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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Groten - Groth (Klaus)
Groten (in der Mehrzahl Grot; niederdeutsche
Form für das hochdeutsche Groschen) hieß eine ältere
Silbcrscheidemünze der Niederlande und des nord-
westl. Deutschland. Seit 185? waren G. nur noch in
Bremen üblich, wo der Thaler in 72 G., der G. in
5 Schwaren zerfiel, seit 1840 silberne 1-Grotenstücke
und seit 1841 balde Grotenstücke in Kupfer ausge-
münzt wurden. Der Bremer Rechnungsgroten war
somit --- '/72 des Thalers in Gold zu V. Pistole oder
Louisdor (s. d.) oder 4,613 deutsche 3teichspfennig.
In Oldenburg war (die Fürstentümer Lübeck und
Virkcnfeld ausgenommen) bis 1. Okt. 1846 der Rech-
nungsgroten, wie überbaupt die Geldrechnung und
Währung ganz wie in Bremen. Von dem erwähn-
ten Zeitpunkte bis in den Juni 185? (wo der G. aus
der Rechnung verschwand) war der Rechnungsgroten
'/72 Tblr. im 14-Thalerfuße, mitbin -^ 5 damalige
Pfennige preußisch ^ 4'/^ deutsche Reichspfennig;
es waren Silberstücke zu 1, 2, 3, 4 und 6 G. aus-
geprägt. In Hamburg war der G. vlämisch oder
Pfennig vlämisck (^^2 Schilt, vlämisch) eine
Rechnungsstufe bei einigen Preisstellungen ^ ^
Vankmark oder ^.. Schilt. Bankwährung --- 4^/^
deutsche Reichspfennig. In den Niederlanden wurde
der G. vlämifch ((^root viaainäcQ), ebenfalls nur
eine Rechnungsstufe, zu '/4s) niederländ. Gulden -^
4^/4 deutschen Reichspfennig gerechnet.
Grotenburg, weit vorspringender Berg des
Teutoburgerwaldes, 5 I^m südwestlich von Detmold,
ist 388 m hoch und trägt auf dem unbewaldeten
Gipfel das Hermannsdenkmal (s. d.). Am AbHange
der Kleine und Große Hünenring, zwei Steinwälle,
vielleicht Überreste der von den Cheruskern er-
bauten Burg Teutoburg.
Grotesche Verlagsbuchhandlung, G., in
Berlin, wurde 1659 in Hamm in Westfalen als
Auchdruckerei mit Verlag von Bernd Wolfard
gegründet, war dann 1690 -1?85 im Besitz der
Familie Utz und kam schließlich durch Erbe an die
Familie Grote. 1850 übernahm Gustav Grote
die Airma, die 1849 durch ein Sortimentsgeschäft
erweitert worden war, und nach dessen Tod (10. Mär;
1859) Karl Müller-Grote, geb. 31. Okt. 1833.
Er trennte 1865 Verlag und Sortiment und siedelte
mit dem erstern nach Berlin über. Im Börsenverein
der Deutschen Buchhändler war er 18 Jahre thätig,
davon 5 Jahre als Mitglied des Vorstandes.
Der Verlag wurde dadurch bedeutend, daß Grote
zuerst die hervorragendsten deutschen und ausländi-
schen Klassiker (Goethe, Schiller, Lessing, Hauff,
Chamisso, Körner, Shakespeare, Walter Scott u. a.)
in illustrierten Ausgaben und in eleganter Aus-
stattung bot, dann auch in nichtillustrierten Aus-
gaben mit gutem Text und schön ausgestattet. Daran
schließen sich weiter illustrierte Werke, wie Henne am
Rhyns "Kulturgeschichte des deutschen Volts", die
"Geschichte der deutschen Kunst" und besonders die
"Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen" (hg.
von W. Oncken in etwa 100 Abteil.), worin be-
deutende Historiker der Gegenwart (Dahn, Droysen,
Dümichen, Hertzberg, Kugler, Pbilippson, S. Rüge,
E. Winkelmann u. v. a.) ihre Specialgebiete selb-
ständig vertreten. Ferner verlegte er: die "Grotesche
Sammlung zeitgenössischer Schriftsteller" (nament-
lich Julius Wolfs, auch in illustrierter Ausgabe),
monumental angelegte Kunst- und Galeriewerke (von
Dürer, Votticelli, Nembrandt, Schongauer, die Ber-
liner Galerie), endlich Grammatiken, Wörter-, Lehr-
bücher und andere Handbücher für Schulen.
Grotösk (ital. ^rotteäco) nenn: man den orna-
mentalen Schmuck, welcher für die Verzierung einer
Grotte geeignet ist. Als solche sah man um 1500 die
verschütteten Säle der röm. Thermen und Paläste
an und verwendete nunmehr die hier gefundene
spielende Dekorationsmalerei als G. an Bauten von
mehr ländlichem Charakter, später an fast allen Ge-
wölben und selbst an flachen Decken an. Pinturicchio
in Mantua (1492-95), Raffael (an den Loggien
des Vatikan und der Villa Madama zu Rom), seine
Schüler Giovanni da Udine, Giulio Romano,Perino
del Vaga (dieser namentlich in Genua) und andere
haben die G. in ihrer Weise zu freien malerischen
Schöpfnngen fortgebildet, später begann man sie
mit den Stuckornamenten zu verbinden, bis Pietro
da Cortona in der Mitte des 1?. Jahrh, eine Mi-
schung von Malerei, Skulptur und Architektur als
Deckenverzierung verwendete; diese nun verschaffte
durch die Kühnheit ihrer Bildung, durch mancherlei
Ausschweifungen dem Wort G. die Nebenbedeutung
des Verwilderten, Absonderlichen, welche der Kunst-
form der G. ursprünglich nur insofern anhängt, als
in die gemalten Ornamente vielfach Fabeltiere mit
eingeflochten worden waren. Man verstand nun
seit der Herrschaft des Klassicismus unter G. das
Phantastische, Regellose. Dagegen hat bei den
Italienern das Wort ssi-0tt68ca die Bedeutung von
Ornament aller Art behalten, wie es diese auch in
Frankreich und Deutschland zur Zeit des Rokoko fast
überall besaß. Die Arabesken oder Mauresten
bildeten damals nur eine Unterabteilung des G.
Heute verwendet man im Deutschen das Wort wieder
meist im ältern Sinne, namentlich für Schmuck-
formen, wie sie sich an den Majoliken Italiens und
in den Wandmalereien des Verain geltend machen.
Groth, Klaus, Dichter und Schöpfer der neu-
plattdeutfchen Litteratur, geb. 24. April 1819 zu
Heide in Dithmarfchen, besuchte das Schullehrer-
seminar zu Tondcrn und erhielt dann in seinem
Geburtsorte eine Stellung als Mädchenlehrer. Seine
Mußestunden benutzte er zu philos., mathcm. und
naturwissenschaftlichen Studien. 184? begab er sich
zur Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesund-
heit nach der Infcl Fehmarn, wo er während eines
fünfjährigen Aufenthalts die meisten seiner Ge-
dichte verfaßte. 1853 ging G. nach Kiel, bereiste
später Deutschland und die Schweiz und nahm dann,
nach einem zweijährigen Aufenthalt zu Bonn, wo
er zum Ehrendoktor der Universität ernannt wurde,
seinen Wohnsitz zu Dresden, von wo er 185? wieder
nach Kiel übersiedelte. Hier habilitierte er sich 1858
als Docent für deutsche Sprache und Litteratur und
wurde 1866 zum Professor ernannt. Seinen Ruf
als Dichter begründete er vor allem durch "Quick-
born" (Hamb. 1853; 17. Aufl., Kiel 1892; mit
Illustrationen von Speckter, Hamb. 1856; 2. Aufl.
1868), eine Sammlung von Gedichten in dithmarsi-
scher Mundart, von denen sowohl die kleinern,
rein lyrischen wie die romanzenartigen den Ton
des Volksliedes glücklich treffen, und "Vcrtelln"
(2 Bde., Kiel 1855-59; der 1. Bd. in 3. ver-
änderter Auflage u. d. T. "Dreiplattdeutsche Er-
zählungen", Berl. 1881), eine Reihe von dith-
marsischen Dorfgeschichten, die sich durch die ein-
fachste Lebenswahrhcit auszeichnen. In der Hand-
habung der plattdeutschen Sprache bekundet G. eine
Meisterschaft und Sicherheit wie vor ihm kein an-
derer Dialektdichter. Da die Vorzüge seiner Poesien
zum Teil vom Material der Sprache unzertrennlich