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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Guaporé - Guarani
cilasso de la Vega erwähnt; 1802 besuchte Alex. von
Humboldt die merkwürdigen Fundstellen auf den
Chincha-Inseln (s.d.) und brachte die ersten Proben
dieses Materials nach Europa. 1840 kam die erste
Schiffsladung G. nach Liverpool. Die erstaunlichen
Erfolge, die sich bei der Anwendung dieses neuen
Dungstosfs kundgaben, riefen bald eine allgemeine
Nachfrage hervor, wodurch ein bedeutender Ge-
schäftszweig entstand, an dessen Ausbeutung
namentlich englische und Hamburger Kaufleute und
Reeder beteiligt waren. Die früher kaum gekannten
Eilande der Westküste Perus wurden der Sammel-
punkt einer Flotte von Kauffahrteischiffen, die die
dort während vieler Jahrhunderte abgelagerten
Massen fortführten zur Befruchtung der europ. Fel-
der. Die Chincha-Inseln sind bereits vollständig
abgeräumt. In neuerer Zeit sind noch Guanolager
auf Punta de Lobos und Pabellon de Pica und an
einigen andern Stellen der peruan. Küste entdeckt;
aber diese Fundstellen sind von verhältnismäßig
geringer Mächtigkeit, und das Produkt steht dem
der Chincha-Inseln weit nach. Der G. der Chincha-
Inseln bestand durchschnittlich zu zwei Dritteln sei-
nes Gewichts aus stickstoffhaltiger organischer Sub-
stanz, harnsaurem, oralsaurem Ammoniak u. s. w.
und enthielt 13-14 Proz. Stickstoff, der Rest war
vorwiegend phosphorfaurer Kalk. Da die orga-
nische Substanz leicht in Wasser löslich ist und daher
von jedem Regenguß ausgewaschen und fortgeführt
wird, so ist die dauernde Erhaltung eines unver-
änderten G. auch nur auf einen verhältnismäßig
kleinen Raum der Erde beschränkt, nämlich auf die
regenlose Zone. Wohl sind an verschiedenen Stel-
len des Oceans guanoähnliche Massen aufgefunden
und Baker-, Mejillones-, Iarvis-, Ichaboe-, Aves-
guano benannt, aber alle diese unterscheiden sich von
dem Peruguano durch geringen Gehalt an Stickstoff,
der jenem seinen größten Wert verlieh. Diese, auch
phosphatische G. genannt, bestehen ihrer Haupt-
menge nach aus phosphorsaurem Kalk, ihre un-
mittelbare Wirkung als Dünger ist sehr gering, weil
der in ihnen enthaltene phosphorsaure Kalk wegen
seiner Schwerlöslichkeit im Boden nur langsam zur
Wirkung kommt, sie sind dagegen vorzügliche Roh-
materialien zur Anfertigung der sog. Superphos-
phate (s. d.). Dem peruanischen G. näher steht der
Fledermausguano (s. d.).
Der Peruguano bildet eine gelbbraune, erdige,
mit gröbern und kleinern harten Klumpen durch-
setzte Masse, der außerdem nicht selten Steine und
sonstige fremde Materien beigemengt sind. Wegen
dieser Beschaffenheit kann der G. nicht ohne wei-
teres als Dünger auf das Feld gebracht werden,
sondern muß durch Sieben und Zerkleinern der
Stücke vorher in ein gleichmässiges Pulver ver-
wandelt werden. Dieser höchst lästigen Operation sind
die Landwirte überhoben durch die von den Anglo-
Kontinentalen (früher Ohlendorffschen) Guano-
werken in Hainburg bewirkte Fabrikation des sog.
aufgeschlossenen G. Es hat sich letzteres Pro-
dukt einer so allgemeinen Anerkennung zu erfreuen,
daß seit Mitte der sechziger Jahre nur noch wenig
unvorbereiteter G. verwendet worden ist. Der auf-
geschlossene G. wird erhalten, indem der echte Peru-
guano mittels Desintegratoren zerkleinert und mit
konzentrierter Schwefelsäure in bestimmtem Ver-
hältnis gemischt wird, wobei unter lebhafter Er-
hitzung eine breiige, beim Erkalten erstarrende
Masse entsteht, die dann von neuem fein zerkleinert
wird. Der Zufatz von Schwefelsaure wird ange-
wendet, um den im G. enthaltenen fchwerlo'slichen
phosphorsauren Kalk in eine leicht lösliche Ver-
bindung zu verwandeln und um vorhandene Ammo-
niaksalze vor Verflüchtigung zu schützen. Der aufge-
schlossene G. ist nicht mit mancherlei Kunstprodukten
zu verwechseln, die meist in betrügerischer Absicht
unter der Bezeichnung G. in den Handel gebracht
werden. Künstliche Guanosorten sind: oerGranat-
guano, ein zu Varel aus kleinen Seetrebsen (Gra-
naten oder Garneelen, s. d.) dargestellter Dünger;
Fischmehl (s.d.); Fleischguano, Abfälle der
Fleischextraktfabrikation in Südamerika; Blut-
guano, aus den getrockneten Rückständen, die bei
der Vereitung des Albumins aus dem Blute erhalten
werden; G. aus menschlichen Fäkalien. Doch haben
diese künstlichen G. wenig Bedeutung.
Der Verbrauch des Peruguanos ist wegen seiner
hohen Preise in der Abnahme begriffen. Die stärkste
Einfuhr in Europa war 1856 und 1870; im erstern
betrug sie 324000 t, in dem andern 522000 t. Die
Einfuhr aller Guanosorten, auch die künstlichen in-
begrisfen, dagegen die mineralischen Ursprungs aus-
geschlossen, betrug 1888 in Deutschland 40 979 t im
Werte von 5,3 Mill. M. - Vgl. Stöckhardt, Guano-
büchlein (4. Aufl., Lpz. 1856); Meyn, Die richtige
Würdigung des Peruguano (Halle 1872); ders., Die
natürlichen Phosphate (Lpz. 1873).
Guapore oder Itenez, rechter Nebenfluß des
Mamore', des östl. Quellflusses des Madeira in Süd-
amerika, entspringt im brasil. Staat Mato Grosso,
ungefähr in 14" 20' südl. Br., fließt anfangs nach
S., dann nach W., empfängt oberhalb Mato Grosso
von links den Rio Alegre und bildet vom 14."
südl. Br. ab, wo er den Rio Verde aufnimmt, die
Grenze zwischen Brasilien und Bolivia. Er ist
l540 km lang, an der Mündung 550, bei Hoch
Wasser 770 in breit. Große Nebenflüsse sind noch:
Paragau, Baures und der bedeutende Itonamas
in Volivia.
Guaranä (?a8tg. (^ai-ana), Drogue, stammt
aus Südamerika und wird von den Guarani-India-
nern aus den Samen einer Sapindacee, der ?aul-
linig. 8ordi1i8 Ma^., bereitet, indem sie dieselben
quetschen und mit Wasser zu Kuchen oder Stangen
formen, welche an der Sonne oder in einer Art Rauch-
darre getrocknet werden. Im Handel kommt die G.
meist in Form von harten Stangen von dunkelbrau-
ner Farbe vor, die einen eigentümlichen Geruch und
einen bitterlichen und zusammenziehenden, an Kakao
erinnernden Geschmack besitzen. Es findet sich darin
Caffem, zuweilen bis zur Menge von 5 Proz., an
Gerbsäure gebunden. Bei den Eingeborenen gilt G.
als anregendes Genußmittel; bei uns wird es in
Pulverform gegen Migräne angewendet.
Guaranas (^rg.niäll.6), eine Familie der Stelz -
Vögel (s. d.).
Guaranda, Stadt in Ecuador, am Rio Chimbo,
unmittelbar im SW. des Chimborazo, hat (1890)
4000 E. und wichtigen Durchgangsverkehr zwischen
Guayaquil und Quito.
Guaräni, ein südamerik. Volksstamm (s. Ameri-
kanische Rasse, Bd. 1, S. 527 a) im obern Paraguay.
Verwandt sind die Tupi, die in alter Zeit längs
der Küsten von Brasilien und am untern Amazonas
verbreitet waren, ietzt aber ganz in der Mischlings-
bevölkerung Brasiliens aufgegangen sind, ferner
die Chiriguano (f. Argentinische Republik, Bd. 1,
S.855d) des bolivian. Chaco, die Omagua (s. d.)