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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haussier - Hausspinne
schrieb er die Gelegenheit^schrist "Schleswig Hol--
stein, Deutschland und Dänemark" (Heidelb. 1846).
1847 in den Redaktionsau^schllß für die "Deutsche
Zeitung" gewählt, führte H. seit Anfang 1848 mit
Gewinns die Redaktion, die er dann vom März bis
Eeyt. 1848 allein leitete. Im Nov. 1848 wurde er
in die bad. Zweite Kammer gewählt, wo er das kon-
stitutionelle und bundesstaatliche Princip verfocht.
Von der Mairevolntion 1849 hielt er sich fern, trat
l850 wieder in die Kammer und nahm eine Wahl
nach Erfurt an, zog sich aber im Okt. 1850 von der
Politik zurück. Im Nov. 1849 zum ord. Professor
ernannt, wandte er sich wieder der histor. Forschung
zu. Die Opposition H.s 1858 gegen die Reaklion
in der prot. Kirche war ebenso erfolgreich wie seine
Polemik 1859 gegen das mit dem rom. Stuhl ab-
geschlossene Konkordat. 1860 - 65 gehorte er der
Zweiten Kammer an als eifrige Stütze des liberalen
Ministeriums vom April 1860. An der Gründung
der "Süddeutschen Zeitimg" beteiligt, rief er 1862
den Deutschen Abgeordnetentag mit ins Leben, nahm
im Dez. 1863 in Frankfnrt an der Versammlung
deutscher Landesvertretnngen teil und wurde in den
Sechsunddreißiger-Ausschuß und die gefchäftslei-
tende Kommission gewählt. Freudig begrüßte H.
die Ereignisse von 1866, starb aber schon 17. März
l.867 zu Heidelberg. H. zeichnete sich als akademi-
scher Lehrer besonders dnrch seinen glänzenden, be-
geisternden Vortrag aus, wie er auch als histor.
Schriftsteller Bedentendes leistete. Er veröffent-
lichte: "Die deutschen Geschichtschreiber vom An-
fange des Frankcnreichs bis auf die Hohenstanfen"
(Heidelb. 1839), "Sage vom Tell" (ebd. 1840), "Ge-
schichte der rhein. Pfalz" (2 Bde., ebd. 1845), eine
Frucht seiner Forschungen in bad. und bayr. Archi-
ven, l^ein Hauptwerk ist die "Deutsche Geschichte
vom Tode Friedrichs d. Gr. bis znr Gründung des
Deutschen Bnndes" (4 Bde., Berl. 1854-57; 4. Aufl.
1869), eine der ausgezeichnetsten, auf archivalischen
Studien beruhenden Leistungen der nenern deutschen
Geschichtschreibung. Ferner schrieb er "Denkwürdig-
keiten zur Geschichte der bad. Revolution" (Heidelb.
1851), "Karl, Freiherr vom Stein, eine Skizze"
(2. Aufl., Lpz. 186l), "Zur Beurteilung Friedrichs
d. Gr.; Sendschreiben anvi-. OnnoKlopp" (Heidelb.
1862), "Die Reform des Deutschen Bundestags"
(Franks. 1863), und leitete die von ihm beforgte
Ausgabe der Schriften Lists (3 Bde., Stuttg. 1850)
durch eine Biographie ein. Nach seinem Tode er-
schienen noch "Geschichte der Französischen Revoln-
tion" (Berl. 1867; 3. Aufl. 1891) und die "Geschichte
des Zeitalters der Reformation" (ebd. 1868; 2. Aufl.
1879), seine Hanptvorlesungen, nach stenographi-
schen Aufzeichnungen hg. von Oncken, ferner "Ge-
sammelte Schriften" (2 Bde., ebd. 1869-70).
Haussier (frz., spr. oßieh), f. Hausse.
Haußmann (spr. oß>), Georges Eugene, Baron,
franz. Staatsbeamter, geb. 27. März 1809 zu Paris,
trat 1831 in die Staatsverwaltung und bekleidete
1849-52 abwechselnd die Präfektnrä'mter in den
Depart. Var, Uonne und Gironde. Nach dem
Staatsstreich berief ihn Napoleon III. nach Paris,
erteilte ihm den Baronstitel und übertrug ihm
23. Juni 1853 die Präfektur des Seine-Departe-
ments. H. stand diesem Posten länger als 16 Jahre
vor, binnen welchen er 1857 zum Senator, 1867
zum Mitglied der Akademie der schönen Künste
ernannt wurde. Das Umbauen der Hauptstadt im
größten Maßstabe, der Durchbruch breiter Straßen,
VrockhauZ' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. VIII.
um Barritadenbauten unmöglich zu machen, die
Entfernung des Arbeitcrelements aus dem Centrum
an die Peripherie und darüber hinans: dies waren
die Hanptpunkte des H. vorgeschriebenen und von
ihm durchgeführten Programms. Unter feiner ver-
schwenderischen Verwaltung wuchs das jährliche
Budget der Stadt Paris aber von 66 auf 225 Mill.,
außerdem mußte sie auch noch Anleihen im Betrage
von 848 Mill. aufnehmen. Als Anfang Jan. 1870
das Ministerium Ollivier ans Ruder kam, mußte
H. sein Amt niederlegen. Im Sept. 1871 wurde er
Mitverwalter des Pariser (Ä-öäit modilisr und 1877
vom Wahlbezirk Ajaccio in die Deputiertenkammer
gewählt, wo er sich der bon apart isüschen Partei an-
schloß. Bis 1881 behielt er sein Mandat, zog sich
dann aber anf den Direktorposten des Orsäit modi-
1i6i- zurück und fchrieb feine "I^inoirsL" (3Vde.,Par.
1890 - 93). Er starb 12. Jan. 1891 in Paris. -
Vgl. Lau, i'm'HNei" ontro 1o Nki'Huis ä6 ^cnnd^i
(^' 16 liHion äs II. (Par. 1869).
Haussonville (spr. oßongwil), Joseph Othenin
Bcrnard de Cleron, Graf von, franz. Staatsmann
und Schriftsteller, geb. 27. Mai 1809 zu Paris, be-
trat die diplomat. Lanfbahn und war Gesandt-
schastssekretär in Brüssel, Tnrin und Neapel.
1842-48 vertrat er den Wahlbezirk Provins in der
Deputiertenkammer. 1869 wurde er Mitglied der
Französischen Akademie. Während des Deutsch-
Französischen Krieges von 1870 und 1871 schrieb er
mehrere Streitschriften gegen Deutschland, darunter
"I^H Trance et 1^ 1'iu886 äßvant i'Nuiopk". 1878
wurde H. zum lebenslänglichen Senator erwählt,
nahm seinen Sitz im rechten Centrum und ver-
teidigte die religiösen Gesellschaften gegen das Mi-
nisterinm Fcrry. Er starb 28. Mai 1884 zu Paris.
H. verfaßte drei Geschichtswerke von dauerndem
Werte: "I1i3toir6 ^6 1a ^olitiHiik 6xt6i'i6ui'6 du
ßouv6i'nein6iit kr^n^i8 ä6 1830 ü, 1848" (2 Bde.,
Par. 1850), "lliLtoiro 66 Ia röuninn ä61a,I^0i'rluiic
^ 13. ^i-anco" (4 Bde., ebd. 1854-59; 2. Anst.
1860), "I^'^1i86 i-oinains 6t 16 pi'6ini6i ^mpir6"
(5 Bde., ebd. 1864-70; 3. Aufl. 1870-71). Außer-
dem gab er 1878 einen Band "8onv6nii'8 et in<>
IaiiF68" heraus. Nach seinem Tode erschienen seine
Ingenderinnerungen u. d. T. "N^ MIN6886 1814-
30"lPar.1885;4. Aufl. 1886).
Seine Gemahlin, Gräfin Louise von H., ge-
borene Prinzessin von Broglie, geb. 1818,1836 mit
H. verheiratet, gest. 1882, veröffentlichte anonym
den Roman <^0d6i-tNmin6t" (1858) und die Schrif-
ten: "N3.rßU6i-it6 ä6 Valoi8, reine äe ^avarrs"
(1870), "I^MNi6886 äe I^cird L^roii" (1872), "1^68
ä6rniei68 9.NN668 äe I^orä V^ron" (2. Aufl. 1874).
Sein Sohn, Gabriel Paul Othenin de Cle'-
ron, Vicomte von H., geb. 21. Sept. 1843 zu
Gurcy-le-Chätel im Depart. Seine-et-Marne, wurde
1871 zum Abgeordneten des Depart. Seine-et-
Marne erwählt und war Mitglied des rechten Cen-
trums. Später wurde er nicht wiedergewählt. Er
schrieb: "Hainte-L^uve, 8k vie 6t 868 wuvr68" (Par.
1875), "1^68 6tadIi886M6nt8 i)6nit6ntiaii-63 en
Trance 6t aux coi0lii68" (ebd. 1875), "i/enlancs
ü. ?aii8" (ebd. 1879), "^Wä68 di0Zra^1ii<in68 6t lit-
t6raire8" (ebd. 1879), "Ntuci68 80ciai68) mi36r6
6t r6M6ä63" (ebd. 1886). 1888 wurde er in die
Akademie gewählt.
Haussperling, s. Sperling.
Hausfpinne ^l6^6U6ri3.6011168^^ 0?.), zu den
Röhrenspinnen (s. d.) gehörige, 12 (Männchen) bis
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