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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hasret-i-a'lâ - Hasselfelde
Berg Isel im Kampfe gegen die Franzosen unter
Lefcbvre ans, war aber auch die Hanptursache, daß
Hofer (s. d.), dein er den Abschluß des Friedens
zwischen Österreich und Frankreich als Lüge dar-
stellte, Ende Oktober sich zu einem nochmaligen Los-
fch/agen entschloß. Nach der Unterdrückung des Auf-
standcs von Bayern geächtet, hielt sich H. bei einem
Freunde verborgen und floh endlich im Spätsommer
1810 durch die Schweiz und Oberitalien nach Wien,
wo er 31. Okt. ankam. 1814 erhielt er die einträg-
liche Pfarrei vonHietzing bei Wien. H. trat damals
aus dem Kapuzinerorden aus, zog jedoch unter seinem
Klosternamen Joachim im Frühjahr 1848 als Feld-
pater mit einer freiwilligen (tirolifchen) Studmten-
compagnie abermals mit ins Feld nach Italien,
kehrte im Juli nach Wien zurück, lebte bis 1854 in
Döbling bei Wien, siedelte dann nach Salzburg
über und starb dort 12. Jan. 1858. Seine Leiche
wurde in Salzbnrg beerdigt, später aber in dertzof-
pfarrkirchc zu Innsbruck neben der Andreas Hofers
beigesetzt. H. war ein religiöser Fanatiker von toll-
lühnem Mut und hinreißender Beredsamkeit, dabei
kaltblütig im Kampfe. Die Gegner fürchteten ihn
mehr als die übrigen Tiroler Führer, denn feine
Priesterstellung gab ihm bei dem Landvolke großen
Einfluß. - Vgl. Schallhammer, Biographie des
Tiroler Heldenpriesters Joachim H. (Salzb. 1856);
Egger,GeschichteTirols(3Vde.,Innsbr.1870-80).
Hasret-i-a'la', f. Vabi.
Haß, die entfchiedene Abneigung einer Perfon
gegen andere, ist der Liebe als der entschiedenen
Zuneigung entgegengesetzt. Beide verhalten sich zu
einander einerseits wie Abstoßung und Auziehung,
andererseits wie Unlust zu Lust. H. und Liebe sind
die allgemeinen Hebel im Gebiete aller Gemüts-
beweguugen und Leidenschaften. Im engern Sinne
des Wortes schließt der H. die Begierde in sich,
seinem Gegenstande Schaden znzufügen. Daher
sind gutmütige Seelen wohl starker Abneignngen,
aber nicht des eigentlichen H. fähig. Der H. ent-
springt gewöhnlich aus zugefügtem Unrecht, aus
Neid, Eifersucht oder gekränktem Ehrgeiz. Starke
Liebe entlädt sich häufig in H. gegen das, was der
Verbindung mit dem Geliebten entgegensteht, wie
bei der Eiferfncht, oder fchlägt sogar, wenn sie ihr
Ziel nicht erreichen kann, in H. gegen den geliebten
Gegenstand um. -Vgl. P.Mantegazza, Die Physio-
logie des H. (deutsch von Teuscher, Jena 1890).
^"66., bei botan. Benennungen Abkürzung für
den engl. Botaniker Arthnr Hill Ha ff all und
für Friedr. Haffelquist (s. d.).
Haßberge, Höhenzng im bayr. Reg.-Bez. Unter-
franken, erstreckt sich 15 Km lang von Königshöfen
in füdöstl. Richtung bis Hofheim und erreicht 511 m
Höhe. Der Südabhang ist mit Neben bedeckt.
Haffe, Joh. Adolf, Komponist, getauft 25. (also
geb. 23. oder 24.) März 1699 zu Vergedorf bei
Hamburg als Sohn des dortigen Organisten. Von
feinem Vater gebildet, betrat er 1715 als Tenorist die
hamburgische Bühne, kam 1720 als Sänger an den
braunschw. Hof und ging 1722 nach Italien. In
Neapel wurde er Al. Scarlattis Lieblingsschüler;
von diesem in die ital. Bühnenmusik eingeführt und
mit unerschöpflichem Reichtum melodischer Gedanken
begabt, gewann er durch seine Opern schnell die
Gunst der Italiener, bei denen er lebenslang den
früher auf Händel angewandten Namen "ii 03,1-0
8a830QLv trug. In Venedig lernte er seine spätere
Gattin Faustina Bord oni kennen, eine der größ-
ten Sängerinnen ihrer Zeit (geb. 1693 in Venedig,
ausgebildet durch Gasparini, anfangs in Italien,
feit 1724 mWien, 1726-28 in London thätig; ihr
Todesjahr ist unbekannt. Vgl. A. Niggli, Faustina
Bordoni H., 1880). Beide wurden unter glänzen-
den Bedingungen 1731 vorläufig und seit 1740
dauernd an den Dresdener Hof bernfen. 1763
wnrde H. nebst der Gattin beim Tode des Kurfür-
sten entlassen und ging nach Wien, 1770 nach Ve-
nedig, wo er 16. Dez. 1783 starb. Während seiner
Wirksamkeit in Dresden galt H. als Mittel- und
Höhepnnkt der ital. Oper; seine Opern beherrschten
40 Jahre lang die Bühnen, auch seine ital. Ora-
torien und lat. Kirchenstücke fanden die allgemeinste
Verbreitung und wnrden namentlich als Muster
eines schönen gesanglichen Ausdrucks hochgeschätzt.
Von seinen Kirchenstücken erhielt sich das "I^veum"
in I)-äur in Sachsen bis nahe an die Gegenwart;
auch seine Oratorien, unter denen die "NacläaloiiH"
und "8lmtg. Nienu. 9.1 caiv^rio" die verbreitetsten
waren, haben sich in Bruchstücken bis heute behaup-
tet. H. hat gegen 50 Opern geschrieben. Er kompo-
nierte hauptsächlich die Texte des Metastasio, dem
er eng befreundet sowie geistig verwandt und eben-
bürtig war. Der Einfluß feines Stils war fo groß,
daß selbst Gluck, der gewissermaßen als fein Gegner
angefehen werden muß, eine Reihe von Opern in
H.s Weise geschrieben hat. Die Kraft diefes Stils
lag in der bühnengerechten Ersindnng der Musik,
namentlich der Sologesänge, die die Oper jener Zeit
ausschließlich beherrschten. Durch den schlagenden
Ausdruck, mit dem H. in wenigen Noten große
Leidenschaften und Empfindungen zu fkizzieren
wußte, ist ein großer Teil feiner Arien klassisch und
würde heute noch volle Lebenskraft äußern, wenn
wir Sänger hätten, die der Technik diefer Werke
gewachfen wären. Die Musikdramen H.s sind hand-
schriftlich auf den bedeutenden Bibliotheken Deutsch-
lands und Italiens ziemlich vollständig erhalten.
Gedruckt wurden nur wenige, zum Teil auf Veran-
lassung I. A. Hillers (z. B. "^Iciäs ai Livio",
deutfch übersetzt).
Haffe, Joh. Christian, Rechtsgelehrter, geb.
24. Juli 1779 zu Kiel, wurde 1805 Privatdocent da-
selbst, 1811 ord. Professor in Jena, 1813 in Königs-
berg, 1818 in Berlin, 1821 in Bonn. Er stard
18. Nov. 1830. H. schrieb: "Beitrag zur Revision
der bisherigen Theorie von der ehelichen Güter-
gemeinschaft" (Kiel 1808), "Die Culpa des röm.
Rechts" (2. Aufl., Bonn 1838), "Das Güterrecht der
Ehegatten nach röm. Recht", Bd. 1 (Berl. 1824).
Hasse, Karl Ewald, Patholog, geb. 23. Juni
1810 zu Dresden, studierte auf der Medizinisch-
chirurgischen Akademie daselbst, dann auf der Uni-
versität Leipzig, habilitierte sich 1836 zu Leipzig und
wurde 1839 zum außerord. Professor ernannt. 1844
wurde er mediz. Direktor der Kantonal-Kranken-
anstalten und Professor der mediz. Klinik in Zürich,
im Herbst 1852 ord. Professor in Heidelberg, 1856
Professor der mediz. Klinik und speciellen Patho-
logie in Göttingen, von wo er sich 1879 nach Han-
nover zurückzog. H.s Hauptwerke sind: "Anatom.
Beschreibung der Krankheiten der Cirlulations- und
Respirationsorgane" (Lpz. 1841) und "Die Krank-
heiten des Nervenapparats" (Erlangen 1855;
2. Aufl. 1869); letzteres bildet den vierten Band von
Virchows "Handbnch der Pathologie und Therapie".
Hasselfelde, Stadt im braunschw. Kreis Blan-
kenburg, 16 kiu im SW. von Blankenburg, in