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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haselotter - Hasenclever
noch eine größere Verbreitung. Auch hat der ge-
meine H. mehrere als Parkgehölz wertvolle Spiel-
arten hervorgebracht: die Blut Hasel (oder Blut-
nuh, var. atroMi-Mi-6H) mit braunroten Blättern,
die Gold Hasel (vai-. am-ea,) mit goldgelber Ve-
lauöung, die Schlitz Hasel (v^. lacinillt^) mit ge-
schlitzten, und die Eichenhasel (var. ciuerciloIiH)
mit mehr gelappten Blättern. - Vgl. Palandt, Der
Haselstrauch und seine Kultur (Berl'. 1881); Göschke,
Die Kasel nuh, ihre Arten und ihre Kultur (ebd. 1887).
Haselotter oder Hasel wurm, s. Schlingnatter.
Haselrüsselkäfer oderHaselnilftbohrcr (I^ll.-
ItTQinn8 nucuin /v., s. beistehende Figur), ein 7,5. mm
langer Rüsselkäfer mit sehr dünnem, 4 mm langem,
besonders beim Weibchen start ge-
^ , / krümmtem ^liüssel, schwarz mit sehr
^_^/ feiner brauugelber Behaarung. Das
Weibchen frißt durch die weiche Schale
halbwüchsiger .Haselnüsse eiu Loch
und schiebt mittels des Rüssels ein
Ei in die Nuß, aus dem sich die fette,
gelb weiße Larve, der sog. "Wurm"
entwickelt, die den Nuftkern verzehrt
und nachdem sie die Schale mit
einem kreisrunden Loche dnrchbohrt
hat, sich in der Erde verpuppt. Visweilen werden
die Tiere den Haselnüssen sehr schädlich; das beste
Gegenmittel ist fleißiges Abklopfen der Haselnuß-
sträuche am frühen Morgen, während der Flug-
zeit der Käfer, die in den Juli bis August fällt,
und Vertilgung der abgeklopften Käfer oder Auf-
sammeln und Verbrennen der vorzeitig abgefallenen,
von Larven befetzten Nüsse.
H. heißt auch ein anderer oberhalb roter Rüssel-
käfer (^poäkruL (>0i-^li Iv.), dessen Larve aber nicht
in Nüssen, sondern in aufgerollten Blättern des
Haselnuhstrauchs haust und am besten durch Ein-
sammeln dieser Rollen vertilgt wird.
Haselünne, Stadt im Kreis Meppen des preuft.
Reg.-Bez. Osnabrück, rechts an der Hase, 15 km
ostlich von Meppen, hat (1890) 1861 E., darunter
46 Evangelische und 83 Israeliten, Post, Tele-
graph, Pensionat der Ilrsulinerinnen; Strumpf-
strickerei, Tabak-, Essig- und Sensenfabriken, Presi-
hefenfabrik, Branntwein- und Spiritusbrennereien,
Ziegelei, Molkerei, eine Tannen- und Kiefernfamen-
darre sowie Fettviehhandel.
Haselwurm oderH aselv tter, s. Schlingnatter.
Haselwurz, Pflanzengattung, s. ^8Nrum.
Hasen (I^iwi-iäae), Familie der Nagetiere, mit
zwei Schneidezähnen in jedem Oberkiefer, Lippen
sehr beweglich, Ohren kurz oder verlängert, ebenso
die Hinterbeine. Vorn vier, hinten fünf Zehen,
Schwanz ganz kurz bis äußerlich fehlend, Pelz meist
sehr weich. Man kennt zwei Unterfamilien: echte H.
(l^^nrinko, s. Hase) und Pfeifhasen (s. d., I^aFo
M^iNH6). ^s. Oxg1i8.
Hafeuampfer oder gemeiner Sauerklee,
Hasenauer, Karl, Freiherr von, Architekt,
geb. 20. Juli 1833 zu Wien, besuchte das ^oH^imn
(^rolwum zu Vraunschweig und die Wiener Akade-
mie und ließ sich nach größern Reisen durch Deutsch-
land, Frankreich, Italien, England und Schott-
land in Wien nieder. Außer einer Anzahl von Villen
in Wiens Umgegend sind die Pereiraschen Häuser
und das Palais Lützow in Wien, namentlich aber
die beiden Hofmuseen (das naturhistorische 1889,
das kunsthistorische 1891 vollendet) und das Hof-
burgtheater am Franzensring (1888 vollendet) so-
wie die Bauten der Weltausstellung von 1873, das
kaiserl. Schloß im Tiergarten (1886 vollendet) und
die noch im Bau begriffene kaiserl. Hofburg, sämt-
lich in Wien, seine Hauptwerke. Außerdem schuf
er die Postamente an den Denkmälern von Tegett-
hoff, der Kaiserin Maria Theresia und von Grill-
parzer. H., 1873 in den Freiherrenstand erhoben,
ist Professor der Specialschule für Architektur an
der Akademie zu Wien und Mitglied der Kunst-
akademie zu Berlin.
Hasenauge, Pflanzengattung, s. (^euiu.
Hasenange (i^oMKalmos), ein Auge, dessen
Lidspaltc nicht geschlossen werden kann. Der Lid-
schluß ist Funktion des die Lidspalte kreisförmig
umgebenden Schließmuskels (mu8cuw8 oldieula-
lis), und da dieser vom Gesichtsnerven (n6rvu8
fl^iaU8) beeinflußt wird, so ist das H. eine Teil-
erscheinung der Lähmung des Gesichtsnerven. Eine
ungenügende Bedeckuug des Auges kann auch da-
durch bediugt sein, daß ein oder beide Lider teil-
weise oder ganz durch zerstörende Krankheitsprozesss
oder durch Verletzungen verloren gegangen sind
(Neti'opwm), oder durch zu starkes Hervortreten
des Augapfels aus seiner Höhle (Nxop1Ma1inu8).
Zu weites Klaffen der Lidfpalte durch ungewöhn-
liche Zurückziehung des obern Lides infolge gestei-
gerter Thätigkeit des "Heber des obern Lides" (mu8-
cu1u3 lovator i^pedras 8up6i-ioi'i8) genannten
Muskels, die von zu starker Erregung entweder des
zu jenem Muskel tretenden Hirnnerven, eines Astes
des Q6rvu8 0cui0inowriu8, oder der in ihm nach-
gewiesenen Elemente des sympathischen Nerven
herrührt, bedingt noch nicht mangelhaften Lidschluh
und darf daher mit dem H. nicht verwechselt werden.
Hafenclever, Joh. Peter, Genremaler, geb.
18. Mai 1810 zu Rcmscheid, besuckte die Kunst-
akademie zu Düsseldorf, wo Schadow sein Lehrer
in der Malerei wurde. Hatten schon seine ersten
Bilder ihm Ruf verfchafft, fo trugen die humoristi-
schen Darstellungen dazu bei, der romantisch-sen-
timentalen Richtung, welche in der Düsseldorfer
Vialerschule Platz gegriffen, ein gesundes Gegen-
gewicht zuhalten. Bekannt sind ieine Bilder "aus
derIobsiade: Jobs als Student heimkehrend (1837),
Jobs im Examen (1840; Neue Pinakothek in Mün-
chen, und 185l; Galerie Navene in Berlin), Jobs
als Dorfschulmeister (1846; Galerie Ravene' in Ber-
lin), Jobs als Nachtwächter (1852; ebd.). Neben
diesen größern Bildern malte H. kleinere humo-
ristische Scenen aus dem Stadt-, Familien- und
Wirtshausleben, von denen zu nennen sind: Die
schmollenden Ehegatten (1837; Neue Pinakothek
in München), Das Lesekabinett (1843: National-
galerie zu Berlin), Die Weinprobe (1843; National-
galerie zu Berlin, und 1853; Galerie zu Düsseldorf),
Die Zecher im Weinkeller (1847; Galerie Raven^
in Berlin). Auch als Porträtmaler zeichnete sich H.
aus. 1838-42 lebte H. in München, seit 1842 in
Düsseldorf, wo er 16. Dez. 1853 starb.
Hasenclever, Wilhelm, socialistischer Agitator
und Abgeordneter, geb. 19. April 1837 in Arns-
berg, besuchte das Gymnasium daselbst, erlernte
die Lohgerberei und war 1862-63 Redacteur der
"Westfälischen Volkszeitung". Durch die Lassallesche
Agitation für die socialdemokratische Partei ge-
wonnen, schloß er sich dem Allgemeinen Deutschen
Arbeiterverein an, übernahm die Redaktion des
"Neuen Socialdemokrat", wurde 1870 Sekretär,
1871, nach ^chweikers Rücktritt, Präsident des