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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hausschwein - Häusser
Bedingungen sofort weiter entwickeln; die Sporen
hingegen bedürfen zu ihrer Keimung noch der An-
wesenheit von Alkalien oder Ammoniak in den Nähr-
böden. Diese sind in Neubauten fast regelmäßig
vorhanden durch die Unsitte der Arbeiter, den Neu-
bau durch ihre Exkremente zu verunreinigen. Wegen
dcs Gehaltes an Alkalien wirkt auch die Verwen-
dung von Asche, Steinkohlenlösche zu Fehlboden-
süllungen auf die Entwicklung des H. begünstigend
ein, ebenso ein zu frühes Anstreichen des Holzwerks
mit luftdichter Farbe Ölfarbe), weil es das Trock-
nen des Holzes verzögert, eine zu feuchte Behand-
lung der Böden der Wohnräume, ungenügende
Lüftung u. s. w., kurz alles, was das Trockenwerden
der Neubauten hindert oder Wohnungen wieder
feucht macht.
Zur Verhütung des H. muß man lediglich den
Bedingungen für seme Entwicklung vorbeugen. Es
sind deshalb die wichtigsten Vorbeugungsmaßregeln
folgende: Vermeidung der Infektion des Holzes
durch Ausschluß sog. Bauschuttes (Urbaues) und
alten Holzwerks von Neubauten, Vernichtung des
vom H. ergriffenen Holzwerks durch Verbrennen,
Verhütung der Verunreinigung der Baumaterialien
durch die Arbeiter, Verbot des Gebrauchs unreiner
Füllmaterialien, möglichste Trockenheit des Bau-
holzes und genügendes Austrocknen des Rohbaues,
Isolierung des Mauerwerks gegen die Bodenfeuch-
tigkeit, Verhütung der Durchnässung der Böden
durch die Haushaltungsarbeiten (Waschen, Baden).
Diese Vorbeugungsmaßregeln haben gegenüber dem
vielfach empfohlenen Schutz durch Imprägnierung
des Holzes mit Konservierungsmitteln vor allem
den Vorzug der Billigkeit und absoluter Sicherheit.
Ist einmal der H. in einem Gebäude aufgetreten,
so bleibt nichts übrig als alles Holz, welches vom
H. ergriffen ist, zu entfernen und das Füllmaterial
bez. den Mauerbewurf zu beseitigen; unter Um-
ständen muh eine energische Desinfektion der ver-
bleibenden Teile Platz greifen. Beachtenswert ist,
daß bei solchen Umbauten infolge H. nur schwer
alle Pilzteile entfernt werden können. Bleiben grö-
ßere Pilzrasen zurück, so kann auch bei Verwendung
ganz trocknen Holzes zur Auswechselung doch wie-
der H. auftreten, weil der Pilz, wie erwähnt, das zu
seiuem Wachstum nötige Wasser sich selbst herbei-
führt. In diesem Falle sind Imprägnierungsmittel
unentbehrlich. Die wenigsten der für die Ver-
tilgung des H. in Vorschlag gebrachten Mittel er-
reichen ihren Zweck; manche, wie z. B. Quecksilber-
sublimat und Chlorzink, sind nur mit größter Vorsicht
oder, wie starke Säuren, nur verdünnt anzuwen-
den. Bewährt haben sich Sodakalk, der trocken auf-
gestreut wird, das sog.Kastnerschc Mittel (2KI
Torfasche, 20 1 Kochsalz, 1 Pfd. Salmiak in kochen-
dem Wasser zu Brei gerührt), eine Mischung von
12 Pfd. Kupfervitriol, 1 Pfd. Salzsäure und 1 Pfd.
Schwefelsäure (Vorsicht), endlich die Geheimmittel
Mykothanaton und Antimerulion. Vestreichen des
Holzes mit Petroleum, Cassiaöl oder Steinkohlen-
teer, ferner ein Anstrich von Wasserglas mit Zusatz
von 3 Proz. Borsäure und 6 Proz. Kochsalz (Zere-
ners Antimerulion) sind vielfach in Gebrauch ge-
kommene wirksame Schutzmittel. Am boston hat sich
in neuester Zeit das Carbolineum Avcnarius
(D. R.-P.) bewährt, weil dieses von don Poren des
Holzes begierig aufgesaugt wird. Dasselbe besteht
bauptsächlich aus denimSteinkohlentecr enthaltenen
Stoffen, die bei der Darstellung des Anthracens ge-
wonnen werden. Der Anstrich der zu schützenden
Hölzer erfolgt am besten vor ihrer Verbinduug, da-
mit alle Flächen am Holz, namentlich das Hirnholz,
gehörig getränkt werden können. Es genügt meist
ein einmaliger Anstrich, bei dem so viel Carbolineum
aufgetragen wird, als das Holz fassen kann. Bei sehr
hartem Holz genügt bei warmer Witterung ein kalter
Anstrich, andernfalls ist das Carbolineum zu erhitzen.
Das angestrichene Holz erhält eine nußbrauneFarbe.
Nachbildungen des Carbolineums bestehen aus
Kreosotöl, sind aber weniger wirksam und auch leich-
ter entzündbar. 1 Faß Carbolineum von der Firma
Paul Lechler in Stuttgart enthält etwa 2001(3 und
kostet 1 kF 32 Pf., womit 6 gm rauhe Tannenholz-
fläche gestrichen werden können. - Verschieden vom
H. ist der Mauerschwamm oder Mauerfraß (s. d.).
Vgl. Hartig, Die Zerstörungen des Bauholzes.
I.: Der echte H. (Berl. 1885); Gottgetreu, Die
Hausschwammfrage (ebd. 1891).
Hausfchwein, s. Schweine.
Hausse (frz., fpr. ohß, in Deutfchland gewöhnlich
hosse), das Steigen der Kurse von Wertpapieren
und Waren, welche an der Börse gehandelt werden.
Sie wird bei den Aktien hauptsächlichverc^nl^durch
wirkliche oder angebliche Aussichten auf größere
Dividenden, bei den Schuldverschreibungen der
Staaten, der Eisenbahnen u. s. w. durch das Auf-
treten günstiger Anschauungen über die Kreditwür-
digkeit und die Leistungsfähigkeit der Schuldner,
bei Waren durch Mangel an Zufuhr, schlechte Erntc-
ausstchten u. s. w. Häufig wird sie auch durch künst-
liche Mittel herbeigeführt, namentlich durch das
Eingreifen großer Finanzmächte, die von gewissen
Vörsenwerten plötzlich größere Posten aufkaufen,
oder der Spekulation ö. 1a Kau886 durch Report oder
Lombardieren reichliche Mittel zur Verfügung stel-
len. Der Haussier (engl. Lull) kauft auf spätern
Lieferungstermin, ohne in der Regel die Mittel
dazu verfügbar zu haben, in der Hoffnung, während
des Engagements oder bei Abwicklung desselben
mit Gewinn verkaufen zu können. Gelingt ihm dies
nicht, so sucht er sein Engagement durch Gewährung
eines Report zu verlängern. (S.Deport.) Nicht
selten werden an der Börse auch verwerfliche und
betrügerische Mittel zur Erzeugung einer H. ange-
wandt, wie Verbreitung falscher polit. Nachrichten,
übertriebene Anpreisung eines Unternehmens u. s. w.
Die H. tritt bei Wertpapieren meistens nicht nur
bei einer Art derselben auf, sondern sie pflegt sich
gleichzeitig auf ganze Gruppen von Effekten zu er-
strecken, ja bei einem lebhaften Aufschwünge der
Geschäfte zeigt sich die aufsteigende Bewegung bei
der Gesamtheit der Börsenwerte. Dasselbe tritt
auch, allerdings nur langsam ein, wenn der durch-
schnittliche landesübliche Zinsfuß des Kapitals über-
haupt zurückweicht, wie dies in neuester Zeit ge-
schehen ist. Das Gegenteil der H. ist Baisse (s. d.).
Häusser, Ludw., Geschichtschreiber, geb. 26. Okt.
1818 zu Kleeburg im Unterelsaß, studierte seit
1835 in Heidelberg Philologie, wandte sich jedoch
unter Schlossers Einfluß bald den histor. Stu-
dien zu, die er auch auf der Universität zu Jena
eifrig betrieb. Im Herbst 1838 promovierte er zu
Heidelberg, war dann Lehrer in Wertheim sowie
am Lyceum in Heidelberg, ging im Frühjahr 1840
nach Paris, habilitierte sich im Herbst desselben
Jahres für Geschichte in Heidelberg und wurde 1845
zum außerord. Professor ernannt. Von der 1846
beginnenden polit. Bewegung lebhaft ergriffen,