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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hektisches Fieber - Helbig

der Abmagerung das Dasein der H. verrät und sie von bloßer Abmagerung oder von Darrsucht (s. d.) unterscheidet, ist das hektische Fieber, das in den Nachmittagsstunden fast täglich erscheint, abends sich steigert und des Nachts in ermattende Schweiße übergeht. (S. Fieber.) Auch andere Symptome der H. nennt man hektisch, z. B. eine gewisse Röte der Wangen, eine Art Husten u. s. w. Endlich nennt man auch Personen hektisch, deren Aussehen die Anlage zur H. oder das Vorhandensein derselben verrät.

Hektisches Fieber, s. Fieber (Bd. 6, S. 777 b) und Hektik.

Hekto... (vom grch. hekatón, d. i. hundert; frz. und span. Hecto ...; ital. Etto ...) bezeichnet im metrischen Maß- und Gewichtssystem hundert, wo es sich um eine Vervielfachung handelt, im Gegensatz zu Centi..., wo es sich um eine Teilung handelt; also Hektogramm = 100 g, Hektoliter = 100 l, Hektometer = 100 m. Vor einem "a" fällt das "o" weg, z. B. Hektar = 100 a.

Hektogramm, 100 Gramm (s. d.).

Hektograph (grch.), ein Apparat zur Vervielfältigung von Strichzeichnungen und Schriftstücken, besteht in der Regel nur aus einer Platte einer elastischen Masse aus Leim und Glycerin (Buchdruckwalzenmasse). Beschreibt man oder zeichnet man mit einer dickflüssigen Tinte, die viel Anilinfarbstoff enthält, auf ein Papier und legt dieses mit der Schriftseite auf die Leimplatte und drückt darauf, so wird ein großer Teil der Tinte von der klebrigen Masse festgehalten. Legt man nun wieder auf die Platte ein Stück reines weißes Papier und drückt es mit der Hand mäßig stark an, so erhält man eine scharfe Kopie der Schrift oder Zeichnung. Je nach Güte und Beschaffenheit der Masse und Tinte kann man so 60-100 Abzüge erhalten. Eine gute Hektographmasse bereitet man durch Zusammenschmelzen von 100 Teilen Vergolderleim, 400 Teilen Glycerin von 28° B., 200 Teilen Wasser. Die auf die Masse aufgetragene Schrift läßt sich besser entfernen, wenn man derselben einen indifferenten Körper, z. B. schwefelsauren Baryt, zusetzt. Vom franz. Ministerium für öffentliche Arbeiten wurde folgende Hektographmasse empfohlen: Leim 100, Glycerin 500, feinst gepulverter Schwerspat oder Kaolin 25, Wasser 375. Als Tinte hierzu wird eine konzentrierte Auflösung von Anilinviolett empfohlen.

Da nun die mit Anilintinte hergestellten Abzüge am Tageslichte stark verbleichen, so sind viel Versuche gemacht worden, den H. so zu verbessern, daß man durch ihn Schriftstücke in großer Anzahl mittels Druckerschwärze herstellen kann, die deutlicher sind und nicht verbleichen. Das zu vervielfältigende Original wird mit einer Tinte, bestehend aus Eisenvitriol, Pyrogallussäure (Galläpfelextrakt) und Gummiarabikum, geschrieben, sobald die Schrift trocken geworden ist, mit der Schrift nach unten auf die Leimplatte gebracht und mit der Hand glatt gestrichen. Nachdem das Original einige Minuten auf der Druckplatte gelegen, wird es abgezogen und die Platte etwa 10 Minuten ruhen gelassen, damit die Schrift gut einzieht. Nun wird die Platte mit einer Walze aus Leder, Gummi oder Gelatine mit Buchdruckerschwärze eingewalzt. Nur die beschriebenen Stellen nehmen die Schwärze an. Legt man nun auf die eingeschwärzte Schrift ein Blatt Papier und streicht es mit der Hand glatt auf, so ist der Abdruck fertig. Man setzt dann das Einwalzen und Abziehen fort und kann es leicht von gleicher Färbung auf etwa 150 Abzüge in der Stunde bringen. - Vgl. Teelen, Anleitung zur Selbstanfertigung eines verbesserten H. (Barmen 1883); Lehner, Die Tintenfabrikation und die Herstellung der H. und Hektographiertinten (4. Aufl., Wien 1890).

Hektokotylus, s. Kopffüßer.

Hektoliter, 100 Liter (s. d.).

Hektolitergrad, eine in der österr. Steuergesetzgebung als Grundlage der Bemessung gewählte Steuereinheit. 100 H. sind soviel als 1 hl reiner Alkohol.

Hektometer, 100 Meter (s. d.).

Hektor, d. h. der Erhalter, Schirmer (der Stadt), der Tapferste im Heere der Trojaner, war der Sohn des Königs Priamos und der Hekabe und vermählt mit des cilicischen Königs Eetion Tochter, Andromache, die ihm den Astyanax oder Skamandrios gebar. Seine Thaten besingt Homer in der Ilias. Als er den Patroklos, des Achilleus Freund, erlegt hatte und dieser, des Haders mit Agamemnon vergessend, die Waffen ergriff, um den Tod des Genossen zu rächen, fiel H., den Athene in der Gestalt des Deïphobos täuschte, von Achilleus durchbohrt. Sein Leichnam wurde von Achilleus geschleift und dann gegen ein Lösegeld dem Priamos überlassen, der ihn feierlich bestatten ließ. Auch in Theben, wohin seine Gebeine zufolge eines Orakelspruchs gebracht worden sein sollten, wurde H.s Grab gezeigt.

Hektoster, 100 Ster (s. d.).

Hektowatt, 100 Watt (s. d.), höhere Einheit für Stromenergie.

Hektowattstunde, 1 Hektowatt X 1 Stunde (oder auch 1 Watt X 100 Stunden, oder 10 Watt X 10 Stunden u. s. w.), höhere Einheit für Stromquantitäten, auf welcher fast sämtliche Elektricitätswerke ihren Tarif aufbauen. Die H., entsprechend dem stündlichen Strombedarf für nicht ganz zwei Glühlampen (eine Lampe braucht rund 55 Watt), kostet, abgesehen von Rabatten, fast überall 8 Pfennig.

Hel, Hellia, die nordische wie deutsche Göttin der Unterwelt. Nach jungem, nordischem Mythus die Tochter des Gottes Loki und der Riesin Angrboda, Schwester des Wolfs Fenrir und der erdumgürtenden Midgardsschlange, ward sie einst von Odin in die neunte Welt, nach Niflheim, d. i. Nebelwelt, hinabgeworfen. Hier sammelt sie die Gestorbenen. Ihre Farbe ist bleich und blau. Eine Brücke führt über den Fluß Gjöll nach ihrem Reich; ein mächtiges Gitter umgiebt ihren Sitz, an dem der Höllenhund Garm wacht. Ein Fluß, angefüllt mit Schlamm und Schwertern, fließt durch das Gebiet. Als altgerman. Göttin war sie eine Seite der Gemahlin des Himmelsgottes, der Frigg. Daher deckt sie sich mit dieser, soweit diese Todesgöttin ist. Ihre schreckenerregende Gestalt ist ausschließlich nordische Ausbildung. Der persönliche Begriff der H. ging in christl. Zeit bei allen german. Stämmen in den lokalen der Hölle über.

Hela, Halbinsel, s. Putziger Nehrung.

Hela, Flecken im Kreis Neustadt in Westpreußen des preuß. Reg.-Bez. Danzig, am breiten Ende der Halbinsel H. (s. Putziger Nehrung), 30 km im NNO. von Neufahrwasser, hat (1890) 431 E., Postagentur, Telegraph, zwei Leuchttürme und gehört mit dem nahen Walde der Stadt Danzig.

Helbig, Wolfgang, Archäolog, geb. 2. Febr. 1839 zu Dresden, studierte zu Göttingen und Bonn, ging 1862 als Stipendiat des Archäologischen Instituts nach Italien, war 1865-85 zweiter Sekretär dieses Instituts und lebt seitdem in Rom als Pri-^[folgende Seite]