Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich VI. (König von England)'
riefen einen Bürgerkrieg hervor (s. Rosenkrieg), der 30 Jahre währen sollte. Bei Towton (29. März 1461) erstritt sich Richards Sohn Eduard die
Krone und bestieg als Eduard IV. den Thron. H. floh nach Schottland; nach einem neuen vergeblichen Versuch sein Reich wiederzugewinnen, geriet er in die
Gefangenschaft des Gegners (1464). Da entzweite sich Eduard IV. mit seinem hervorragendsten Genossen, dem
Grafen Warwick (s. d.); derselbe ging zu Margarete über, 1470 mußte Eduard vor ihm fliehen und H. wurde aus dem
Gefängnis wieder auf den Thron zurückgeführt. Bald jedoch stürzten ihn des zurückkehrenden Eduard Siege bei Barnet und bei Tewkesbury (1471) von neuem, H. und
Margarete wurden gefangen genommen, ihr Sohn Eduard erschlagen. Im Tower, wohin er gebracht wurde, ist H. 21. Mai 1471 in geheimnisvoller Weise umgekommen. – Vgl.
die Litteratur zu Heinrich IV. und V.
Heinrich VII., König von England (1485–1509), geb. 28. Jan.
1457 zu Pembroke Castle in Wales als nachgeborener Sohn Edmund Tudors, Grafen von Richmond, ist der Begründer des Königtums der Tudor (s. d.)
in England. In der Bretagne, wohin er vor Eduards IV. Nachstellungen geflüchtet war, später in Frankreich, wurde er Mittelpunkt aller feindlichen Anschläge gegen
Richard III., da er als Sohn der Margarete Beaufort Erbe der Lancaster (s. d.) war und durch
sein Versprechen einer Heirat mit Eduards IV. ältester Tochter Elisabeth auch die Yorkisten für sich gewonnen hatte. Nach einem mißglückten Versuch im Bunde mit
Buckingham (1483) landete H. 6. Aug. 1485 in Südwales und raubte bei Bosworth (22. Aug. 1485) Richard III. Krone und Leben. Sofort nach dem Siege trat er als
König auf. Die Krönung und ersten Regierungshandlungen, Berufung und Vertagung des Parlaments, geschahen, ehe er seine versprochene Ehe mit der yorkistischen
Erbin vollzogen hatte. Dies geschah erst Jan. 1486. Über den in der Gefangenschaft lebenden Neffen Eduards IV., den jungen Grafen Warwick, ging man einfach
hinweg. Groß waren die Aufgaben, die H. erwarteten. Es galt mit der Befestigung seiner Dynastie die innere Neuordnung des aus den Fugen gegangenen Staatswesens,
die Wiedererwerbung der völlig verlorenen Stellung gegenüber den Außenmächten. Und weil all diese Aufgaben allein durch den Monarchen gelöst wurden, so ist der
Erfolg auch der Monarchie zu gute gekommen. Mit Erhaltung der überkommenen Verfassungsformen hat H. thatsächlich einen königl. Absolutismus neu zu begründen
vermocht. Es war natürlich, daß der neue König sein Recht auf den Thron gegen vielfache Anfeindung verteidigen mußte. Unter andern minder gefährlichen Erhebungen
sind hervorzuheben die Lambert Simnels (1487) und die Perkin Warbecks (1495–99), welche beide sich für Glieder des Hauses York ausgaben; später der Aufstand des
ehrgeizigen Edmund de la Pole, Grafen von Suffolk. Mit diesen Empörungen verflocht sich eng H.s Verhältnis zu den Außenmächten, das beherrscht wurde durch den
Wunsch, sein junges Königshaus durch Verschwägerung mit den span. Monarchen Ferdinand dem Katholischen und Isabella zu sichern. Erst nach langen Verhandlungen kam
der erstrebte Ehebund des Prinzen von Wales Arthur mit der Prinzessin Katharina von Aragonien (1501) zum Vollzuge, dann aber nach Arthurs frühem Tod die
↔ Vereinbarung einer neuen Ehe Katharinas mit dem nunmehrigen Thronfolger, dem spätern Heinrich VIII. Das Opfer, das H. Spaniens Freundschaft
bringen mußte, war der Bruch mit seinem bisherigen Freunde Frankreich. Ein kurzer Feldzug fand einen für England günstigen Abschluß im Frieden von Etaples (3.
Nov. 1492). Dafür half Spanien eine Aussöhnung mit Englands altem Feinde Schottland herstellen, dessen König Jakob IV. Perkin Warbeck Hilfe geleistet hatte. Den
Frieden besiegelte das Ehebündnis Jakobs mit H.s ältester Tochter Margarete (1499). Das Hervorragendste in H.s Wirksamkeit war seine innere Politik. Der Reste des
Adels wurde er vollends Herr durch den Ausnahmegerichtshof der Sternkammer (s. d.), der Einsprache des Unterhauses entledigte er sich durch
eine sparsame und geschickte Finanzverwaltung, die Parlamentsberufungen schließlich unnötig machte, den Schwerpunkt der Regierung verlegte er ganz aus dem
Parlament in den ihn umgebenden, von ihm ganz abhängigen Geheimen Rat (s. Privy Council), der auch die
Sternkammer besetzte. Alle seine Reformen, im Finanzwesen sowie in der Justiz, dienten der Kräftigung der neuen Monarchie. Seine Finanzoperationen waren häufig
drückend für seine Unterthanen; aber er stiftete Ordnung und hinterließ seinem Sohn bei seinem Tode 21. April 1509 einen gesicherten Thron, den niemand ihm
streitig zu machen wagte. – Vgl. Bacon von Verulams klassische, aber nicht zuverlässige History of the reign of King Henry VII.
(1621; neue Ausg. in «The works of Bacon», 14 Bde., Lond. 1857–74); Pauli, Geschichte von England, Bd. 5 (Gotha 1858); Schanz,
Engl. Handelspolitik gegen Ende des Mittelalters, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters der beiden Tudors H. VII. und Heinrich VIII. (2 Bde., Lpz. 1881);
Moberly, The early Tudors (Lond. 1887); Gairdner, Henry VII. (ebd. 1889); Busch, England
unter den Tudors, Bd. 1 (Stuttg. 1892).
Heinrich VIII., König von England (1509–47), geb. 28. Juni
1491 zu Greenwich als Sohn Heinrichs VII., wurde nach dem Tode des durch die Härte seines Finanzregiments wenig beliebten Vaters bei seiner Thronbesteigung mit
Jubel begrüßt. Zunächst führte er nun die ihm bestimmte, aber bisher noch vorenthaltene Gattin, Katharina von Aragonien, die Witwe seines Bruders Arthur, 3. Juni
1509 heim. Nachdem die ersten Jahre in rauschenden Festlichkeiten dahingegangen waren, trieb H. die Sucht nach kriegerischen Lorbeeren in einen sinnlosen Krieg
mit Frankreich. 1511 trat er der Heiligen Liga bei, die sein Schwiegervater Ferdinand der Katholische mit Papst Julius und den Venetianern gegen Ludwig XII. von
Frankreich geschlossen hatte, focht erst unglücklich in Südfrankreich, gewann aber mit Kaiser Maximilians Hilfe 1513 die Sporenschlacht bei
Guinegate (s. d.) und nahm Tournai, dessen wertloser Besitz das einzige Ergebnis der überaus kostspieligen Unternehmung war. Weit rühmlicher
war der gleichzeitige Sieg, den Graf Surrey über den Bundesgenossen Frankreichs, den Schottenkönig Jakob IV., bei Flodden errang. Immer ausschließlicher erhielt
jetzt zum Heile Englands die entscheidende Stimme im Rat der Günstling des Königs, Thomas Wolsey (s. d.), der in schneller Folge bis 1515 zum
Erzbischof von York, zum Kardinal und zum Lordkanzler des Reichs aufrückte. Er drängte vom Kriege ab und zur Aussöhnung mit Frankreich und suchte bei dem großen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 990.