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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Granitello - Granitporphyr
Ablagerungen des G. förmlich stromartig geflossene
Ergüsse der Eruptivmasss zu erblicken seien. Na-
mentlich häufig sind aber die größern und kleinern
Stöcke von G., die mit rundlichem oder elliptischem
Querschnitt, oft zu mehrern hintereinander gereiht,
inselförmig aus dem Nebengestein sz. V. Thon-
schiefer) hervortreten, gangartige Ausläufer in das-
selbe entsenden und reichlich losgerissene Bruchstücke
desselben, vielfach in deutlich umgewandeltem Zu-
stande in sich einschließen. Diese Stöcke von G.
waren größtenteils von unterirdischer Bildung und
sind erst im Laufe der Zeit durch Denudation an
die jetzige Oberfläche getreten. Unzählig ist die
Menge der selbständigen Gänge von G., die bald
nur schmal und dann in der Negel feinkörnig sind,
bald aber auch große Mächtigkeit und meilenweite
Erstreckung besitzen, wobei sie in der Mitte gröber-
törnig zu sein pflegen. Auch in dem Gebirgsgranit
selbst setzen solche Gänge eines meist petrographisch
anders beschaffenen G. auf, die als Nachgeburten
der Eruption die in dem Hauptgestein bei der Er-
starrung gerissenen Spalten ausfüllten.
Von großer Wichtigkeit sind die petrographischen
Metamorphosen, die sich sehr häufig, und oft in be-
deutendem Maßstabe ausgebildet, in dem durch-
brochenen Nebengestein der Granitstöcke beobachten
lassen. Dazu gehören: die Nmkrystallisicrung dich-
ter Kalksteine zu körnigem Marmor und die oft-
malige Entwicklung von fog. Kontaktmineralien in
demselben, insbesondere kalkhaltiger Silikate, wie
Granat, Vesuvian, Wollastonit, Gehlenit, auch Py-
roxen, Amphibol, Epidot, Spinell; die Umkrystalli-
sierung des gewöhulichenThonschiefers in jene eigen-
tümlichen Schiefer, die man Flcckfchiefer, Knoten-
schiefer (Knotenthonfchiefer und Knotenglimmer-
schiefer), Fruchtschiefer und Garbenschiefer nennt,
auch in Hornfels und Cornubianit, sowie die Ent-
wicklung besonderer Mineralien, wie Chiastolith,An-
dalufit, (5ordierit in den Schiefern. In den Kon-
taktringen oder -Höfen, die diefe metamorphofiertcn
Gesteine um den G. bilden, steigert fich die Inten-
sität der Veränderung mit der Annäherung an den
G. und verschwächt fich mit der Entfernung von
demselben. Diese Erscheinungen, ferner die oft-
malige Störung des benachbarten ^chichtenbaues,
die durchgreifende Lagerungsweife, die Einschlie-
ßung von Bruchstücken durchbrochenen Nebenge-
steins, die aus der Tiefe stammen, und andere Ver-
hältnisse lassen an der eruptiven Natur der meisten
Granitvorkommnisse nicht zweifeln. Doch sind die
G. wohl niemals in einem den heutigen Laven ver-
gleichbaren Zustande gewesen: die Adwesenbcit von
mikroskopischen Glaseinschlüssen in den Gemeng-
teilen, der Mangel jedweder echt kaustischen Einwir-
kung auf das Nebengestein, das Fehlen einer glasi-
gen Ausbildungsweise des Magmas, diese Punkte
erweisen, daß die G. nicht als eigentlich geschmolzene
Massen emporgedrungen sind, wogegen die außer-
ordentliche Menge von wässerigen mikroskopischen
Einschlüssen in den Quarzen derselben auf einen be-
deutend durchwässerten Zustand des eruptiven
Grauitmagmas hindeutet. Bezüglich des geolog.
Alters sind fast alle G. jünger als die ältesten kry-
stallinischen Schiefergesteine (z. B. Gneis, Glimmer-
schiefer), die meisten sogar jünger als die silurisch -
devonische Formationsgruppe. Wenn aber aucbdie
Haupteruption der G. in die paläozoische Zeit sällt,
so sind, doch auch Punkte bekannt, wo der G. sich
relativ als viel jünger erweist, indem er z. V. in
Vrockhaus' KonversalionZ-Loxikon. 1-4. Aufl. VIII.
Südtirol erst während der Trias abgelagert wurde,
in den Pyrenäen den Liaskalk durchbricht und in der
nordamerik. Sierra Nevada jurassischen Alters ist.
Einige G. sind aller Wahrscheinlichkeit nach selbst
erst während der Tertiärformation zur Festwerdung
gelangt. Der G. pflegt am häufigsten in Gebirgs-
gegenden aufzutreten, und sehr oft bildet er gleich-
sam den innern Kern der Gebirge, z. V. im Harz,
Ricsengebirge, Schwarzwald, Fichtelgebirge und
den Pyrenäen; Skandinavien, Finland, die Bre-
tagne, Cornwall, Irland, Eentralfrankreich, Elba
und^Corsica sind sehr grauitreiche Gebiete.
(^chon in srüher Zeit diente der G., namentlich
der ägyptische rote, zu Kunstwerken der verschieden-
sten Art, die in der Regel nicht poliert wurden. So
bestehen die Runensteine der alten Nordländer aus
wenig oder gar nicht zugehauenen Granitblöcken.
Gegenwärtig verwendet man den G., obwohl er eine
vortreffliche Politur annimmt, im ganzen seltener,
weil die Bearbeitung sehr mühsam ist; indes zersägt
und poliert man die Blöcke und Geschiebe der schöneil
Granitabarten, namentlich Schwedens, zu Tisch-
platten, Grabsteinen u. s. w. Auch als Material zum
Bau von Häufern, Brücken, Wasserleitungen, zum
Pflastern von Straßen, in Form von Platten für
Trottoirs sowie zu Zapfenlagern, Gußsteinen auf
Mefsingwerken u.s.w. wird er häufig benutzt. Große
Granitblöcke dienen oft als Fußgestelle kolossaler
Säulen; das Piedestal der Bildfäule Peters d. Gr.
in Petersburg besteht aus einem 30000 Ctr. schweren
Block finländischen G. Auch wird der G. zuweilen zu
den Säulen selbst verwendet (Säulen auf dem Mar-
kusplatz zu Venedig, Obelisken am Lateran und
auf dem Petersplatz zu Nom, auf der Place de la
Concorde zu Paris u. s. w.); die 7 m im Durchmesser
haltende Schale vor dem Berliner Museum ist aus
einem erratischen Granitblock gearbeitet.
Granitello (ital.), veraltete Bezeichnung für die-
jenigen Granite, in denen ein Gemengteil gänzlich
oder fast gänzlich fehlt, namentlich für solche, die
durch völliges Zurücktreten des Glimmers bloß aus
Feldspat und Quarz bestehen.
Gramtgneis (Gneis granit), s. Gneis.
Granittt, s. Granit.
Gralntmarmor, ein gramtähnlich gefleckter,
von zahlreichen kleinen Korallen und einzelnen
Nummuliten erfüllter, auch schwarze Kieselkörncr
enthaltender Kalkstein, der in den südbayr. Alpen
als ein Glied der untern Eocänbildung vorkommt
und bei Neubeuern und andern Orten zu ornamen-
talen Zwecken gebrochen wird.
Gramtpapier, gesprengtes Papier, Pa-
pier mit granitartiger Musterung, die dadurch er-
zeugt wird, daß man das einfarbige Papier mit-
tels eines steifdorstigen Pinsels, der gegen ein in
der Hand gehaltenes Holzstück geschlagen wird, mit
Farbentröpfchen von verschiedener Farbe bespritzt.
Granltporphyr, ein massiges Gestein, das in
petrographisch er Hinsicht in der Mitte zwischen
Granit und Quarzporphyr steht; es besitzt eine
Grundmasse, die im Gegensatz zu den ausgeschiede-
nen Krystallen zu feinkörnig ist, um dasselbe zu den
porphyrartigcn Graniten zu zählen, und auf der
andern Seite nicht den Grad der fchcinbaren Dich-
! tigkeit erreicht, wie die der Quarzporphvre. In der
! bräunlich, grau oder grünlich gefärbten Grundmasse
liegen gröszere Krystalle von Orthoklas und Quarz,
auch Plagioklas, Viotitlamellcn, Aggregate von
Chloritschuppen. Hierzu gehören z. B. die geolo-
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