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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Groben (Otto Friedrich von der) - Grocholski
mandierte das preuß. Korps, das im gerbst 1850 in
.Hessen gegen Osterreich und dessen Verbündete zu-
sammengezogen wurde, und wurde 1852 General ^
der Kavallerie und kommandierender General des ^
7. Armeekorps, im Juni 1853 kommandierender!
General des Gardekorps. Am I.Iuni 1858 schied !
G. aus dem altiven Dienste, blieb jedoch General- !
adiutant des Königs und lebte auf seinem Gute Neu-
dorfchen im Kreise Marienwerder, wo er 13. Juli
1876 starb. Seit 1854 gehörte er dem Herrenhause
an, wo er zu der streng lonservativen und tircklichen
Partei hielt. Er war beteiligt an der Heransgabe
von Clausewitz' (s. d.) nachgelassenen Werken.
Groben, Otto Friedrich von der, Forscknngs-
reisender und Begründer der brandenb. Kolonie
an der Goldküste, geb. am Ostersonntag 1657 ^
zu Prctten in Ermland, machte als Jüngling eine
große Neise über Italien nach dem Heiligen Lande
und Ägypten, von der er 1080 über Frankreich
zurückkehrte. In einem Eeeränbergefecht war er bei
Kreta verwundet worden. 1682 ging er im Auftrag
des Großen Kurfürsten nach der Goldküste und nabm
einen Landstrich in Besitz, auf dem er Friedrichs- ^
bürg (s. Ahanta) zu bauen begann. Krank zurück- >
gekehrt, trat er 1684 in poln. Dienste und machte !
1686 eine Kriegsfabrt mit den Venetianern gegen !
die Türken nach Morea mit. 1687 verheiratete er !
sich und lebte von da an auf seinen Gütern in Ost-
preußen bis zu seinem Tode 1728. G. veröffent-
lichte 1685 ein allegorisches Epos und 1694 (Marien-
werder) "Orient. Reisebeschreibung u. s. w., nebst
der brandcnb. Schiffahrt nach Guiuea und der Ver-
richtung zu Morea", eine wichtige Qnelle für die
Geschichte der brandenb. Kolonisation. - Vgl. P. F.
Stuhr, Geschickte der See- und Kolonialmacht des
Großen Kurfürsten u. s. w. (Berl. 1839).
Gröber, Gustav, Romanist, geb. 4. Mai 1844
in Leipzig, studierte daselbst klassische und roman.
Philologie und promovierte 1869. G. ging 1871.
als Docent uach Zürick, 1874 als ord. Professor
nach Brcslau und 1380 in gleicher Eigenschaft nach
Straßburg. G. redigiert seit 1877 die "Zeitschrist
für roman. Philologie" und rief 1885 den groß-
artig angelegten "Grnndriß der roman. Philologie"
(Bd.1: Straßb.1888; Bd. 2: 1892-93) ins Leben,
darin u.a. eine Geschichte der roman. Philologie, eine
Methodik der roman. Sprachwissenschaft und eine
Übersicht über die lat. Litteratur des Mittelalters,
550-1350, von G. selbst. Ferner sind außer rein
philoi. Untersuchungen über roman. Textkritik und
Grammatik zu nennen: ".handschriftliche Gestaltun-
gen der cnHN30n äo <;63t6 vonFierabras" (Lpz.1869),
"Die altfranz. Romanzen und Pastonrellen" (Zür.
1872), "(^lN'minH clovicornin, Stlldentenlieder des
Ntittelalters eä. äoinns <iuci(^ain V6tn3" (Heilbr.
1876: 7. Aufl., Lpz.1890),
der Troubadours" (in den "Roman. Studien", hg.
von Vöhmer, Heft 9, Straßb. 1877), "Vulgärlat.
Substrate roman. Wörter" (in Wölsflins "Archiv für
lat. Lexikographie", Bd. 1-3, Lpz. 1884-92) u. a.
Grober Nnfug, f. Unfug
Grobian, soviel wie grober, ungeschliffener
Mensch; eine mit scheinbar lat. Endung gebildete
Zusammensetzung von "grob" und "Iahn", d. i.
"Johann"; ebenso ist Dummerjabn, Lüderjahn,
Stolprian u. a. gebildet. (S. auch Grobianns.)
Grobiäuus, ein von Seb. Vrant inl "Narren-
schiff" erfundener komiscker Heiliger, der Schutz-
patron aller Unfläterei. An seinen Namen knüpfte
sich seit 1538 eine ganze Litteratur, die in parodischer
Umkehr der alten Tischzuckten (s. d.) und Sitten-
lehren für die Grobiauer, die Brüder im Säuorden,
ironische Gesetze aufstellt. (^. Dedekind, Friedr.)
Grobin. 1) Kreis im südwestl. Teile des russ.
Gouvernements Kurland, im SW. an Ostpreußell,
im W. an die Ostsee grenzend, eine ebene Niederung
mit Sümpfen am Meere, hat 3276,? <ilvm (davon
49,2 hkm Seen), 68 621 E. (meist Letten, dann
Deutsche, Israeliten, Litauer und Polen), Ackerbau,
Viehzucht, bedeutenden .Handel über Libau und Po-
langen. - 2) G., lett. 6i'0dilm0, Kreisstadt im Kreis
G., 188 Icin westlich von Mitau, auf einer Cbene
am Alandsback und an der Linie Libau-Koschedary
der Libau-Romny-Eisenbahn, hat (1888) 1723 (5.
(meist Isracliten), Post und Telegraph, 1 evang.
Kirche und 1 Synagoge, Ruinen einer Burg. Diese
im 13. Jahrh, von Dietrich von Groningen erbaut,
war eine der acht Ordenskomtureien Kurlands. Die
Stadt G. bestand sckon im 14. Jahrh, und hatte
einen Käsen an der Ostsee, der verfandet ist.
Grobkalk (frz. ca!c^ir6 ^ro^siLi'), ein aus san-
digen, glaukonitischen oder mergeligen und zwar sehr
versteinerungsreichen Kalksteinen bestehendes Glied
> der untern Tertiärformation des Seinebcckens.
! Grobkohle, eine befondere Art der Steinkohle,
! mit unebenem, grobkörnigem Bruch, dickschieferig,
auf den Abfonderungsflächen wenig glänzend, auf
! dem Bruche fchimmernd, graufchwarz bis pechschwarz.
! Indem dünncLagen dieser G.mit Glanzkohle (s. An-
thracit) abwechseln, entsteht die Schieferkohle.
Grobkörniges Schießpulver, Geschützpul-
, ver, welches in Dcntfckland 1873 für die Feldgeschütze
! (^/73 eingeführt wurde, aber auch für andere Go-
! schütze mittlern Kalibers verwandt wird. In den
! meisten andern Militärstaaten bestehen ähnlichePnl-
verarten; in England und Nordamerika heißen sie
wegen ihrer Ähnlichkeit mit Kieseln poddio pmväor;
auck in Deutschland war die Bezeichnung Kiesel-
^ Pulver gebräuchlich; in Frankreich ^ouäi's ü. ^roz
gr^ins oder i)0uär"2 cÄillou. (S. Ntammutpulver.)
Gröbming. 1) Vezirkshauptmauuschaft in
Steicrmark, hat 1877,73 (ikm und (1890) 29116
(14334 männl., 14 782 wcibl.) deutsche, meist kath.
(3898 evang.) E.^ 4301 Wohnhäuser und 5704Wohn-
parteien in 36 Gemeinden mit 124 Ortschaften und
umfaßt die Gerichtsbezirke Aussee, G., Irdning
und Schladming. - 2) Markt und Sitz der Bezirks-
bauptmannschaft, in 752 m Höhe, an der links-
seitigen Thallehnc der obern Enns, an den Süd-
hängen der Dachsteingruppe und an der Linie
! Vischofshofen-Selzthal der Osterr. Staatsbahnen,
j bat (1890) 1097 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht
! (507,00 hkin, 9 Gemeinden, 21 Ortschaften, 5678 E.,
daruuter 632 Evangelische), kath. Pfarrkirche Maria
^ Grübcl, eine der ältesten des Landes (5. Jahrh.),
! evang. Kirche (1853) und wird als Sommerfrische
^ Grobmörtel, f. Beton. ^besucht.
Gröbzig, Stadt im Kreis Cöthen des Herzog-
tums Auhalt, 14 kin im SW. von Co'then, ilnweit
rechts von der Fnhne, bat (1890) 2025 evang. E.,
! Post, Telegraph, eine Domäne, Brauerei, in der
Umgegend Zuckerfabriken und Braunkohlcngruben.
^ Grocholfki, Kasimir, Ritter von, österr. Staats-
! mann, geb. 1815 auf Rozyfka bei Tarnopol in
! Galizicn, studierte in Lemberg und Wien, wurde
> 1839 zum Doktor der Rechte promoviert, war zwei
Jahre im Staatsdienste als Stcuerbeamter thätig
und gab 1842 sein Amt auf. Seit 1861 gehörte
2o^