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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Granit
Bestände der G. im allgemeinen gehören ferner
Magnesiaglimmer, Kaliglimmcr und Hornblende,
die indessen nicht in allen Varietäten vorkommen.
Diese Gegenteile sind völlig regellos und ohne
Parallelismus angeordnet. Der Orthoklas ist auf
den frischen ^paltungsflächen start perlmutterglän-
zend, meist rötlichweiß, fleischrot, gelblich- oder
gmuilchwciß, in einfachen Krystallen oderZwillingen
vorhanden und wird manchmal von gegittcrtem
Mitroklin begleitet. Der gestreifte trikline Feldspat,
wie es scheint meistens Oligoklas, unterscheidet sich
von ihm oft schon durch seine geringere Pellucidität,
durch mattcrn Glanz und geringere Frische, röt-
lichen Orthoklasen gegenüber auch durch hellere
Farbe. Der an mikroskopischen Flüssigkeitsein-
schlüssen meist sehr reiche Quarz bildet rundliche
oder eckige Körner, auch wohl feine Aggregate der-
selben, höchst selten nur Krystalle, und ist wohl im
Granitgemenge das am spätesten fest gewordene
Mineral. Der Magncsiaglimmer (Viotit) ist dunkel-
braun oder eisenschwarz und wird in zinnerzführen-
den G. oft durch Zinnwaldit (Lithioneisenglimmer)
vertreten, der Kaliglimmer (Muskovit) silberweiß.
Als zwar unwesentliche, aber fast ständig vorhan-
dene Gemengteile sind Apatit und Magnetit, auch
Zirkon, als manchmal reichlich vorhanden Titanit,
Augit, Calcit zu nennen. Fig. 5 der Tafel: Dünn-
schlisfe in mikroskopischer Vergrößerung
(s. Dünnschliffe), zeigt einen G. aus dem Morvan
(Frankreich) unter dem Mikroskop im polarisierten
Licht bei gekreuzten Nicols.
Treten in dem sonst gleichmäßig körnigen Ge-
menge große Orthoklaskrystalle hervor, so entwickelt
sich der porphyrartige G. Ab und zukommt
auch ein poröses oder kavcrnöses Gefüge vor, wobei
alsdann die Innenwände der Drusen mit Krystallen
von Feldspat, Quarz und andern Mineralien aus-
gekleidet sind. An den Grenzen größerer graniti-
scher Ablagerungen gewinnen die Glimmerlamellen
manchmal eine mehr oder weniger parallele Lagerung,
wodurch Varietäten entstehen, die man am besten als
schieferigcn oder flaserigen G., minder gut als
Gneis granit bezeichnet, da diefe Gesteine geolo-
gisch nichts mit Gneis zu thun haben. Die Granit-
massen behalten in der Negel die Größe des Korns auf
weite Erstreckung hin bei, und ein rascher Wechsel des-
selben gehört zu den Seltenheiten. Immerhin wird oft
der Gebirgsgranit von gleichzeitig gebildeten Schlie-
ren abweichender Strukturvarietäten durchflocbten.
Sehr reich ist der G. an accessorischen Gemengteilen,
unter denen namentlich zu nennen sind Turmalin,
Epidot, Cordierit, Topas, Beryll und Smaragd,
Granat, Andalusit, Cyanit, Korund, Wernerit,Fluh-
fpat, Eisenglanz, Wolframit, Zinnstein, Gadolinit,
Columbit, Molybdänglanz, Graphit. Übergänge
finden insbefondere statt in Quarzporphyr, in Syenit
und Diorit, in Greisen. Als typisches Mittel der
chem. Zusammensetzung, berechnet aus vielen Ana-
lysen, kann man betrachten: 72 Proz. Kieselsäure,
16 Thonerde, 1,5 Eisenoxydul oder -Oryd, 1,5 Kalk,
0,5 Magnesia, 6,5 Kali, 2,5 Natron, sodah der G. im
allgemeinen eine ganz ähnliche Substanz darstellt
wie der Quarzporphyr und derRhyolith; doch giebt
es auch G. (Sodagranit), in welchem das Kali
vom Natron überwogen wird, indem in diesem Fall
der trikline Feldspat Älbit zu sein scheint. Das spec.
Gewicht schwankt im Mittel zwifchen 2,"3 und 2,65.
Nach den neuern Untersuchungen und Gesichts-
punkten gliedert sich die Gruppe des G. folgender-
maßen. 1) Viotit granit, mit Orthoklas, Plagio-
klas, Quarz und bloß Magncsiaglimmer, bald horn-
blendefrei, bald accessorisch .Hornblende führend,
ist die verbreitetste Abart (unzwcckmäßigerwcise als
Granitit bezeichnet), die stark zu porphyrartiger
Ausbildung neigt, relativ viel Plagioklas enthält,
aber weniger Quarz führt als der Muskovitgranit.
An manchen Punkten hat man in diefcr Abart auch
einen Gehalt von blahgrünem, monoklinem Augit
oder einem rhombischen Pyrorcn erkannt. 2) M u s -
kovitgranit, mit Orthoklas, Plagiotlas, vvel
Quarz und bloß Kaliglimmcr, bildet meistens keine
sehr umfangreichen Massen, gewöhnlich nur Gänge,
neigt zu drnsiger Strnktur und pflegt entweder sehr
feinkörnig (dann recht glimmcrarm) oder sehr grob-
körnig zu sein (im letztern Falle reich an Accessorien
undPcgmatit genannt). 3) Zwei glimmerig er
G. mit Orthoklas, Plagioklas, Quarz, Kaliglimmer
und Magncsiaglimmer, ist lange nicht so weit ver-
breitet als der Biotitgranit (deshalb minder gut
als eigentlicher G. bezeichnet), fast stets horn-
blendcfrei. 4) Hornblendegranit oder Amphi-
bolgranit, mit Orthoklas, Plagioklas, Quarz und
Hornblende, ist bald biotitfrei, bald biotitführend
und geht dann wohl in die erste Abteilung über.
5) Gesteine, dieneben den konstanten Gemengtcilen
noch Hornblende und Biotit in gleichem Maße ent-
halten, hat man als weiteres Glied, als Horn-
blende-Viotitgranite, unterschieden. - Der
in den Alpen verbreitete Protogingranit ist eine
Abart, die statt oder neben dem Glimmer ein kalk-
ähnliches Mineral oder Chloritlamell^n 'ocsiU, wo-
durch häufig eine gewisse Schieferigkeit hervor-
gebracht wird. In Cornwall, bei Prcdazzo, bei
Eisenbach in Ungarn u. a. O. erscheint der Tur-
malin granit, der nur aus Feldspat, Quarz und
schwarzem Turmalin besteht. Der sog. Schrift-
granit, der nur in Form von untergeordneten
Gängen und Stöcken, oder in Partien derselben
auftritt, besteht aus Kalifcldspat (Orthoklas oder
Mikrokolin), durchwachsen von zahlreichen und pa-
rallelen schaligen Quarzstengeln, die im Querbruch
mit hebr. Schriftzügc-n Ähnlichkeit haben.
Der G. ist ein massiges Gestein, ohne eigentliche
Schichtung, dagegen vielfach mit einer Zerklüftung,
auch mit einer bankförmigcn, polyedrifchcn, bis-
weilen mit einer säulenförmigen und kugelförmigen
Abfonderung verfehen. Die bankformige Absonde-
rung liefert dei beginnender Verwitterung matratzen-
oder wollfackähnliche Gcsteinsblöcke, die oft zu mäch-
tigen Mauern zusammengepackt sind, oder, auf den
Gipfeln der Berge auseinander gelöst und wild
umhergestürzt, die sog. Felscnmeere, Felsen-
labyrinthe oder Teufelsmühlen erzeugen. Bei
der Verwitterung werden die Alkalien entfernt (dar-
unter das Natron beträchtlich rascher als das Kali),
der Kalk nimmt ab, der Wasser- und Eisengehall
wächst, um ein Geringes wohl auch die Menge der
Kieselsäure; die Thoncrdemenge bleibt ziemlich kon-
stant. Schließlich besteht die chem. Zersetzung des G.
in einer Umwandlung seiner feldspatigen Bestand-
teile zu Kaolin oder Thon, der die unangegriffenen
Quarzkörner noch enthält. Nach der Lagerungsform
erscheint der G. bisweilen als deckenartige Auf-
lagerung in sehr weiter Verbreitung ausgedehnt (im
südl. Nuszland, in der Lausitz, in den Karpaten als
Decke über rotem Dyas-Sandftein, in Vorderindien,
am Irtysch in Sibirien). Neuerdings ist man auck
auf die Vorstellung geführt worden, daß in gewissen