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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grisi - Gröben (Karl Jos. von der)
Grisi, Giulia, ital. bangerm, geb. 28. Juli 1811
zu Mailand, studierte Gesang bei Giacomelli in Bo-
logna und kam 1832 nach Paris, wo sich ihr europ.
Rlil?m als tragische Sängerin gründete. In Paris
blieb sie auch vorzugsweise engagiert, obschon sie eine
längere Reihe von Jahren hindurch zu jeder Saison
London besuchte. )836 vermählte sie sich mit dem
Marquis dc Melcy und nach Anflösung dieser Ver-
bindung 1844 mit dem Tenoristen Mario (s. d.). Ihre
Stimmmittel hatten schon abgenommen, als sie mit
letzterm 1854 eine Kunstreise nach Nordamerika
machte; 1859 sang sie noch in Madrid. Dann zog sie
sich nach London zurück. Vorzüglichkeit der Schule,
Großartigkeit des Gesangs wie des Spiels verbanden
sich bei ihr mit wahrhaft klassischer Schönheit des
Gesichts und der Gestalt. Sie starb auf einer Reise
nach Petersburg 29. Nov. 1869 in Berlin und wurde
in Paris auf dem Pere-Lachaise beerdigt.
Ihre ältere Schwester Giuditta G./ geb.
23. Juli 1805 zu Mailand, war ebenfalls eine
treffliche Sängerin, besonders gefeiert in dem von
Bellini für sie geschriebenen "Romeo". Sie studierte
auf dem Konservatorium ihrer Vaterstadt bei Mi-
noja und Banderali, errang seit 1823 in Italien
und auch in Wien Erfolge und wurde 1832 an
der Italienifchen Oper in Paris engagiert. Ihre
Verheiratung mit dem Mailänder Grafen Barni
entzog sie der Bühne. Sie starb 1. Mai 1840 zu
Nolxxvo in der lombard. Provinz Lodi.
Grrsun, Nebenform für Garizim (s. d.).
Grislybär, soviel wie Grizzlibär.
Gris Nez (spr.grineh), Vorgebirge mit Leucht-
turm an der Nordwestspitze des franz. Depart. Pas-
de-Calais, 51 in hoch, ist nur 32 km von der engl.
Küste bei Dover entfernt.
Grison (6alicti8 vittatH 73e?l; s. Tafel: Vären -
m ardcr, Fig. 2), eine Säugetierart aus der Gruppe
der Bärenmarder (s. d.) von 45 cni Körper- und 23 cm
Schwanzlänge, mit iltisähnlicher Statur, schwarz-
braunen Beinen, Becken, Bauch, Brust, Kehle und
Gesicht, Scheitel und Nacken; Ohren und Schwanz-
spitze hellgelb, der übrige Pelz gelbgrau. Findet sich
in Südamerika von Venezuela bis Patagonien.
Gristow, Insel, s. Camminer Bodden.
Grit (engl.), Bezeichnung für gewisse Sandsteine,
namentlich für den NiliLtone-^rit ("Mühlstcinfand-
stcin", in Deutschland Flöz leerer Sandstein
genannt), einen Schichtenkomplex, der über dem
Kohlenkalt oder dem Kulm und unter der eigentlichen
produktiven Steinkohlenformation lagert.
Grivas, Theodorakis, ncugricch. Heerführer und
Parteickef, stammte aus einer alten Armatolen-
familie in Akarnanien. Er eröffnete durch ein Ge-
fecht mit türk. Neuern bei Laspi zu Anfang des
Juni )821 den Aufstand inWestgricchenland, nahm
teil an der 9. Juni 1821 begonnenen Belagerung
von Vrachori in Atolien und erscheint seit dieser
Zeit als einer der thätigsten und unermüdlichsten
Führer rumcliotischcr Pallikaren. Als er sich zu An-
fang 1825 zugleich mit Theod. Kolokotronis der
Negierung in Nauplia hatte ergeben müssen, wurde
cr turze Zeit in Hydra gefangen gehalten, bis er
und seine Freunde unter dem Drucke der Angriffe
der Ägypter wieder ins Feld geschickt wurden. Nach
dem Tode des Präsidenten Johannes Kapodistrias
der Teilnahme an einem Komplott mit Theod. Ko-
lokotronis und andern Führern gegen die bayr.
Regentschaft (1833) angeklagt und (1834) zu lang-
jähriger Haft verurteilt, wurde er noch im Som-
mer 1834 durch den Minister Kolettis wieder frei-
gelassen und gegen messenische und arkadische In-
surgenten ins Feld geschickt. Auch in den durch die
attische Septemberrevolution 1843 veranlaßten Be-
wegungen spielte G. eine Rolle, wurde 1844 durch
Kotcttis mit den hohen militär. Ämtern des alten
Philhellenen Church betraut, hatte aber 1854 zur
Zeit des Krimkrieges bei den Versuchen, Tbessalien
und Epirns gegen die Pforte aufzuwiegeln, bei aller
Tapferkeit nicht das frühere Glück. Zuletzt ein eif-
riger Gegner der bayr. Dynastie, insurgierte G. im
Zusammenhange mit der gegen König Otto in Athen
ausbrechenden Revolution vom 22. Okt. 1862 das
akarnanische Vonitsa, zog dann nach Mesolongion,
um hier eine mobile Kolonne zu bilden, starb aber
infolge der Strapazen 5. Nov. 1862.
Grivegnöe (spr. -wenjeh), Stadt in der belg.
Provinz Lüttich, an der Vcsdre, unweit südöstlich
von Lüttick, hat (1891) 9569 E., Hochöfen, Walz-
werke, Gießereien und Schiffswerfte.
Griveliert (frz.), weiß- und graugesprcnkelt.
Vrivna., im Altrussischen Pfund, Mark. Man
untcrfchied die kiewfche (^. von 72 Solotnik, dem
griech. Pfunde, und die Nowgoroder (s. von 96 So"
lotnik, der skandinav. oder dentschen Mark entspre-
chend. (S. Dengi.) - Q. oder (^i-^veuik heißt auch
das Zehnkopekenstück. ^s. Bär (Raubtier).
Grizzlibär (vom engl. Fri^i)', spr. grisli, grau),
Grjasowez. 1) Kreis im südwestl. Teil des
russ. Gouvernements Wologda, eine hügelige Land-
schaft südlich der Suchona, hat 7853,5 (iicm, 9? 930 E.,
Getreide und Flachsbau. - 2) Kreisstadt im Kreis
G., 45 Km südsüdöstlich von Wologda, von Sümpfen
umgeben, an der Rshawza und an der Linie Iaro-
slawl-Wologda der Eisenbahn Moskau-Iaroslawl-
Wologda, hat (1888) 2337 E., Post, Telegraph,
Kirchen, Ackerbau, Handel mit Flachs, Leinwand,
rohen Häuten nach St. Petersburg und Archangel.
Groben, Karl Ios. von der, Graf, preuß. Ge-
neral, geb. 17. Sept. 1788 Zu Schrcngcn bei Rasten-
burg in Ostpreußen, trat, 18 I. alt, in die preuß.
Armee ein, nahm an den Feldzügen 1806 und 1807
im L'Estocqschen Korps teil, erbat 1812 seine Ent-
lassung und wohnte 1813 im Gefolge des russ. Heers
den Schlachten von Lützen und Bautzen bei. Im Aug.
1813 wurde G. im preuß. Generalstabe als Stabs-
rittmeister angestellt und bei der Neservekavallerie
des Kleistschen Korps verwendet, wurde vor Dresden
verwundet, nahm jedoch an den Schlachten bei Kulm
und Leipzig teil. 1814 war G. bei der Einschließung
von Lurcmburg tbätig, wurde bei Gue-ä-Trcme
schwer verwundet und im Juli zum Major im Ge-
ncralstabe befördert. 1815 nahm G. an den Schlach-
ten bei Ligny und Waterloo teil, wurde Oberst-
lieutenant und trat zu dem Generalkommando am
Rhein. Von dort wurde er 1817 als General-
ftabschcf nach Vreslau versetzt, 1823 zum Oberst
und im folgenden Jahre zum Chef des General-
stabs des 2. Armeekorps befördert. Neben dieser
Stellung bekleidete er vom Juni 1829 ab die
Stelle des ersten Adjutanten des Kronprinzen,
wurde 1834 Generalmajor und Commandeur der
3. Kavalleriebrigadc und 1838 Commandeur der
14. Division. 1842 erfolgte seine Beförderung zum
Generallientenant und 1843 seine Ernennung zum
Gencraladjutanten des Königs. Im März'1848
übernahm G. interimistisch den Befehl über das
7. Armeekorps, nahm 1849 am bad. Feldzuge als
kommandierender General der Rheinarmee teil, kom-