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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hekatäus; Hekate; Hekatebolos; Hekatombaion; Hekatombe; Hekatompedos; Hekatoncheiren; Hekla; Hektar; Hektik

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Hekatäus - Hektik

von Troja herbeiführen werde. Sie gebar den Paris. Nach Trojas Zerstörung kam sie als Sklavin in die Hände der Griechen.

Hekatäus aus Milet, griech. Logograph, lebte noch vor Herodot, um 500 v. Chr. Er muß gleich Herodot und vor diesem einen großen Teil der damals bekannten Länder bereist haben. H. hat ein geogr. und ein geschichtliches Hauptwerk in ion. Dialekt verfaßt. In letzterm, den "Genealogien" (Stammbäumen), hat er in der Hauptsache nur die Mythen der einzelnen Stämme und Ortschaften im Anschluß an die Sagen, wenn auch zum Teil in rationalistischer Umdeutung erzählt; in seiner "Erdbeschreibung" aber, der auch eine Karte beigegeben war, erweist er sich als einen bedeutenden Vorgänger des Herodot, der ihn benutzt hat. Die Bruchstücke seiner Schriften sind in den "Historicorum graecorum fragmenta" von C. Müller, Bd. 1 (Par. 1841) gesammelt. - Vgl. Ukert, Untersuchungen über die Geographie des H. (Weim. 1814); Röper, Über einige Schriftsteller mit Namen H. (Danz. 1877); Berger, Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde bei den Griechen, Abteil. 1 (Lpz. 1887).

Hekate (d. h. die fernhin Wirkende), die Tochter des Titanen Perses (des Glänzenden) und der Sterngöttin Asteria, eine besonders im lokalen Kultus hervortretende Mondgöttin. Auf diese Eigenschaft deutet schon ihre in älterer Zeit gebräuchliche Darstellung als lang bekleidete, stehende Frau mit Fackeln in den Händen. Aber auch die seit Alkamenes, der ein berühmtes Standbild der H. am Eingänge der Akropolis zu Athen aufstellte, gebräuchliche dreigestaltige Bildung, bei welcher sich die drei Figuren mit dem Rücken fest aneinander lehnen (s. beistehende Figur), beruht auf dieser Auffassung. So ist die H. dargestellt auf dem Pergamenischen Gigantenfries, in einer Gruppe im Museum zu Leiden und im Kapitolinischen Museum zu Rom. Die am Himmel hinwandelnde Mondgöttin wird Schützerin der Wege, besonders der Scheidewege (daher lat. Trivia, die Dreiweggöttin), Thore und Thüren, sodaß ihr Bild an diesen aufgestellt und ihr ebenda geopfert wurde. Bei Hesiod gilt H. als im Himmel, auf der Erde und, offenbar in Rücksicht auf die Bedeutung des Mondes für Schiffahrt und Fischfang, auch im Meere mächtige Göttin. Außerdem erscheint sie aber, wie alle andern Mondgöttinnen, wegen des scheinbaren Einflusses des Mondes auf das weibliche Geschlechtsleben, als Geburtsgöttin und damit auch als Mehrerin des Viehstandes und Spenderin des Reichtums. Wie der Lichtgott Apollon ist sie außerdem eine Göttin der Sühne, eine Seite ihres Wesens, die wahrscheinlich in den ihr geweihten Mysterien zu Ägina, Samothrake und Lagina besonders hervortrat; auch wurde sie wohl ebendeshalb später an denen von Eleusis beteiligt. Die Mondgöttin steht als Nachtgottheit zu den Göttern der finstern Unterwelt in naher Beziehung, besonders da sie täglich in diese hinabzusteigen schien. So wird sie zur Thorhüterin des Hades gemacht und als unterirdische, finstere, schwarze Göttin bezeichnet. In dieser Eigenschaft kann sie die Seelen der Verstorbenen heraufsenden, sodaß sie zu einer Gottheit alles Gespenster-, Beschwörungs- und Zauberwesens wird. Sie erscheint dann als riesiges Weib mit Fackel, Schwert, Schlangenhaar und Schlangenfuß unter Donner und Hundegebell. Später wird H. mit der Mondgöttin Artemis (s. d.) und der Unterweltsgöttin Persephone vielfach vermischt und verbunden. - H. ist auch der Name des 100. Planetoiden.

^[Abb.]

Hekatebolos, Beiname des Apollon (s. d.).

Hekatombaion, der erste Monat des attischen Jahres, der etwa unserm Juli entspricht. Nach Einführung des Julianischen Kalenders in Griechenland wurde der Anfang des H. auf den 1. Juli festgesetzt. In den H. fielen die Hekatombaien, Feste, an denen dem Apollon Hekatomben (s. d.) geopfert wurden.

Hekatombe (grch.), ein Opfer von 100 Stieren, dann jedes große, feierliche Opfer, besonders bei großen Festen, wo die H. dann zugleich als Fleischspende an das Volk diente.

Hekatompedos (grch., "Hundertfuß"), s. Parthenon.

Hekatoncheiren (grch., "Hunderthändige"; lat. Centimanen), Beiname der drei riesenhaften Söhne des Uranos und der Gaia: Kottos, Briareos oder Aigaion (s. d.) und Gyes oder Gyges. Mit 100 Händen und 50 Häuptern begabt, waren sie, nach Hesiod, ihrem eigenen Vater verhaßt, sodaß er sie gleich nach der Geburt gefesselt in das Innere der Erde verschloß. Hier lebten sie in Trauer, bis Zeus, welchem Gaia durch die H. den Sieg über die Titanen verhieß, sie löste und an das Licht brachte. Sie kämpften mit ungeheuern Felsstücken, deren sie mit jedem Wurfe 300 auf die Titanen schleuderten, welche endlich unterlagen und gefesselt in den Tartaros geworfen wurden. Vor dessen Thoren wohnten sie fortan als Zeus' treue Wächter. - Vgl. M. Meyer, Giganten (Berl. 1887).

Hekla oder Heklufjall, der berühmteste Vulkan Islands, im südwestl. Teile der Insel, 112 km östlich von Reykjavik und 50 km von der Südküste, erhebt sich als ein 1557 m hoher, länglicher und unregelmäßiger Kegel, umgeben von parallelen Tuffrücken und meist mit einer Wolkenkappe bedeckt, hat seit 1845 fünf Krater, welche von NO. nach SW. streichen, von denen der bedeutendste, fast kreisrund, kaum 2 km Umfang und eine Tiefe von 60 bis 100 m besitzt. Vegetation fehlt völlig, auch weit im Umkreis wächst nur Strandhafer. Man findet seit 1104 bis zur Gegenwart 18 Eruptionen verzeichnet, wobei die Zwischenzeiten 6, aber auch 79 Jahre währten. Der vorletzte Ausbruch dauerte vom Sept. 1845 bis April 1846. Die Aschensäule ward über 1000 km weit über das Land und Meer hinweggeführt; die Verwüstungen waren fürchterlich. Der letzte Ausbruch fand 1878 statt. Seinen Namen (Kapuzenrock) hat der Berg von der Wolkenkappe.

Hektar, 100 Ar (s. d.).

Hektik (grch.), hektischer Zustand, Schwindsucht, in der Medizin ein Zustand, welcher sich durch stetige Abnahme des Körperumfangs, Mager- und Leichterwerden, Schwinden des Fettes und der Muskeln u. s. w. kundgiebt. Meist ist die H. ein Zeichen und eine Folge von Krankheiten, welche die Ernährung des Körpers beeinträchtigen, also namentlich von Tuberkulose, von innern oder äußern Vereiterungen u. dgl. Das Zeichen, welches neben