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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Haynald - Hayward
Herstellung guter Beziehungen zu Rom und die Be-
festigung des Bundes mit dem Deutschen Reiche. Er
starb 10. Okt. 1881 in Wien. - Vgl. Arneth, Hein-
rich Freiherr von H. (2. Aufl., Verl. 1882).
Haynald, Ludw., Kardinal-Erzbischof von Ka-
locsa, ungar. Gelehrter, geb. 3. Okt. 1816 zuSze'cse'n
im Neograder Komitat, studierte zu Gran und Wien,
war 1842-46 Professor der Theologie zu Gran,
beschäftigte sich dann vorzugsweise mit den Natur-
wissenschaften, namentlich mit der Botanik, wurde
1851 Koadjutor des sicbeubürg. Vifchofs zu Karls-
burg und 1852 Bischof daselbst. Nach dem Oktober-
diplom von 1860 schloß er sich der ungar. Partei
an, verließ 1863 den Hermannstädter Landtag und
entsagte auch seinem Bistum. Als Titularerzbischof
von Karthago lebte er dann in Rom, bis er 186?
als Erzbischof von Kalocsa nach Nngarn zurück-
kehrte. Die Kardinalwürde erhielt er 1879. Erstarb
4. Juli 1891. Sein Herbarium und seine botan.
Bibliothek, die dem ungar. Nationalmuseum zu-
fielen, gehören zu den reichsten und vollständigsten
in Europa. In Kalocsa errichtete er ein reichdotiertes
Gymnasium der Jesuiten und an demselben 1877
auch eine Sternwarte. Sein Werk über die biblischen
Pflanzen hat in Fachkreisen anerkennende Aufnahme
gefunden. H. war einer der hervorragendsten Kanzel-
und Parlamentsredner des modernen Ungarns.
Haynau, preusi. Stadt, s. Hainau.
Haynau, Iul. Jak., Freiherr von, österr. Feld-
zeuameister, geb. 14. Okt. 1786 zu Cassel als jüngerer
Sohn des Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen und
der Frau von Lindenthal (geborenen Nebekka Ritter,
Tochter eines Apothekers zu Haynau in Schlesien),
trat 1801 in österr. Dienste und wohnte den Feld-
zügen von 1805 und 1809 bei. 1813 wurde er Major
und führte 1814 und 1815 ein von ihm selbst orga-
nisiertes leichtes Bataillon unter Feldmarschall-
lieutenant Bubna; 1823 wurde er Oberstlieutenant,
1830 Oberst, 1835 Generalmajor, kam als Brigadier
nach Italien, wurde 1844 zum Feldmarschalllieute-
nant und Divisionär in Innerösterreich ernannt
und 1847 nach Temesvar versetzt. Im Italienischen
Kriege von 1848 war H. im Juli und August Kom-
mandant in Verona und schickte auf eigene Ver-
antwortung eine Brigade nach Sommacampagna,
wodurch er viel zu dem Siege 25. Juli beitrug. Er
übernahm hierauf den Befehl über ein Armeekorps.
Ein glückliches Gefecht bei Lonato und die Er-
oberung von Peschiera vermehrten sein Ansehen.
Mit der rücksichtslosesten Strenge hiclt H. daun die
Ruhe in Bergamo und Vrescia aufrecht und unter-
warf Ferrara. Als sich März 1849 in Vrescia der
Aufstand wieder erhob, den die Brigade Nugents
nicht zu unterdrücken vermochte, brach H. rasch von
Padua auf und schloß die Stadt ein. Es begann
nun bei dem heftigen Widerstände der Insurgen-
ten (31. März und 1. April) ein Kampf, der H.
in den Ruf der Grausamkeit brachte und ihm den
Namen der "Hyäne von Brescia" zuzog. H. war
bei der Belagerung von Venedig beschäftigt, als
ihn ein kaiserl. Handschreiben nach Nngarn rief und
ihm im Mai 1819 mit der Würde eines Feldzeug-
meisters das dortige Oberkommando übertrug. Die
Erstürmung von Raab (28. Juni), die Besetzung
von Szegedin (2. Aug.), die Kämpfe an der Theiß
(9. Aug.), die Temesvar dem Sieger in die Hände
lieferten, waren H.s Werk. Großes Aufsehen und
vielfache Mißbilligung erregten die 6. Okt. in Pest
und Arad an den hervorragendsten Führern der
ungar. Revolution vollzogenen Hinrichtungen. Nach
dem Kriege führte H. in Ungarn eine fast unbe-
schränkte Militärdiktatur. Sem Verfahren brachte
chn jedoch fchließlich in Konflikt mit dem Ministe-
rium, und er ward 6. Juli 1850 plötzlich seiner Voll-
machten enthoben. H. zog sich seitdem ins Privat-
leben zurück und wählte Graz zu seinem Aufenthalt.
Der Haß, den er sich auch im Auslande durch seine
rücksichtslose Härte zugezogen hatte, äußerte sich,
als er 1850 zu London bei der Besichtigung der
Brauerei von Barclay und Perkins von Brauer-
knechten mißhandelt und 1852 in Brüssel in einem
öffentlichen Garten bedroht wurde. Er starb 14. März
1853 in Wien. - Vgl. Schönhals, Biographie des
k. k. Feldzeugmeisters Iul. Freiherrn vonH. (3. Aufl.,
Wien 1875).
Wilhelm Karl, Freiherr von H., kurhess.
Generallieutenant, des vorigen älterer Bruder, geb.
24. Dez. 1779 zu Hanau, stand 1802-8 zuerst in
bayr., dann in kurhess. Militärdienst, wo er bis zum
Generallieutenant vorrückte und 1847 in den Ruhe-
stand versetzt wurde. Als sich 1850 kein höherer
Offizier fand, der den vom Ministerium Hassenpstug
über das Land verhängten Belagerungszustand so-
wie die Maßregeln gegen das verfassungstreue
Ofsizierkorps handhaben mochte, ernannte man H.
28. Sept. zum Oberbefehlshaber; doch wurde er bald
wieder beseitigt. Er starb 21. Jan. 1856 zu Cassel.
Friedricb/Wilhelm Karl Eduard, Frei-
herr von H., kurhess. General und Kriegsminister,
des letztcrn Sohn, geb. 5. Dez. 1804 zu München,
trat 22. Febr. 1850 als interimistischer Kriegs-
minister in das Ministerium Hassenpstug und wurde
l.853 als Generalmajor zum Wirkl. Minister er-
nannt. Mit Hassenpflug mußte er 4. Okt. 1855 das
Ministerium niederlegen; doch erfolgte dafür seine
Beförderung zum Generallieutenant. Infolge eines
Streites mit dem verabschiedeten Hauptmann Dürr,
der ihm in der anonymen Broschüre "Staatsdiener
und Staatsschwächen der Gegenwart" (Franks, a. M.
1862) Feigheit vorgeworfen hatte, schied H. auch aus
dem kurhess. Militärdienste. Bald darauf, 24. Jan.
1863, machte er in Cassel seinem Leben ein Ende.
^/ni/ne, hinter lat. Pflanzennamen Bezeichnung
für Fr'i edr. Gottlob Hayue, geb. 1763 zu Iüter-
bog, gest. 1832 als Professor der Votamk in Berlin.
Haynecclus, Martiu (eigentlich Heinigke oder
H enning k), Dramatikerund Philolog, geb. 10. Aug.
1544 in Borna, studierte in Leipzig, wurde 1570 in
Leisnig, 1572 in Chemnitz, 1576 in Grimma, 1583
in Amberg (Oberpfalz), 1585 in Braunfchweig, 1588
wieder in Grimma Rettor, wo er 28. April 1611
starb. H.' lat. Schuldramen "^Inian80i-" (1575) und
"I lanuot'i'ainea" (1580), worin er das aus der Samm-
lung der Brüder Grimm bekannte Märchen vom
Master Pfriem dramatisiert, wurden von ihm selbst
ins Deutsche übersetzt (Lpz. 1582; "Hans Pfriem",
hg. von Rähfe in den "Neudrucken deutscher Litte-
raturwerke des 16. und 17. Jahrh.", Nr. 36, Halle
1882; "Almansor", hg. von Haupt in Richters "Neu-
drucken pädagogischer Schriften", Heft 5, Lpz. 1891);
auch die "(^liMvi" des Plautus hat er deutsch be-
arbeitet. Sein großes komisches Talent, das Derb-
heit und Anmut glücklich vereint, ist in den deut-
schen Fassungen deutlicher als im Lateinischen. -
Vgl. Günther, Plautus-Erneuerungen (Lpz. 1886).
Hayti, s. Haiti.
Hayward (spr. hehw-), Abraham, engl. Schrift-
steller, geb. 22. Nov. 1801 zu Wilton bei Salis-