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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Groth (Paul) - Grotius
sind, so vermag keine Übertragung ihren ganzen
Zauber wiederzugeben. Eine Sammlung bockdeut-
scker Gedickte a Hundert Blätter" (Hamb. 1854)
folgte dem "Quickborn". Von seinen übrigen Werken
in plattdeutscher Sprache verdienen noch "Voer de
Goern", Kinderreime mit Illustrationen von L. Rich-
ter lLpz. 1858) und die Dichtung "Nothgcter-Meister
Lamp un sin Dochder" (Hamb. 1862) Hervorhebung.
In den "Briefen über Kochdeutsch und Plattdeutsch"
(Kiel 1858) tritt G. für das Anrecht des Platt-
deutschen als deutsche Schriftsprache in die Schranken.
Später erschien von ihm ein zweiter Teil des "Quick-
born" ("Volksleben in plattdeutscher Dichtung dith-
niarscher Mundart", Lpz. 1871), ferner "Ut min
Iungsparadies" (Berl. 1876) und eine Reihe lin-
guistischer Abhandlungen u. d. T.: "Über Mund-
arten und mundartige Dichtungen" (ebd. 1873).
G.s "Gesammelte Werke" erschienen in 4 Bänden
(Kiel 1893). - Vgl. Eggers, Klaus G. und die platt-
deutsche Dichtung (Berl. 1885); Klaus G., Lebens-
erinnerungen. Hg. von E. Wolsf (Kiel 1891).
Groth, Paul, Krystallograph und Mineralog,
geb. 23. Juni 1843 zu Magdeburg, studierte in
Frciberg und Berlin. Nachdem er in Berlin 1870
als Docent an der Bergakademie angestellt war,
habilitierte er sich auch als Privatdocent an der
Universität und erhielt bald darauf an der Straß-
burger Universität die ordentliche Professur für
Mineralogie; das von ihm dort eingerichtete mine-
ralog. Institut und Laboratorium war eins der
ersten seiner Art in Deutschland. Im Herbst 1883
siedelte er als Nachfolger von Kobells nach München
über, wo ihm außer der Professur für Mineralogie
auch die Stelle als Konservator der Mineralog.
Sammlungen des Staates übertragen wurde. Er
schrieb: "Tabellarische Übersicht der Mineralien
nach ihren krystallographisch-chem. Beziehungen ge-
ordnet" (Vraunschw. 1874; 3. Aufl. 1889), "Über
das Studium der Mineralogie auf den deutfcken
Hochschulen" (Straßb.u.Lond. 1875), "Physikalische
Krystallographie" (Lpz. 1876; 2. Aufl. 1885), ein
Werk von hohem wissenschaftlichem Wert; "Das
Gneisgebiet von Markirch im Oberelsaß" sStraßb.
1877), "Die Mineraliensammlung der Kaiser-Wil-
Helms-Universität Straßburg" (Straßb. und Lond.
1878), "Grundriß der Edelsteinkunde" (Lpz. 1887).
1877 begründete er die angesehene "Zeitschrift für
Krystallographie und Mineralogie" (Leipzig).
Grotius, Hugo, oder de Groot, Jurist und
Staatsmann, geb. 10. April 1583 zu Delft, stammte
aus einer edlen Familie, erhielt eine treffliche Er-
ziehung, studierte in Leiden, begleitete 1598 den
Großpensionär Oldenbarneveldt auf einer Gesandt-
schaft nach Frankreich, wo er von Heinrich IV. aus-
gezeichnet wurde und in Orle'ans die jurist. Doktor-
würde erwarb. Nach seiner Rückkehr begann er als
Advokat zu praktizieren und wurde 1607 General-
fiskal und 1613 Ratspensionär in Rotterdam. Da-
mals beunruhigten die Angelegenheiten der Remon-
strantcn (s. d.) und ihrer Gegner Holland. Olden-
barneveldt war der Beschützer der erstern, und G.
unterstützte ihn durch seine Schriften und fein An-
sehen. Dies verwickelte beide in einen peinlichen
Prozeß, infolgedessen Oldenbarneveldt 1619 ent-
hauptet, G. zu lebenslänglicher Gefangenschaft auf
dem Schlosse Loevenstein bei Gorkum verurteilt
wurde. Aus dieser befreite ihn 22. März 1621 feine
Gattin, indem sie ihn, in eine Bücherkiste versteckt,
nach Gorkum bringen ließ. G. begab sich zunächst,
als Maurer verkleidet, nach Antwerpen, dann nack
Paris und erhielt von Ludwig XIII. eine Pension
von 3000 Livres. 1631 kehrte er nach Rotterdam
zurück. Da aber die Generalstaaten einen Preis
auf feine Verhaftung setzten, reiste er 1632 nach
Hamburg und trat 1634 in den Dienst Schwedens
als schwed. Gesandter am franz. Hofe, wo ihm
durch fein perfönliches Verhältnis zu Richelieu,
dessen Eitelkeit er verletzt hatte, mancherlei Schwie-
rigkeiten entstanden. Doch blieb ihm das volle
Vertrauen des schwed. Kanzlers Orenstierna er-
balten. 1645 nahm er seinen Abschied, reiste nack
Stockholm, wurde auf der Rückreise durch einen
Sturm nach Pommern verschlagen und erkrankte zu
Rostock, wo er 28. Aug. 1645 starb. In Delft wurde
ihm 1886 eine Bronzcstatue (von Stracke'e) errichtet.
G. verband mit großen staatsmännischen Talen-
ten eine tiefe und ausgebreitete Gelehrsamkeit. Er
war ein gründlicher Theolog und trefflicher Exeget,
ein ausgezeichneter Humanist, scharfsinniger Phi-
losoph und Jurist und ein mit den Quellen der
Geschichte vertrauter Historiker. Seine Schriften
haben auf die Bildung eines reifern Geschmacks
und aus Verbreitung einer aufgeklärten und milden
Denkart in wissenschaftlichen Angelegenheiten einen
entschiedenen Einfluß gehabt. Seine metrischen
Übersetzungen der Griechen zeugen von großer
Formgewandtheit; er war einer der besten neuern
lat. Dichter. Insbesondere gebührt ihm der Ruhm,
der Begründer des allgemeinen Staatsrechts, der
Rechtsphilosophie und der Völkerrechtswissenschaft
zu sein. 1609 erschien von ihm das "Naro lide-
i-uin" (Leiden), worin er die Freiheit des Holland.
Handels nach Ostindien verteidigte, ein Teil des
erst 1864 aufgefundenen, 1868 von Hamaker her-
ausgegebenen "1)6^ui'6praL(lN6". SeinHauptwerk
aber ist "De Mi-6 deiii lle pkci3" (Par. 1625 u. ö.;
hg. von Cocceji, 3 Bde., Vresl. 1744-48, und in
neuerer Zeit von Pradier-Fodöre', 3 Bde., Par.
1865-67; deutsch inder"Philos.Vibliothek",Bd.15
u. 16, Verl. 1869). Zu erwähnen sind ferner: "vs
impeiio Luinmlli'um p0t68taMiii circa Lacrü" (wohl
1614 verfaßt, gedruckt Par. 1647 u. ö.), "^i-
na,l68 et 1ii3toriH6 äs reduZ I)6iFici8" (Amstcrd.
1657), "^.nnotatiouLZ ad Vet. i68tNin." (3 Bde.,
Par. 1644; hg. von Döderlein, 3 Bde., Halle 1775
-76), "^!N10tHtiori68 in ^0V ^68t3,U1." (2 Bde.,
Amsterd. 1641-47; neue Aufl., 9 Bde., Groningen
1826-34), "vk vei'itkte 1-611^101113 c1iri3tiHna6"
(Leid. 1622; mehrfach in fremde Sprachen über-
setzt), die beste neuere Apologie des Christentums,
"I^IliatH" (ebd. 1617), "1)13861^^10 ä6 01'iZ1!10
86ntmm ^n^ricanHi-um" (Par. 1642), worin G.
zu zeigen sucht, daß Nordamerika von Norwegen
aus bevölkert worden sei.
Die wichtigste Quelle für die Lebensgeschichte von
G. sind feine in mehrern Sammlungen erschienenen
Briefe. - Vgl. außer den Biographien von Luden
(Berl. 1806)/Vutler (Lond. 1826) und de Vries
(Amsterd. 1827) die Schriften von Creuzer, Luther
und G. (Heidelb. 1846), und Hartenstein, Darstel-
lung der Rechtsphilosophie des Hugo G. (Lpz.1850);
ferner Caumont, Nuä6 8ur 1a. vi6 6t 163 travaux
äe 6. (Par. 1862); Heiy, ^Wä6 8ur 16 äroit äs Ia
FU6rr6 ä<3 (-. (ebd. 1875); Rogge, Did1i0t1i6cH (^rc>-
tiaiia. (^rotii ojerum ä^cri^tio didlioFliipliicH
lTl. 1, Haag 1883); Vorsterman vanOijen, HuZo
ä6 6i-00t 6n 2i^n F68iac1it (Amsterd. 1883); Neu-
mann, Hugo G. (Berl. 1884).