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Guercino - Guérin (Jules René)
Guercino (spr. -tschihno), eigentlich Giovanni Francesco Barbieri, ital. Maler, geb. 8. Febr. 1590 zu Cento bei Bologna (daher G. da Cento, «Der Schielende von Cento» genannt), bildete sich daselbst bei Benedetto Gennari und in Bologna bei P. Zagnoni und unter dem Einfluß des L. Carracci. 1616 eröffnete er in Bologna eine Malerschule; 1621 berief ihn Papst Gregor ⅩⅤ. nach Rom, wo er eins seiner Hauptwerke, Martyrium der heil. Petronella (in der Capitolinischen Galerie), und die Fresken in der Villa Ludovisi (im Erdgeschoß das Deckenbild: Aurora auf ihrem Wagen die Nacht verscheuchend) vollendete. 1623 kehrte er in die Heimat zurück und entfaltete nun infolge zahlreicher Bestellungen eine rege Thätigkeit. 1626‒27 schmückte er die Kuppel des Doms zu Piacenza mit Fresken (Propheten und Sibyllen). Bis 1642 verweilte er in Cento, dann siedelte er nach Bologna über, wo er 22. Dez. 1666 starb. G. ist einer der bedeutendsten Maler der Schule von Bologna; bei ihm wird die lebensfrische Darstellung am wenigsten durch akademische Stilformen beeinträchtigt. Dazu ist sein Ausdruck kräftig und seine Farbengebung glänzend. Im Alter wurde sein Stil freilich immer glatter, kälter und bunter. Von seinen Werken sind die bedeutendsten: Gefangennahme des heil. Rochus (1618; Fresko in San Rocco zu Bologna), Einkleidung des heil. Wilhelm (1620; Pinakothek ebd.), Verzückung des heil. Franziskus (Paris, Louvre), Himmelfahrt der Maria (1624; Eremitage zu Petersburg), Tod der Dido (1631; Palazzo Spada in Rom), Kephalus an der Leiche der Prokris (1643), Semiramis, Diana mit Windspiel, Venus an der Leiche des Adonis, Lot mit seinen Töchtern (sämtliche fünf in der Dresdener Galerie), Befreiung Petri aus dem Gefängnis, Susanna im Bade, Heil. Augustin über die Dreieinigkeit nachsinnend, Heil. Magdalena in der Wüste (Pradomuseum zu Madrid), Verstoßung der Hagar (1657; Brera zu Mailand), Rückkehr des verlorenen Sohnes (Hofmuseum in Wien). – G.s «Raccolta di alcuni disegni» (23 Bl. in Fol.) erschien 1764 zu Rom.
Guéret (spr. gereh). 1) Arrondissement des franz. Depart. Creuse, hat 1665,84 qkm, (1891) 100081 E., 76 Gemeinden und zerfällt in die 7 Kantone Ahun (198,27 qkm, 10881 E.), Bonnat (259,90 qkm, 14541 E.), Dun (275,24 qkm, 16276 E.), Le Grand-Bourg (197,35 qkm, 10460 E.), G. (250,10 qkm, 19562 E.), St. Vaury (211,54 qkm, 11895 E.), La Souterraine (273,44 qkm, 16466 E.). – 2) Hauptstadt des Depart. Creuse, 5 km links von der Creuse, an der Linie St. Sulpice-Laurière-Montluçon und St. Sebastien-G. (46 km) der Orléansbahn, hat (1891) 5303, als Gemeinde 7799 E., in Garnison einen Teil des 78. Infanterieregiments, ein Schloß (15. und 16. Jahrh.), Collège, Normalschule, Bibliothek, Museum, botan. Garten, Remontedepot und 3 Zeitungen; Holz-, Eisen- und Weinhandel.
Guerēza, s. Schlankaffen.
Guericke (spr. ge-), Heinr. Ernst Ferd., Theolog, geb. 25. Febr. 1803 zu Wettin, studierte in Halle, wo er 1829 außerord. Professor wurde. Da er sich 1833 zu Gunsten der schles. Altlutheraner offen gegen Union und Agende erklärte und 1834 sich als Pastor der in Halle und Umgegend entstehenden altluth. Gemeinde anstellen ließ, wurde er seiner Professur enthoben, die er jedoch 1840, nachdem seine Gemeinde nach Amerika ausgewandert war, wieder erhielt. Er gründete 1840 die zuerst mit Rudelbach, dann mit Delitzsch herausgegebene «Zeitschrift für die gesamte luth. Theologie und Kirche». G. starb 4. Febr. 1878 in Halle. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «A. H. Francke» (Halle 1827), «Handbuch der Kirchengeschichte» (2 Bde., ebd. 1833; 9. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1866‒67), «Allgemeine christl. Symbolik» (Lpz. 1839; 3. Aufl. 1861), «Histor.-kritische Einleitung in das Neue Testament» (ebd. 1843; 3. Aufl. 1868 als «Neutestamentliche Isagogik»), «Lehrbuch der christlich-kirchlichen Archäologie» (ebd. 1847; 2. Aufl., Berl. 1859). – Vgl. Allgemeine evang.-luth. Kirchenzeitung von Luthardt, 1878, S. 207 fg. ^[Spaltenwechsel]
Guericke (spr. ge-), Otto von, Physiker, geb. 20. Nov. 1602 zu Magdeburg, studierte zu Leipzig, Helmstedt und Jena die Rechte und zu Leiden Mathematik, besonders Geometrie und Mechanik. Hierauf bereiste er Frankreich und England und wurde 1627 Ratsherr zu Magdeburg. Nach der Erstürmung Magdeburgs (1631) war G. bis 1636 Oberingenieur zu Erfurt im schwed. Dienste und wurde dann 1646 Bürgermeister von Magdeburg und brandenb. Rat, legte aber 1681 sein Amt nieder und begab sich zu seinem Sohne nach Hamburg, wo er 11. Mai 1686 starb. Später wurde seine Leiche nach Magdeburg übertragen. Sein größtes Verdienst ist die Erfindung der Luftpumpe (s. d.) zu derselben Zeit (1650), als Rob. Boyle eine ähnliche Idee in England faßte. Die Beschreibung seiner Luftpumpe veröffentlichte zuerst sein Freund Kaspar Schott. Die ersten öffentlichen Versuche mit der Luftpumpe machte er (aufgefordert dazu vom Kurfürsten von Mainz, Johann Philipp von Schönborn) 1654 auf dem Reichstage zu Regensburg, und das erste Exemplar dieser nach seiner Theorie konstruierten Maschine wird auf der königl. Bibliothek zu Berlin aufbewahrt. Auch erfand er eine Luftwage (Dasymeter, s. d.). Ferner rief G. als der erste durch Reiben einer Schwefelkugel elektrische Lichterscheinungen hervor, weshalb er von einigen für den Erfinder der Elektrisiermaschine betrachtet wird. Da jedoch seiner Vorrichtung das Reibzeug und der Konduktor fehlte, so kann G. nur für den Vorläufer der Erfinder der Elektrisiermaschine angesehen werden. Er war dagegen der Entdecker der wichtigen elektrischen Abstoßung und des elektrischen glimmenden Leuchtens der geriebenen Körper. G. beschäftigte sich auch mit Astronomie, und seine Meinung, daß die Wiederkehr der Kometen sich müsse bestimmen lassen, fand später Bestätigung. Seine wichtigsten Beobachtungen finden sich in «Experimenta nova Magdeburgica de vacuo spatio» (Amsterd. 1672; das Manuskript für diese Schrift war jedoch schon 1663 fertig; neue Ausg., Lpz. 1881). Seine «Geschichte der Belagerung, Eroberung und Zerstörung Magdeburgs» wurde von Hoffmann nach einer Handschrift (Magdeb. 1860) veröffentlicht. – Vgl. Hoffmann, Otto von G. (hg. von Opel, Magdeb. 1874).
Gueridon (frz., spr. geridóng), Leuchterstuhl, Leuchtertischchen, auch Nipptisch.
Guérigny (spr. gerinnjih), Stadt im Kanton Pougues-les-Eaux, Arrondissement Nevers des franz. Depart. Nièvre, am Zusammenfluß der Quellbäche des Nièvre und an der Linie Clamecy-Nevers der Mittelmeerbahn, hat (1891) 2637, als Gemeinde 3335 E., staatliche Eisenwerke (de la Chaussade), die für die Marine arbeiten (1300 Arbeiter).
Guerillakrieg (spr. gerillja-), Parteigängerkrieg einer aufständischen Bevölkerung, s. Guerrillas.
Guérin (spr. geräng), Jules René, franz. Arzt, geb. 11. März 1801 in Boussu in Belgien, studierte