhandlungen abgebrochen. G. verlas 15. Juli in den Kammern eine Denkschrift, worin der Sachverhalt vollständig entstellt, von einer Beschimpfung Benedettis, dem man die Thür gewiesen habe, und von einem die Würde Frankreichs verletzenden Telegramm an die auswärtigen Mächte die Rede war, und forderte einen Kredit für die ersten Kriegsrüstungen. Das Tadelsvotum, das der Gesetzgebende Kör- ^[folgende Seite]