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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gran (Heinrich) - Granada (in Spanien)
großartigsten überhaupt. Sie ist 106 m lang, im
Querschiff 49 in breit, 19,5 in hoch; das Dach der
Kuppel (79 in hoch, 26 in im Durchmesser) wird von
24 Säulen (je 8-10 in hoch) getragen. Die Vorder-
seite hat ein schönes Frontispiz mit 10 korinth.
Säulen und 26 Pilastern. Auf dem flachen Dache
die Statuen der vier Evangelisten und andere Stand-
bilder. In dem glänzend ausgestatteten Innern
(54 Säulen) ein Hochaltarblatt, Maria Himmelfahrt,
vom Venetianer Grigoletti (eins der größten Ölge-
mälde, 12 in hoch, 6 in breit); ein anderes Altar-
blatt, die Taufe des heil. Stephan, des Gründers
des Erzbistums G., von dem Ungarn Heß, das
prachtvolle Marmorgrabmal des Erzherzogs Karl
Ambrosius, Erzbischofs von G. und Primas von
Ungarn von Canova, und die Orgel, ein Werk Mo-
sers; am Eingänge in die Krypta die Statnen des
Friedens und der Unsterblichkeit von Schrott. Die
Bakacssche Kapelle aus dem I. 1507, 1827 hier
wieder aufgeführt, stand ehemals an einer andern
Stelle der Stadt. Großartig ist auch die mit der
Basilika verbundene Gruft, zu welcher 66 stufen
führen, und die Schatzkammer mit vielen Merk-
würdigkeiten. Die St. Annakirche am westl. Fuße
des Hügels hat ebenfalls eine Kuppel. Ausgezeichnete
Gebäude sind ferner die Paläste des Primas (1883)
und der Domherren, das große Priesterseminar und
das altePrimatialgebäude sowie das Komitats- und
Stadthaus. G. ist Sitz eines Erzbischofs (zurKirchen-
provinz G. gehören außer der Erzdiöcese G. die lat.
Suffraganbistümer Neufohl, Neutra, Fünfkirchen,
Stuhlweißenburg, Steinamanger, Waitzen und
Vesprem, ferner die griech.-unierten Diöcefen ^ruthe-
nifcher Sprache^ Eperies und Munkacs), welcher
zugleich Primas des Königreichs Ungarn ist und
seit 1716 den Fürstentitel führt, der Komitatsbehör-
den und eines Bezirksgerichts und hat ein höheres
geistliches Seminar, ein erzbischöfl. Lyceum, eine
Lehrerpräparande, ein Venediktincrobergymnasium,
eine Kommunalunterrealfchule, ein Benediktiner-,
ein Franziskaner-, zwei Nonnenklöster und eine wert-
volle Gemäldegalerie; Acker- und Weinbau sowie
mehrere warme (Schwefel- und) Mineralquellen,
zum Teil schwache erdige Säuerlinge von 27° <?.,
welche zu Bädern benutzt werden, und eine kalte stoff-
reiche Bitterfalzquelle. Eine 1822 angelegte Wasser-
hebemaschine versorgt den 57 in hohen Festungsberg
mit Wasser. Gegenüber von G. und durch eine
Schiffbrücke mit demselben verbunden liegt Pärkäny
(s. d.). - G. ist eine der ältesten Städte Ungarns
und war im 10. Jahrh. Residenz des ungar. Fürsten
Geisa, wo auch sein Sohn, später der erste ungar.
König, StephanI. der Heilige, 975 geboren und 1000
gekrönt wurde; gleichzeitig wurde hier von letzterm
das Erzbistum 1001 gegründet. 1241 wurde G. von
den Mongolen zerstört nud gelangte seitdem nicht
wieder zu der alten Blüte. 1543 eroberten es die
Türken, in deren Besitz die Stadt bis 1683 blieb.
In dieser Zeit wurde das Erzbistum nach Tyrnau
verlegt, während der Erzbischof felbst feinen Sitz
in Preßburg nahm, bis beide 1820 nach G. zurück-
kehrten. 1708 war G. von Kaiser Joseph I. zur
tönigl. Freistadt erhoben worden.
Gran, Heinrich, Hagenaus erster Buchdrucker
(gest. 1523 oder 1524), welcher seit 1489 eine außer-
ordentlich lebhafte Wirtfamkeit namentlich als
Drucker entfaltete, sodaß nahezu 250, zum großen
Teil für auswärtige Verleger gedruckte Werke, be-
sonders theol. Inhaltes und in lat. Sprache, aus
seinen Pressen hervorgingen. Die Scheidung der
Verlags- und Druckerthätigkeit tritt bei ihm zuerst
in sehr bemerkenswertem Maße hervor. Mit G.s
Typen wurden durch dessen Korrettor Wolfg. Angst
die erste Ausgabe der "^pistoi^s odzein-oi-uin vi-
i'01'uiii" (1. Sammlung) gedruckt.
Gran, Gewicht, f. Gran.
<5ra.n". (lat., Plural von Fi-anum), Körner,
Beeren; (^. cli6i-in68, Kermes; O. Ivcii, Gelbbeeren;
(s. Mi'H(1i8i, Paradieskörner; l3. ti^Iii, Erotonsamen.
Granacci (spr. -nattschi), Francesco, ital. Ma-
ler, geb. 23. Juli 1477 zu Florenz, gest. daselbst
30. Nov. 1543, war anfangs Schüler und Gehilfe
des Dom. Ghirlandajo, wurde aber fpäter ein Nach-
ahmer der großen Führer der florentin. Malerei
dieser Zeit, wie Leonardo da Vinci, Fra Vartolom-
meoundRasfael. Vonseinen Bildern sind zu nennen:
Himmelfahrt Maria in der Akademie, Gürtelspende
der Maria an Thomas in den Uffizien zu Florenz,
eine Dreieinigkeit im Berliner Museum; ferner in
der Alten Pinakothek zu München: Maria das Kind
anbetend, und Die heil. Magdalena, Apollonia.
Hieronymus, Johannes der Täufer.
Granäda. 1) Königreich der Krone Castilien,
zerfällt feit 1833 in die drei Provinzen G., Almeria
(s. d.) und Malaga (s. d.), von denen G. mit 12 768
cilcin die größte, Malaga aber die kleinste und bevöl-
kertste ist. Das ganze G. hat 28 821 t^in, (l887)
1 343 467 E., d. i. 46 anf 1 hkin. Es umfaßt den
größten Teil Oberandalusiens, d. i. des Gebirgs-
landes von G. (^. Spanien.) Das Gebiet war zur
Zeit der Nömer ein Teil der Provinzen Laeticll und
Higpünia, (^i't1ill^in6N8i3 und gehörte nn 5. Jahrh,
n. Chr. nacheinander denVandalen, Alanen, Sueven
und Westgoten, die Küstenstädte 534-624 den Ost-
römern. Nach der Eroberung durch die Araber
(71l) gehörte es seit 755 zum Sultanat (seit 929
Chalifat) Cordoba; nach dem Untergänge der Omaj-
jaden (1028) den Zeiriden (Granada), Edrisiden
(Malaga 1025-86) und Veni Somadih (Almeria
1041-91), seit 1238 aber bildete es ein selbständi-
ges manr. Königreich unter der Dynastie der Alha-
maren. Das Neich umfaßte zur Zeit feiner größten
Ausdehnung 33 Bezirke, ebenso viele größere
und 97 kleinere Städte, zählte 3 Mill. E. und
stellte : 00 000 Krieger ins Feld. Der fruchtbare
und fleißig bestellte Boden nährte vollkommen die
Bewohner, und außer Südfrüchten und Getreide,
Wein und Oliven war Seide Hauptgegenstand des
Handels, besonders mit Italien, ^chon seit 1246,
wo auch Iacn abgetreten ward, mußten die Könige
von G. castilische Hoheit anerkennen und Tribut
zahlen. Als Mulei Hassan die Fortentrichtung der
Abgabe verweigerte, ja sogar Zahara 1481, durch
Überfall eroberte, begann 1481 zwischen den Be-
herrschern von G. und denen von Eastilien und
Aragonicn, Isabella I. und Ferdinand II. dem
Katholischen, ein elfjähriger Krieg, der nach Er-
oberung der einzelnen Gebiete und nach Vesiegung
des letzten maur. Königs Abu Abdullah (Boabdill)
2. Jan. 1492 mit der Einnahme der Stadt G.
und der Vernichtung der Herrschaft der Mauren
in Spanien überhaupt endigte. - Vgl. Washington
Irving, Olironicle ol tlio conHusät c>f 6. (2 Bde.,
Lond. 1829); Lafuente y Alcantara, Historie äs O.
(4 Bde., Granada 1843); M. I. Müller, Die letzten
Zeiten von G. (Münch. 1863).
2) Provinz des heutigen Königreichs Spanien,
grenzt im N. an Iae'n, im NO. an Albacete und