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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Harrah – Harrison (Benjamin)

Harrah, Wüste, s. Harra.

Harrar (Harar) oder Hurrur, Landschaft in Ostafrika, zwischen dem Golf von Aden und den südl. Provinzen von Abessinien, gehört seit März 1891 zur ital. Kolonie Erythräa, steht aber thatsächlich noch unter dem Einfluß des Königs von Abessinien. Die gleichnamige Hauptstadt ist ein bedeutender Handelsort, dessen Einwohnerzahl Burton (1885) auf 8000, der offizielle Bericht des ägypt. Generalstabes auf 35000, Paulitschke auf 38–40000 angiebt. Die Bevölkerung, eine Gruppe des großen Somalstammes, ist vermischt mit hamitischem und arab. Blut. – Vgl. Paulitschke, Harar (Lpz. 1888).

Harrasband, s. Bandfabrikation (Bd. 2, S. 359b).

Harrasfelsen, s. Frankenberg.

Harrasgarn, eine Art von wollenem Kammgarn, das aus dickhaarigen orient. Schafwollen gesponnen wird (Feinheitsnummer 1–20, im Durchschnitt 10 m auf 1 g) und sich von dem engl. Schußgarn hauptsächlich durch einen geringern Glanz unterscheidet; das Material wird nicht allein vor dem Krempeln, sondern auch vor dem Vorspinnen reichlich gefettet; vor dem Färben muß es ausgewaschen werden. Das H. wird hauptsächlich zu Teppichen und Posamenten verwendet.

Harrĭen, esthn. Harju-ma, alte Landschaft im westl. Teil Esthlands, deckt sich mit dem Revalschen (seit 1893 Kolywanschen) Kreise des russ. Gouvernements Esthland, weshalb dieser auch Harrienscher Kreis genannt wird.

Harrĭer, Hasenhund, kleinere Art des engl. Fuchshundes (s. d.) oder doch sehr nahe verwandt mit ihm. Der H. dient in England zur Parforcejagd auf Hasen und ist in Deutschland sehr selten.

Harries, Heinr., der Verfasser von «Heil Dir im Siegerkranz» (s. d.).

Harrington (spr. härringt'n), engl. Grafentitel, s. Stanhope.

Harrington (spr. härringt'n), James, englischer polit. Schriftsteller, geb. 7. Jan. 1611 zu Upton in Northampton, studierte zu Oxford, machte weite Reisen und schloß sich dann der Volkspartei an. Dennoch wurde er von Karl I. zum Kammerjunker ernannt, lebte nach dessen Hinrichtung zurückgezogen und schrieb sein berühmtes polit. Werk «Oceana» (Lond. 1656), eine Art von Staatsroman oder Utopien, Cromwell zugeeignet. Unter Karl II. 1661 als Revolutionär verhaftet, wurde er lange auf der Insel St. Nicholas bei Plymouth gefangen gehalten. Er starb 11. Sept. 1677 in London. Beste Ausgabe seiner Schriften von Hollis (Lond. 1771).

Harrington (spr. härringt'n), Sir John, engl. Dichter aus der Zeit der Elisabeth und Pate derselben, geb. 1561, wurde zu Eton und Cambridge erzogen, veröffentlichte 1591 eine vortreffliche Übersetzung von Ariostos «Orlando Furioso». Ferner schrieb er das Gedicht «Metamorphosis of Ajax» (Lond. 1596; neue Aufl., Chiswick 1814) und die berühmten «Epigrams» (Lond. 1615). Er starb 20. Nov. 1612 zu Kelston. Viele seiner Schriften sowie die seines Vaters John H. (1534–82) sind in den «Nugae antiquae» (3 Bde., Lond. 1769–79; 3. Aufl. 1804) enthalten.

Harris (spr. härrĭs), der südl. Teil der schott. Hebrideninsel Lewis, bildet mit acht kleinen benachbarten Inseln und der weiter entfernten St. Kilda eine Pfründe von im ganzen 123757 Acres und (1881) 4814 E. Die 15 km lange Harrisstraße (Sound of H.) im S. der Insel ist der einzige Kanal für größere Schiffe durch die Äußern Hebriden. ↔

Harris (spr. härrĭs), James und James Howard, Grafen von Malmesbury (s. d.).

Harris (spr. härrĭs), James, engl. Sprachforscher und Kritiker, geb. 20. Juli 1709 zu Close bei Salisbury, Neffe des Lord Shaftesbury, studierte die Rechte zu Oxford und London. Nach dem Tode seines Vaters widmete er sich gänzlich der klassischen Litteratur. Der ersten Schrift «Three treatises, concerning art, music, painting, poetry and happiness» (Lond. 1744; 5. Aufl. 1794; deutsch, Halle 1780) folgte die philos. Sprachlehre «Hermes, or a philosophical inquiry concerning universal grammar» (Lond. 1751; 5. Aufl. 1806; deutsch von Ewerbeck, Halle 1788). Von 1761 bis zum Tode war er Parlamentsmitglied. 1762 Lord der Admiralität und 1763 Lord der Schatzkammer geworden, legte er 1765 diese Stellen nieder, ward 1774 Sekretär der Königin und starb 22. Dez. 1780 zu Salisbury. Nach seinem Tode erschienen «Philological inquiries» (2 Bde., Lond. 1781; deutsch von Jenisch, Berl. 1789), eine Geschichte der Kritik und Betrachtungen über den Geschmack in der Litteratur älterer und neuerer Zeit, besonders des Mittelalters. Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte sein Sohn, Lord Malmesbury (2 Bde., Lond. 1801; 5 Bde., 1803).

Harris (spr. härrĭs), Joel Chandler, amerik. Schriftsteller, geb. 9. Dez. 1848 zu Eatonton im Staat Georgia, war anfänglich Lehrling in der Buchdruckerei eines kleinen Provinzialblattes, in dem seine ersten schriftstellerischen Produkte erschienen, wurde Journalist und ist seit 1890 Hauptredacteur der «Constitution» (in Atlanta im Staat Georgia). Er hatte großen Erfolg mit seinen Studien über das Folk-Lore der Neger, welche er 1880 als «Uncle Remus, his songs and his sayings» veröffentlichte. Seitdem verfaßte er «Nights with Uncle Remus» (1883), «Mingo and other sketches» (1884), «Free Joe and other Georgian sketches» (1887), «Daddy Jake the Runaway» (1889).

Harrisburg (spr. härrĭsbörg), Hauptstadt des nordamerik. Staates Pennsylvanien und des County Dauphin, 152 km westnordwestlich von Philadelphia, am linken Ufer des Susquehannah, in fruchtbarer, schöner Gegend, ist wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und zählt (1890) 39385 E., gegen 30762 im J. 1880. Unter den öffentlichen Bauwerken sind zu erwähnen: das Kapitol auf einem Hügel, 1819–22 erbaut, mit prächtiger Aussicht, das Kriegerdenkmal, mehrere Kirchen, die Post, das Opernhaus und das Staatsirrenhaus. über den 1½ km breiten Fluß führen zwei schöne Brücken. Wichtig sind Kohlenhandel, Eisen-, Walzwerke und Schuhfabriken. H., 1733 von dem Engländer John Harris gegründet, wurde 1812 Staatshauptstadt.

Harrison (spr. härris'n), Stadt im County Hudson im nordamerik. Staate Neujersey, eine östl. Vorstadt von Newark (s. d.), mit Stahlwerken, großen Zwirn- und Rouleauxfabriken und (1890) 8338 E.

Harrison (spr. härris'n), Benjamin, dreiundzwanzigster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, geb. 20. Aug. 1833 in North-Bend (Ohio), Enkel des neunten Präsidenten William Henry H., studierte Rechtswissenschaft in Cincinnati und begann daselbst um 1853 seine Praxis. 1860 wurde er Berichterstatter am Obersten Gerichtshof in Ohio, gab aber beim Ausbruch des Bürgerkrieges 1861 sein Amt auf, wurde Oberst eines Regiments in Indiana und 1864 zum Bri-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 835.