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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hausschwalbe - Hausschwamm
von Sototo, gewöhnlich der Sultan von Wurno
genannt. Der Haussasprache (s. Haussa) aber bedient
man sich überall, im offiziellen-wie täglichen Ver-
kehr. Zu den H. gehören das Reich von Sokoto und
jenes von Gando, welch letzteres zum erstern im
Verhältnis der Suzeränität steht; ferner das König-
reich Nupe. Tributpflichtig sind nördlich des Binue
Iauri, Kalam, Bautschi nud Muri; südlich davon
das grohe Reich Adamaua. Die absolute Souve-
ränität des Herrschers von Sototo und der übrigen
H. wurde durch dre Niederlassungs- und Handelsver-
träge mit der engl. Niger-Compagnie und durch das
1888 übernommene Protektorat der brit. Regierung
an beiden Ufern des Niger von der Müudung bis Say
beschränkt. Die Armee besteht aus 1W000 Mann,
darunter 30000 Reiter. (S. Karte: Guinea.)
Geschichte. Nach Berichten arab. Geographen
soll am Ende des Mittelalters ein großes Haussa-
reich bestanden haben, das aber allmählich in tlei-
nere Staaten zerfiel; der blühendste uuter ihnen,
Katsena, galt im 16. Jahrh, als der Sammelplatz
sudanes. Civilisation, dessen Könige Vasallen des
Herrschers von Bornu waren. Unter den heidn.
Haussa lebten die eingewanderteu mohammed. Fulbe
anfangs als Hirten, nach alten Überlieferungen
fchon seit dem 14. Jahrh. Sie vermischten sich mit
den Eingeborenen und gewannen mit der Zeit
Macht, Ansehen und Einfluß. Herrschbegier und
Glaubenseifer trieben sie 1802 zu blutiger Er-
hebung; sie unterwarfen sich nach jahrelangen Krie-
gen uuter Führung Otman dan Fodios die Land-
schaften zwischen Niger und Bornu und drangen
siegreich in Adamaua bis zu den Ouelleu des Biuue
vor. Nach dem Tode Otmaus (1818) teilten dessen
Söhne das gewaltige Reich Haussa; iu dem größern
östl. Teil, Sokoto, übernalnn Mohammed Betr, in
dem westlichen, Gando, Abd-Allahi die Herrschaft.
Gando aber blieb in einem festen Souveränitäts-
verhältnis abhängig von Sokoto, in dessen Residenz-
stadt Wuruo die polit. Macht sämtlicher H. gegen-
wärtig vereinigt ist. - Außer den Reisewerken von
Barth und Rohlfs und den Berichten von Flegel
vgl. Staudiuger, Im Herzen der Hauffaläudcr (Berl.
'Hausschwalbe, s. Schwalbe. > 1889).
Hausfchwamm, Holzschwamm, Thränen-
schwamm, Aderschwamm, anch Ader- oder
Faltenpilz,N0i'u1iu8(1e3tru6N8 ^s^F. oderi^ci'^-
nuui8 >3e/^m. (s. Tafel: Pilze IV, Fig. 5), ein zu
den Hymenomyceten (s. d.) gehöriger Pilz, der sich
häufig in Häusern auf dem Bauholz entwickelt und
dasselbe vollkommen zerstört. Man versteht unter
H. häusig auch jede am Bauholz austretende Pilz-
wucherung, sofern damit eine Zerstörung des Holzes
einhergeht; doch empfiehlt es sich, die Ve^'icknung
H. als specifische Benennung des N6ru1ili8 laci^-
M5N8 aufzufassen. Der H. befällt nur das Holz toter
Bäume; meist ist es das zu Bauten mit Vorliebe ver-
wendete Nadelholz, das ihm als Nährboden dient,
doch verschont er auch Laubholz keineswegs. Die
0,01 inm langen Sporen des H. kennen, wenn sie
günstige Bedinguugeu finden, zu Pilzschläuchen oder
Hyphen aus, die, sich reichlich verästelnd, die Wan-
dungen der HolzzeUeu durchdringeu und so ein den
Holzkörper durchziehendes fädiges Mycelimn bilden.
Uuter günstigen äußeru Verhältnissen wächst der H.
au der Oberfläche des Holzes und über dieses hin-
aus in Form voll weißen watteartigen Polstern,
Hüuteu und bis bleististdicken Strängen iu den Erd-
boden, die Fugen und Ritzen des Mauerwcrks und
die Iwijchendeckenfüllunssen der Wohnhäuser. Wer-
deu solche Pilzrasen freigelegt, so findet man an ihrer
Oberfläche zahlreiche Wassertröpfchen (Thränen), wo-
her der Name Thränenpilz stammt. Die Farbe der
Hausschwammrasen verändert sich mit dem Alter von
weiß oder rötlichweiß in gelblich,rauch- oderschmutzig-
grau. In den Strängen finden sich bei mikroskopischer
Untersuchung weite Schläuche, die augenscheinlich
dazu dienen, aus dem ernährenden Holz dem wachsen-
den Mycelium Nahrung zuzuführen; diese Gefäße
vermitteln auch den Transport vou Wasser zu den
entfernter liegenden Mycelien und ermöglichen dem
Pilz auch iu trockuer Luft weiter zu lebeu und zu
wachsen. Tritt das Mycelium des H. au einer
Stelle frei zu Tage, so entwickelt sich uuter dem Ein-
fluß des Lichtes der Fruchtträger iu Form wurm-
förmiger gekrümmter Falten von rötlicher oder
dräunlichgelber Farbe, die sich auf größern oder
kleiuern tellerartigen Flächen erheben, am Rand
immer steril bleiben und hier ebenfalls Thränen
bilden. Im Centrum der Fläche bilden sich die senk-
recht zur Fläche stehenden keulenförmigen Basidien,
auf deren Spitze sich meist vier brauue Sporen ent-
wickeln. Ist die Sporenbildung vollendet, so stirbt
der Fruchtträger ab und verfault iu der Regel unter
reichlicher Schimmelbilduug; es entwickeln sich jetzt
höchst widerwärtig riechende Gafe, während das
gesunde Mycelium und der Fruchtträger sich durch
einen äußerst angenehmen Geruch, ähulich dem de^
Champignons, auszeichnen.
Der frische H. ist sehr wasserreich (48-68 Proz.
Wasser) und enthält trocken gegen 5 Proz. Stickstoff
iu Form vou Eiweiß und Amidokörpern. Bei feinem
Wachstum auf Holz zerstört der H. dasfelbe, er ent-
zieln dcm Holz eiue Reihe vou Stoffen, besonders die
uoch vorhandenen Eiweißkörper, dann Aschebestand-
teile (Kali, Phosphorsäure, Kalk). Hand in Hand mit
der chem. Veränderung des Holzes geht eine physi-
talische. Das Holz bräunt sich, es erfährt eine
Volumvermiuderung (schwindet), die gering ist, so-
lange das Holz nah ist, aber außerordeutnch stark
wird, wenn es trockuet. Dadurch wird das Holz
rissig, es wirft sich; durch die Vermiuderuug der
Konsistenz (im feuchten Zustand wie Butter) bricht
es leicht bei stärkerer Belastung zusammen, alle bin-
denden Teile, Nägel, Klammern u. s. w. werden
locker. Getrocknet läßt sich solches Holz zwischen den
^iugeru zu Pulver zerreiben, jede Elasticität, jede
Tragkraft ist verloren. Durch H. zerstörtes Holz
nimmt sehr rascd Wasser auf und vermag große
^uantitäteu zu beherbergen. Da der Pilz selbst
Wasser an den Ort seines üppigen Wachstums
transportiert, so ist es erklärlich, daß Wohnräume,
die vom H. befallen werden, bohe Feuchtigkeitsgrade
erreichen können, was der Gesundheit höchst nach-
teilig ist. Dazu kommt, daß die Luft vou Wohn-
räumen, wo der H. auftritt, durch die Zersetzungs-
produkte bis zur Uuerträglichkeit verunreinigt wer-
den kauu. Eine direkte gistige Wirkung auf den
Menschen besitzt jedoch der H. nicht, ebensowenig
kommt eiue solche seinen Ausscheiduugsstoffen zu.
Der H. entwickelt sich namentlich bei Verwen-
dung nassen Holzes, stark wasserhaltiger Baumate-
rialien. Er bedarf zu feinem Wachstum freieu,
jedoch nicht zu reichlichen Luftzutrittes. In Neu-
bauten wird er bald in feineu Sporen durch
Holzwert, Bauschutt, durch die Arbeiter, bald als
Mycelium mit altem oder neuem Bauholz einge-
fchleppt. Letzteres kauu sich uuter den genannten