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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grochow - Grodno
G., von der Kurie des Großgrundbesitzes gewählt,
dem galiz. Landtage an und war bald als einer der
Führer der national-klerikalen Partei der Polen
aberkannt. Seit 1861 war er auch Präsident des
Polcnklubs im Reichsrate, dem er gleichfalls als
Wortführer der Polen in allen wichtigen Ange-
legenheiten ununterbrochen angehörte. G. ift beson-
ders bekannt durch seine Urheberschaft der sog. "galiz.
Resolution", in der die nationalen Forderungen auf
Autonomie, Herrschaft der poln. Sprache in Amt
und Schule und getrennte Administration ausge-
drückt waren. Nachdem sie 1869 im galiz. Landtag
durchgegangen waren, beantragte er auch imNeichs-
rat ihre Annahme, hier jedoch ohne Erfolg. Von
April bis Okt. 1871 war er Mitglied des Kabinetts
Hohenwart ohne Portefeuille. Am 12. Juli 1878
wurde er Geheimrat. Seiner Taktik verdankt der
Polenklub die dominierende Stellung im Reichs-
rate. Er starb 10. Dez. 1888 in Abbazia.
Grochöw, Dorf in Polen, 4 1cm östlich von der
Weichsel und der Warschauer Vorstadt Praga, an
einem Defile und einem Erlengehölz gelegen, ist
bemerkenswert durch eine Reihe blutiger Gefechte,
die vom 19. bis 25. Febr. 1831 zwifchen der poln.
Hauptarmee und den Russen unter Diebitsch ge-
liefert wurden. Vei dem Wirtshause Wawer, 2 kni
ostlich von G., wurde Diebitsch 19. Febr. von Chlo-
picti, bei G. am 20. von Skrzynecti, bei dem Dorfe
Vialolenka, nördlich von G., am 24. und 25. die
Division Schachowsti von Krukowiecti geschlagen.
Das Haupttreffen wurde 25. Febr. bei G. geliefert
tttt5 von Diebitsch abgebrochen, der sich mit seiner
dreimal stärkcrn Armee in die Waldung zurückzog,
aber 8000 Mann verlor.
Grocka (spr. grotzla), türk. Hisln-äLeiiik, Stadt
im serb. Kreis Podunavlje, am Donauufcr, 25 km
im SO. von Belgrad, mit (1890) 2225 E., ist be-
kannt durch die Niederlage der Österreicher durch die
Türken (22. Juli 1789).
Gröd (poln.), Burg; insbesondere die Burg-oder
Adclsgerichte im ehemaligen Königreich Polen.
Gröobücher, die Akten jener Gerichte. (S. Pol-
nisches Recht.)
Groddeck, Albrecht von, Berg-und Hüttenmann,
geb. 25. Aug. 1837 zu Danzig, studierte in Berlin,
Braunschweig, Vreslau und auf der Bergakademie
zu Clausthal und arbeitete zur Erlangung praktischer
hüttenmännischer Kenntnisse in Zorge am Harz so-
wie in Königshütte, Gleiwitz und Friedrichshütte in
Oberschlesien, war dann kurze Zeit als Chemiker in
^tolberg angestellt und folgte 1864 einem Ruf an
die Bergakademie in Clausthal, welcher er zuerst
als Lehrer für Bergbau- und Aufbercitungskunde,
später auch für Mineralogie, Geognosie und Petre-
saktenkunde angehörte. 1871 wurde er Direktor der
vereinigten Bergakademie und Vergfchule in Claus-
thal. Er starb 18. Juli 1887. G. hat die Kenntnis der
geolog. Verhältnisse des Oberharzes und dessen Erz-
lagerstätten in hohem Grade gefördert. Außer zahl-
reichen Abhandlungen in Zeitschriften verfaßte er:
"Abriß der Geognosie des Harzes" (2. Anst., Claus-
thal 1883), "DieLehre von den Lagerstätten der Erze"
(Lpz. 1879), wohl das beste Werk über dieses Gebiet.
Grödek. 1) Bezirkshauptmannschaft in Gali
zicn, hat 887,09 ykin und (1890) 64637 (32270
männl., 32 367 weibl.) E. (4068 Deutsche, 17133
Polen, 43262 Ruthenen), darunter 1563 Evange-
lische, 14114 Katholiken, 42691 Griechisch-Unierte,
6^75 Israeliten und 92 Mennoniten, ferner 586
Militärpersonen; 10302 Häw'er und 13336 Wohn-
parteien in 70 Gemeinden mit 216 Ortschaften und
56 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke G.
und Ianöw. - 2) Stadt und Sitz der Vezirkshaupt-
mannschaft G., 30 kin im SW-von Lemberg, an
einem großen fischreichen Teiche, an der Linie Krakau-
Lembcrg der Osterr. Staatsbahnen (Galiz. Karl-
Ludwigsbahn), hat (1890) 10742 meist poln. E.,
in Garnison (471 Mann) das 3. Bataillon des
89. galiz. Infanterieregiments und die 4. bis 6. Es-
kadron des 11. mähr. Dragonerregimcnts "Kaiser
Franz Joseph", ein Bezirksgericht(477,35 ci1<m,42 Ge-
meinden, 32 Gutsgebiete, 108 Ortschaften, 42 089 E.,
darunter 2465 Deutsche, 14321 Polen, 25140 Ru-
thenen), eine Flachsbauschule und ist ein wichtiger
Markt für Getreide und Lein, welcher in der Hin-
gebung viel gebaut und verarbeitet wird.
Grödel-Glsterwerdaer Kanal, f. Elster.
Groben, an der Nordsecküste das außerhalb der
Deiche neuangeschwemmte "junge" Land. Ist dieses
durch Außendeiche geschützt, so nennt man es Kooge
oder Polder (s. d.).
Gröden, Grö oncrthal, roman. (^öväsina;
ital. (^räenÄ, malerisches, vomGrödnerbachedurch-
flossenes, etwa 281cm langes Thal, im Gerichtsbezirk
Kastelruth der österr.Vezirkshauptmannschaft Bozen,
südlich von der beiher Alp (1400 m) und dem
Langkofel (3178 m), nördlich von den Ausläufern
des Peitlerkofels begrenzt, mit einer mittlern Hohe
von 1096 in, ist berühmt durch feine Dolomilfelsen
(s. Ostalpen): die Gcislerspitzen (3127 m), Platt-
kofel (2956 m), und zählt in vier Ortsgemeinden
etwa 7100 E. meist roman. Stammes, deren Dia-
lekt allmählich vom Italienischen verdrängt wird.
Haupterwerbszweige sind Holzhandel, Alpwirt-
schaft, Spitzenklö'ppclci und Bildschnitzers; diese,
1703 durch Johann de Mez hier eingeführt, fertigt
fabrikmäßig hauptsächlich Spielwaren und Heiligen-
bilder aus dem Holz der Zirbeltiefer, welche durch
Hausierhandel über Europa und bis nach Nord-
amerika verbreitet werden. Hauptort ist St. Ulrich
(roman. Oi-ti86it; arödnerisch Urtische'i), in 1236 in
Höhe, mit (1890)'1605 E., einer Pfarrkircbe mit
einem schönen Madonnenbild von Canova, und
einer Holzschnitzschule. Mit dem Fassathal steht G.
durch das Scllajoch (2230 m), mit dem Enneberg
durch das Grödnerjoch (2137 m) in Verbindung.
In dem von St. Maria (1564 m) abzweigenden Lan-
genthal steht die Burg Wolkenstein, Stammsitz des
gleichnamigen Geschlechts, dem der Minnesänger
Oswald von Wolkenstein angehörte. - Vgl. Theod.
Gärtner, Die Grödner Mundart (Linz 1879).
Grodendeich, cm ^eedeich (s. Deich, Bd. 4,
S.8809.) an den Flußmündungen, welcher grünes,
festes Vorland (Groden, f. d.) besitzt, zum Unter-
schied vom Schlickdcich, bei dem das Vorland
aus weichem, unbegrüntem Schlick besteht.
Gröditzberg, vereinzelter Vasaltkcgel im preuß.
Reg.-Bez. Liegnitz, im NO. von Löwenberg, 389 m
hoch, mit weiter Aussicht und einer gut erhaltenen
Burgruine. - Vgl. Wernicke, Der G. (2. Aufl.,
Vunzl. 1880).
Grödnerthal, s. Grödcn.
Grodno. 1) Gouvernement im westl. Teil des
europ. Rußland, zu den sogenannten westruss. Gou-
vernements und zum Generalgouvernement und
Militärbezirk Wilna gehörig, grenzt im NW. und W.
an dieruss-poln.GouvernementsSuwalki,Lomsha,
S^edlez, im S., O. und NO. an die russ. Gouoerne-