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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Herrmann; Herrnhag; Herrnhut; Herrnhuter; Herrnhuterpapier; Herrnskretschen; Herrnstadt; Herrschaftswappen; Hersbruck; Herschel

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Herrmann (Wilhelm) - Herschel (Friedrich Wilhelm)

1847 in Jena, wurde 1848 außerord. Professor und, nachdem er inzwischen 1849‒52 in Weimar die dortige Staatszeitung redigiert hatte, 1857 ord. Professor der Geschichte in Marburg, wo er 23. Sept. 1884 starb. H. hat sich ein hervorragendes Verdienst erworben durch die Fortsetzung von Th. Strahls «Geschichte des russ. Staats» in der Heeren-Ukertschen «Geschichte der europ. Staaten», Bd. 3‒6 (Gotha 1846‒60; Ergänzungsband, «Diplomat. Korrespondenz aus der Revolutionszeit», ebd. 1866). Er schrieb ferner: «Beiträge zur Geschichte des Russischen Reichs» (Lpz. 1843), «Die österr.-preuß. Allianz vom 7. Febr. 1792 und die zweite Teilung Polens. Eine Streitschrift gegen H. von Sybel» (Gotha 1861), «Vockerodt und der Professor für russ. Geschichte in Dorpat A. Brückner» (Lpz. 1874), «Peter d. Gr. und der Zarewitsch Alexei» (ebd. 1880), «Diplomat. Beiträge zur russ. Geschichte» (im «Sbornik» der russ. Historischen Gesellschaft, 1868‒75).

Herrmann, Wilhelm, prot. Theolog, geb. 6. Dez. 1846 zu Melkow im Reg.-Bez. Magdeburg, studierte in Halle, habilitierte sich daselbst 1874 mit der Schrift «Gregorii Nysseni sententiae de salute adipiscenda» und wurde 1879 als Professor der systematischen Theologie nach Marburg berufen. H. vertritt mit Entschiedenheit, aber in selbständigem Geiste die Ritschlsche Richtung. Er schrieb: «Die Metaphysik in der Theologie» (Halle 1876), «Die Religion im Verhältnis zum Welterkennen und zur Sittlichkeit» (ebd. 1879), «Die Bedeutung der Inspirationslehre für die evang. Kirche» (Marburg 1882), «Warum bedarf unser Glaube geschichtlicher Thatsachen?» (Halle 1884; 2. Aufl. 1890), «Der Verkehr des Christen mit Gott, im Anschluß an Luther dargestellt» (Stuttg. 1886; 2. Aufl. 1890), «Die Gewißheit des Glaubens und die Freiheit der Theologie» (Freib. i. Br. 1887; 2. Aufl. 1889), «Religion und Socialdemokratie» (ebd. 1890), «Der evang. Glaube und die Theologie A. Ritschls» (Marburg 1890), «Worum handelt es sich in dem Streit um das Apostolicum» (Lpz. 1892).

Herrnhag, Hof bei Büdingen (s. d.).

Herrnhut, Flecken in der Amtshauptmannschaft Löbau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, 10 km von der preuß. und 18 km von der böhm. Grenze, in 343 m Höhe, am südl. Abhang des Hutbergs, an der Linie Löbau-Oberoderwitz und der Nebenlinie H.-Bernstadt (im Bau) der Sächs. Staatsbahnen, ist Stammort der erneuerten evang. Brüderkirche oder Brüdergemeine (s. d.) und Mittelpunkt der europ.-festländischen, engl. und nordamerik. Brüderunität, ferner Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Bautzen) und Untersteueramtes und hat (1890) 1139 (385 männl., 754 weibl.) E., Post zweiter Klasse, Telegraph. Größere öffentliche Gebäude, die sich durch Einfachheit auszeichnen, sind der Kirchensaal, das Brüder-, Schwestern-, Witwen-, Pilgerhaus (letzteres für reisende Missionare), der Vogtshof, das ehemalige Herrschaftshaus, jetzt Sitz der Expedition des Rechnungswesens der Brüderunität, das Mädcheninstitut und das Archivgebäude. Ferner bestehen ein ethnogr. Museum, Krankenhaus und eine Arbeitsstation für Handwerksburschen. Die Arbeiten der Handwerker und Fabrikanten finden weit und breit Absatz, besonders Leinwand, weibliche Handarbeiten, Handschuhe, Tischlerarbeiten, Paramenten. Ferner besteht eine Dampf- und Maschinenbleicherei (Abraham Dürninger & Co.) und eine Maschinenfabrik. – H. wurde 1722 von mähr. Auswanderern, zum Teil Nachkommen der alten böhm.-mähr. Brüderkirche, auf dem Grund und Boden des damals dem Grafen von Zinzendorf (s. d.) gehörigen Ritterguts Berthelsdorf (s. d.) erbaut. H. ist Geburtsort des Malers Adolf Lier. – Vgl. Frohberger, Briefe über H. und die Brüdergemeine (Bautzen 1797); Korschelt, Geschichte von H. (Lpz. 1853).

Herrnhuter, s. Brüdergemeine, evangelische.

Herrnhuterpapier, auch Kleistermarmorpapier genannt, ein Papier, bei welchem die mit Kleisterstärke aufgetragene Farbe in zierlichen Verästelungen auf hellem Grund erscheint. Die Herstellung geschieht in solcher Art, daß man die mit Kleister verdickte Farbe zunächst auf die glatte ebene Fläche eines Brettes aufstreicht, den Papierbogen darauf drückt und sodann langsam wieder abzieht.

Herrnskretschen oder Herrenkretschen, czech. Hřensko, Pfarrdorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Tetschen in Böhmen, nahe der sächs. Grenze, rechts der Elbe, in 112 m Höhe (der niedrigste Ort Böhmens), an der Linie Dresden-Bodenbach (Station Schöna-H.) der Sächs. Staatsbahnen, Landungsplatz der Dampfer, hat (1890) 698 E., Post, Telegraph, eine Zwirnfabrik, Holzhandel und ist Ausgangspunkt für Ausflüge in die Sächsische und Böhmische Schweiz. In der Nähe das Prebischthor (s. d.) und die Edmundsklamm, beide viel besucht.

Herrnstadt, Stadt im Kreis Guhrau des preuß. Reg.-Bez. Breslau, 12 km südwestlich von Rawitsch, an der Bartsch und Horle und an der Nebenlinie Trachenberg-H. (24,5 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Glogau) und einer Superintendentur, hat (1890) 1982 E., darunter 379 Katholiken und 47 Israeliten, Post, Telegraph, ein königl. Schloß, Bank- und Vorschußverein; eine Dampfsägemühle, Ziegel- und Spiritusbrennereien. In der Nähe große Kiefern-, Eichen- und Buchenwälder der königl. Oberförsterei Woidnig.

Herrschaftswappen, s. Wappen.

Hersbruck. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 440,28 qkm, (1890) 36132 (17430 männl., 18702 weibl.) E., 74 Gemeinden mit 226 Ortschaften, darunter 3 Städte. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt H., 28 km im ONO. von Nürnberg, an der Pegnitz und den Linien Nürnberg-Furth und Nürnberg-Eger der Bayr. Staatsbahnen (2 Bahnhöfe), Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Nürnberg) und der «Gesellschaft für evang.-luth. Mission in Ostafrika», hat (1890) 3761 E., darunter 194 Katholiken; Postexpedition, Telegraph, schönes Schloß, Lateinschule; Rotgerberei, Bierbrauerei, bedeutenden Hopfenbau, Hopfenhandel und Steinbrüche. Im 14. Jahrh. gehörte H. zu Nürnberg. – Vgl. Ulmer, Chronik der Stadt H. (Nürnb. 1872).

Herschel, Bezirk in der östl. Provinz der Kapkolonie, dicht an der südwestl. Grenze vom Basutoland und südlich vom Oranjefluß, in großartiger Gebirgsgegend, hat 1709 qkm und (1891) 25060 E., darunter 200 Weiße. Der Winter ist sehr kalt. Im Hauptort H. befindet sich eine Missionsstation.

Herschel, Friedrich Wilhelm, Astronom, geb. 15. Nov. 1738 zu Hannover als Sohn eines Militärmusikers, trat schon im 14. Jahre als Hautboist in ein hannov. Regiment ein; 1759 ging er als Musiklehrer nach England, 1765 wurde er Organist in Halifax und bald darauf Musikdirektor in