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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Griechische Marine; Griechische Musik

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Griechische Marine - Griechische Musik

Werkes), Dionysius von Halikarnassus, Flavius Josephus, Plutarch, Flavius Arrianus, Appianus, Dio Cassius, Herodianus u. a. Die Theorie der Beredsamkeit und des rhetorischen Stils behandeln Dionysius von Halikarnassus, Apollodorus von Pergamon, Theodorus von Gadara (beide Gründer besonderer rhetorischer Schulen, die sich nach ihren Meistern Apollodoreer und Theodoreer nannten) u. a. Aus der hohen Bedeutung, die der rhetorischen Bildung in dieser Zeit beigelegt wurde, entwickelte sich seit dem 2. Jahrh. n. Chr. die Schule der sog. (neuern) Sophisten, geistreicher Männer, die namentlich auch als eine Art Improvisatoren in Prosa Vorträge hielten über die verschiedensten Gegenstände, als Muster des guten Geschmacks und glänzender, geistreicher Darstellung. So hoch aber auch in gewisser Beziehung Männer wie Älius Aristides, Dio Chrysostomus u. a. zu schätzen sind, so bedingte doch die ganze Richtung ein völliges Überwiegen der Form über den Stoff, das mehr und mehr zu bloßen geistreichen Spielereien führte. Am wenigsten ist letzteres der Fall bei dem hervorragendsten Geist in diesem ganzen Kreise, Lucian. An die Sophistik schlossen sich die Romanschriftsteller an, die als eine Art Ersatz für das verklungene Epos ihren Lesern zum Teil wunderbare und abenteuerliche, zum Teil idyllisch-zärtliche Geschichten darboten. (S. Erotiker.) Ernstere Studien findet man auch jetzt noch, insbesondere in Alexandria, auf dem Felde der Kritik und Exegese der ältern Schriftsteller, besonders der Dichter und namentlich der Grammatik im engern Sinne und der Lexikographie, der Metrik (Heliodorus und Hephästion), dann der Mathematik und Astronomie (Theon, Claudius Ptolemäus, Kleomedes, Diophantus, Pappus), endlich auf dem Gebiete der Heilkunde (Dioskurides, Rufus von Ephesus, Soranus, Aretäus, Galenus, Oribasius). Seit dem Ende des 2. und dem Anfang des 3. Jahrh. treten auch die ersten christl. Schriftsteller auf; ihrer Polemik gegenüber versuchte das Heidentum sich neu zu kräftigen und zu verjüngen durch die mystisch-theosophischen Philosopheme der Neupythagoreer und Neuplatoniker. Seit dem 4. Jahrh. gelangt zwar das Christentum zur Herrschaft, allein die Litteratur bewahrt noch geraume Zeit den heidn. Charakter; ja es tritt noch am Anfang des 5. Jahrh. eine neue Schule mytholog. Epiker auf, an deren Spitze Nonnus steht, ein Dichter ohne ursprüngliche gestaltende Kraft; noch lebloser sind Tryphiodorus und Kolluthus sowie der wohl ältere Quintus Smyrnäus.

In der Regel schließt man die Geschichte der antiken G. L. mit der Zeit Justinians (527-565) ab und rechnet von da an die Byzantinische Litteratur (s. Byzantiner).

Vgl. K. O. Müller, Geschichte der G. L. bis auf das Zeitalter Alexanders d. Gr. (Bresl. 1841; 4. Aufl., mit Anmerkungen und Fortsetzung bearbeitet von E. Heitz, 2 Bde., Stuttg. 1882-84); Bernhardy, Grundriß der G. L. (Bd. 1, 4. Bearbeitung, Halle 1876; Bd. 2, Tl. 1 u. 2, 3. Bearbeitung, 1877-80; Tl. 1 in 5. Bearbeitung von R. Volkmann, ebd. 1892); Bergk, Griech. Litteraturgeschichte (4 Bde., Berl. 1872-87); Munk, Geschichte der G. L. (mit vielen Auszügen in Übersetzung, 3. Aufl., besorgt von Volkmann, 2 Bde., ebd. 1880); Mähly, Geschichte der antiken Litteratur (2 Bde., Lpz. 1880); Mahaffy, History of classical Greek literature (2 Bde., 2. Aufl., Lond. 1890); Burnouf, Histoire de la littérature grecque (2 Bde., 2. Aufl., Par. 1885); Sittl, Geschichte der G. L. bis auf Alexander d. Gr. (3 Bde., Münch. 1884-87); W. Christ, Geschichte der G. L. (Bd. 7 vom "Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft", hg. von I. Müller, Nördl. 1888; 2. Aufl., Münch. 1890); I.^[richtig: F(ranz)] Susemihl, G. L. der Alexandrinischen Zeit (2 Bde., Lpz. 1891-92).

Griechische Marine, s. Griechisches Heerwesen II.

Griechische Musik. Die Grundlage des griech. Tonsystems ist ein Komplex von vier Tönen, Tetrachord (Viersaiter) genannt. Zwei solcher Tetrachorde e, f, g, a und a, b, c', d' bilden die dor. siebensaitige Lyra. Obgleich bereits Terpander von Lesbos (7. Jahrh. v. Chr.) eine hohe e'-Saite kannte, behalf man sich doch lange Zeit der heiligen Siebenzahl zuliebe in der obern Hälfte der Oktave mit einer unvollständigen Tonreihe, und erst die am Hofe des Hipparch (um 520 v. Chr.) in Athen thätigen Musiker Lasos und Simonides scheinen die Oktave vervollständigt zu haben. Die Tetrachorde waren nun: e, f, g, a und h, c', d', e'; Grundton war das in der Mitte liegende a. Während dieser Umfang in den mit einfacher Lyra begleiteten Skolien (Rundgesängen) der griech. Jugend niemals überschritten wurde, spannten die Künstler auf ihrer Kithar auch tiefere Saiten auf. In der Blütezeit griech. Dichtung und Sangeskunst besteht das Tonsystem aus folgenden Klängen:

^[Tabelle mit geschwungenen Klammern]

e' Nete hohes Tetrachord.

d' Paranete

c' Trite

h Paramese

a Mese mittleres Tetrachord.

g Lichanos

f Parhypate

e Hypate

d Lichanos tiefes Tetrachord.

c Parhypate

H Hypate

A Proslambanomenos.

Die um 400 v. Chr. in Athen thätigen Dithyrambendichter brachten dazu eine hohe f-Saite in Aufnahme und später wurde den drei Tetrachorden noch ein viertes, das der überhohen Töne a', g', f', e' (von oben nach unten) beigefügt.

Den Weisen, die man von alters her zum Trankopfer blies oder sang, lag indes eine noch einfachere Tonreihe als das Tetrachord zu Grunde. Man übersprang den Ton g und ließ die Stimme nach dem lange und vielgebrauchten Ton a gleich auf f hinabsinken; endlich löste sich dieser als Vorhalt gebrauchte Ton in das tiefe e auf. (Plutarch, "Musik", Kap. 11; Aristoteles, "Probleme", 19, 3 und 4). Diese Tonweise hieß die enharmonische. Das Überspringen des Tones g blieb in dieser Sangesart stets Sitte; wollte man noch eine vierte Saite im Tetrachord verwenden, so stimmte man die ehemalige g-Saite auf f herab und legte zwischen den Leiteton f und die Schlußnote e noch einen Zwischenton ein. In diesem Falle hatte das enharmonische Klanggeschlecht von oben nach unten gerechnet erst eine große Terz (a-f), dann zwei Vierteltöne (f-e). Das chromatische Geschlecht, von dem die theoretischen Schriftsteller auch gern reden, war wohl nie recht in Übung. Es soll erst eine kleine Terz, dann zwei halbe Töne umfaßt haben: a ges f e.

Mehrstimmigen Gesang hat es im alten Griechenland nie gegeben, auch auf Saiteninstrumenten hat