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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gummi - Gummibaum (Ficus elastica)
jackenfabrikation, Papier-, Maschinen- und eine
Dampfkesselfabrik.
Gummi, im Pflanzenreich verbreitet vorkom-
mende stickstofffreie Körper, die dnrch völligen Man-
gel jeder Krystallisationsfähigteit sowie durch die
Eigenschaft charakterisiert sind, daß sie in Wasser zn
schleimigen Massen quellen. Vei manchen dersel-
ben ist das Quellungsvermögen unendlich groß,
diese verteilen sich auf Zusatz von genügenden Men-
gen von Wasser zu Flüssigkeiten, die wirklichen Lo-
sungen gleichen, andere haben ein begrenztes Quel-
lungsvermögen und verwandeln sich in Berührung
mit Wasser zu mehr oder weniger festen, gallert-
artigen Massen. Sie finden sich teils in Pflanzen-
säften, teils als Intercellularsubstanz, teils als
Verdickungsmassen von Zellmembranen, häusig ent-
stehen sie durch Umwandlung von Gefäßsubstanzen
in großer Menge und treten dann durch Verletzun-
gen der äußern Schichten nach außen, um hier durch
Verdunstung des Wassers zu Thränen, Körnern
oder größeren gestaltlosen, amorphen Massen zu er-
starren. Der Hauptbestandteil aller Gummiarten ist
die Arabinsäure (s. Arabin) in ihren beiden Modifi-
kationen, als gewöhnliche Arabinsäure und Met-
arabinsäure. Die in Wasser bis zum Flüssigwerden
quellenden Gummiarten (s. Gummi, arabisches)
sind die sauren Kalk- oder Alkalisalze der gewöhn-
lichen Arabinsäure; die nur zu Gallerten oder Schlei-
men quellenden sind die sauren Kalk- oder Altali-
salze der Metarabinsäure, letztere Salze bezeichnet
man auch als Cerastn (s. d.). Ob ein dritter, als
Vassorin bezeichneter Körper als eigenes chem.
Individuum betrachtet werden kann oder identisch
mit Metarabinsäure ist, ist noch zweifelhaft. Die
Cerastn enthaltenden Gummiarten haben fast immer
Arabin beigemengt und werden dann Gummi-
pflanzen schleime genannt. Zu ihnen gehören
namentlich der Kirschgummi (s. d.), der Tragant
(s. d.) und der Bassoragummi (s. d.). Den letztern
sind durch ihre äußern Eigenschaften die indiffe-
renten Pflanzenschleime sehr ähnlich, doch ge-
hören diese nicht zu den eigentlichen Gummiarten,
da sie andere chem. Zusammensetzung haben. End-
lich kommen die Gummiarten noch vielfach mit
Harzen gemengt vor, so im Milchsaft verschiedener
Pflanzen. Tritt dieser Milchsaft nach außen, so
trocknet er zu Gummiharzen (s. d.) ein. - Das
Kautschuk (s. d.), oft auch elastisches G. genannt,
ist keine Gummiart; doch bezeichnet man die daraus
gefertigten Waren häufig als Gummiwaren. (S.
Gummiwarenfabrikation.)
Gummi, arabisches ((^unimi aradicuin), ist
der Name eines ursprünglich ausschließlich aus den:
Sudan und Kordofan über Chartum, Kairo und
Alexandria in den Handel gebrachten G., von^cacia
Vßlck <??l"^. 6t ^6?'Ot5. (XcHOIH 86N6ZHI6N818 ^t.,
einer in diefem Gebiete häufigen Leguminose) ab-
stammend. Das G. fließt von selbst aus den während
der heißen Jahreszeit entstehenden Rissen der Bäume
aus, erhärtet am Stamm und wird von den Einge-
borenen gesammelt. Es bildet kugelige oder auch läng-
lich runde, weiße, gelblichweihe bis rötliche, mit zahl-
reichen Rissen durchsetzte Stücke, welche leicht aus-
einanderbrechen und eine glasartige muschelige
Bruchfläche zeigen. In 1-2 Teilen Wasser löst es
sich zu einer dicken, klebrigen, sauer reagierenden
Flüssigkeit (Gummischleim), welche die Ebene des
polarisierten Lichtstrahls nach links dreht, mit Vlei-
zuckerlösung mischbar ist, durch Vleiessig aber selbst
in starker Verdünnung gefällt wird. Im wesent-
lichen besteht es aus dem sauren Kalksalz der Ara-
binsäure.
Als beste Handelssorte galt von jeher das Kordo-
fangummi, welches gegenwärtig infolge der dort
herrschenden Unruhen aus dem Handel io gut wie
verschwunden ist. Auch die früher schon importierten
mindergutenSorten, das Senn ar, Suatim- und
D sch idda-(Gedd ah-)Gummi, letzteres meist erst
aus dem Kordofangummi ausgelefen, kommen jetzt
nur in unzulänglicher Menge an den Martt. Da-
gegen werden neuerdings eine Anzahl anderer
Gummisorten von Afrika, Ostindien und Australien,
welche dem echten arabischen G. mehr oder minder
nachstehen, unter dem Kollektivnamen Arabisches G.
als Ersatz feilgeboten. Einzelne derfelben, wie das
seit langem als regulärer und bedeutender Handels-
artikel bekannte (^uinmi 86ii6^1 (s.d.), stammen von
derselben Akazienart ab, und nur die außerordent-
lich wechselnden Witternngsverhältnisse im Innern
und in den Küstenländern Afrikas sind als Grund der
abweichenden Eigenschaften anzusehen, während bei
einzelnen Ersatzsorten die Abstammung eine andere
ist. Dem echten arabischen G. sehr nahe stehende
Ersatzgummis sind z. B. das Dschesire-(Gezireh-)
Gummi aus der Umgegend von Kassala, von schwach
bläulich- bis grünlichweißer Farbe, das Amrad-
gummi, (^umini (^KkUti, Mogador-, Dhaura-,
Oomra-, Whattigummi u. a. m. Die Löslichkeit
dieser Gummisorten ist häusig eine minder gute, bei
einigen verwandelt sich auch die Lösung beim stehen
in eine gallertartige Masse.
Stapelplätze für den Handel mit G. sind Kairo,
Alerandria, Trieft, Marseille, Livorno und London,
wo die in Originalballen (Farden) von 100 bis
200 k^ anlangende Ware meist nach dem Aus-
sehen sortiert wird und dann weiter in Kisten oder
Fässern als elegiertes G. zum Versand gelangt.
Verwendung findet arabisches G. in der Technik
als Appreturmittel für seidene, baumwollene und
andere Gewebe, als Klebstoff, Verdickungsmittel
beim Zeugdruck, in der Tintenfabrikation; medi-
zinisch wendet man es als Hustenmittel und Zusatz
zu Mixturen und Pillen an.
Gummi, elastisches, s. Kautschuk.
Gummi, hornisiertes, s. Gummiwarenfabri-
kation (S. 558 d). Fabrikation (S. 557 a).
Gummi, vulkanisiertes, s. Gummiwaren-
Vninini a.ra.bioiiin, s. Gummi, arabisches.
Gummibälle, s. Gummiwarenfabrikation.
Gummibaum,richtiger Gummifeigenbaum
s?ie^8 6ia.8tic9.I/., s. auch Feige), eine der beliebtesten
Zimmerpflanzen, in Ostindien und auf den Sunda-
Inseln einheimisch, ausgezeichnet durch die bis 30 cm
langen und bis ^2 ein breiten, elliptischen, dickleder-
artigen, ganzrandigen, oben glatten und glänzend
grünen Blätter. Sie sind von je einem schön rosen-
roten, nach der Laubentwicklung schlaff herabhängen-
den Nebenblatte begleitet. In seiner Heimat ist der
G. einer der größten und imposantesten Bäume.
Sein kegelförmiger Stamm erreicht unten eine sehr
bedeutende Stärke und ist von seilartig herabhän-
genden Luftwurzeln umstrickt; er trägt eine mächtige,
dicht belaubte, oben sckön abgerundete Krone. Die
Frucht des G. ist eine Feigenfrucht, steht paarweise
in den Achseln der Blätter und hat die Form und
Größe einer Olive, ist aber ungenießbar. Im Warm-
haus oder Zimmer gedeiht der G. in einer Mischung
aus Laub-und Heideerde mit einem Zusatz von etwas