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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Herschel; Herschelsches Spiegelfernrohr; Her.-Schff.; Herse; Hersek; Hersfeld

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Herschel (Sir John Frederick William) - Hersfeld

Bath. Schon frühzeitig beschäftigte er sich in seinen Mußestunden mit Mathematik und Astronomie. Da er nicht die Mittel zum Ankauf eines größern Fernrohrs besaß, versuchte er selbst den Bau eines solchen. Nach vielen vergeblichen Versuchen glückte ihm 1774 die Vollendung eines Spiegelteleskops von 7 engl. Fuß. (= 2,134 m) Brennweite. Unterstützt von seinem Bruder Alexander arbeitete er in dieser Richtung weiter und schliff innerhalb 15 Jahren über 400 Spiegel von teilweise sehr erheblichen Dimensionen. Mit seinem «Riesenteleskop» von 39 engl. Fuß = 11,89 m Länge und einem Spiegel von 4 Fuß = 1,22 m Durchmesser erreichte er die Grenze praktischer Brauchbarkeit. Die von ihm gefertigten Instrumente wandte er eifrig und mit größtem Erfolg auf das Studium und die planmäßige Durchforschung des Himmels an. Als ihm 13. März 1781 die Entdeckung eines neuen Planeten, des Uranus, gelungen war, wurde er von Georg Ⅲ. von England, dem zu Ehren H. den neuen Planeten Georgsgestirn (Georgium sidus) nannte, durch Gewährung eines Jahrgehalts von 200 Pfd. St. in den Stand gesetzt, sich nunmehr gänzlich der Astronomie zu widmen. An seinem neuen Wohnorte Slough bei Windsor, wo auch sein Riesenteleskop zur Aufstellung gelangte, führte er nun mit den von ihm gefertigten starken Fernrohren eine Reihe von Entdeckungen und Beobachtungen aus, durch die der Astronomie teilweise völlig neue Gebiete erschlossen wurden. Die Welt der Doppelsterne, Nebelflecke und Sternhaufen wurde erst durch H.s Arbeiten in den Kreis der astron. Betrachtung gezogen. Mit Hilfe seiner raumdurchdringenden Teleskope gelang ihm ferner die Entdeckung von zwei der schwächsten Saturnmonde und zweier Uranusmonde. Auch die Beschaffenheit der Sonne machte H. zum Gegenstand seiner Untersuchungen. Von besonderm Wert sind seine Arbeiten über die relative Helligkeit der Sterne, über die Bewegung des Sonnensystems im Weltraum, über den Bau des Himmels; Erwähnung verdienen auch seine Untersuchungen über Licht und Wärme. H. starb 25. Aug. 1822 auf seinem Landsitze Slough. Seine meisten Arbeiten stehen in den «Philosophical Transactions» und andern engl. Zeitschriften; auch ist vieles noch ungedruckt.

Eine treue Gehilfin bei seinen Beobachtungen und Berechnungen war seine Schwester Karoline H., geb. 16. März 1750, die sich auch als erste Entdeckerin mehrerer Kometen bekannt machte und außer mehrern Abhandlungen in den «Philosophical Transactions» einen «Catalogue of stars» (Lond. 1798) herausgab. Sie lebte 1772‒1822 in England und kehrte nach dem Tode ihres Bruders nach Hannover zurück, wo sie, 98 J. alt, 9. Jan. 1818 starb. – Vgl. Wolf, William H. (Zür. 1867); Memoir and correspondence of Caroline H. (hg. von Mrs. John Herschel, Lond. 1876; 2. Aufl. 1879; deutsch von Scheibe, Berl. 1877).

Herschel, Sir John Frederick William, Astronom, Sohn des vorigen, geb. 7. März 1792 zu Slough bei Windsor, erhielt seine wissenschaftliche Bildung aus der Universität zu Cambridge. Seine ersten mathem. Untersuchungen sind in der mit Peacock unternommenen Umarbeitung der Differentialrechnung von Lacroix niedergelegt. Teils allein, teils in Vereinigung mit James South widmete er sich von 1816 an der Beobachtung der Doppelsterne, Nebelflecke und Sternhaufen. 1823 überreichte er der Königlichen Gesellschaft zu London einen Katalog von 380 neuen Doppelsternen, 1827 ließ er einen zweiten Katalog von 295 und 1828 einen dritten von 324 solcher Sterne folgen, und 1830 teilte er wichtige Messungen von 1236 Doppelsternen mit, die er mit einem 20füßigen Reflektor gemacht hatte. Auch lieferte er in diesem Jahre in den «Memoirs» der Astronomischen Gesellschaft (Bd. 5) einen Aufsatz, welcher genaue Messungen von 364 Sternen und merkwürdige Resultate über die Bewegung der Doppelsterne enthält. Ferner hat er mehrere Methoden, die Bahnen von Doppelsternen zu bestimmen, in den «Memoirs» gegeben. Nebenbei beschäftigte er sich mit Untersuchungen über physik. Gegenstände. Vom Febr. 1834 bis zum Mai 1838 hielt er sich auf dem Vorgebirge der Guten Hoffnung auf, wo er den ganzen südl. Sternhimmel mit einem 20füßigen Spiegelteleskop genau durchmusterte; von hier aus regte er auch die seitdem mit Erfolg ins Leben getretene Idee an, gleichzeitig an verschiedenen Orten meteorolog. Beobachtungen anzustellen. Bei der Krönung der Königin Victoria wurde er 1838 zum Baronet ernannt und das Marishal College (Universität Aberdeen) wählte ihn im März 1842 zu seinem Lord-Rektor. Vom Dez. 1850 bis Febr. 1855 war er Direktor des königl. Münzwesens (Master of the Mint). Er starb 12. Mai 1871 in London.

Von H.s Werken sind zu nennen: «Treatise on sound» (in der «Encyclopædia Metropolitana», 1830), «On the theory of light» (deutsch von J. C. Ed. Schmidt, Stuttg. 1831), «Preliminary discourse on the study of natural philosophy» (deutsch von Weinlig, Lpz. 1836; ein wesentlicher Teil von Lardners «Cyclopædia»), «Treatise on astronomy» (deutsch von Michaelis, ebd. 1837; ebenfalls Teil der «Cyclopædia», 1833), «Results of astronomical observations made at the Cape of Good Hope» (Lond. 1847). In Verbindung mit einigen andern Gelehrten arbeitete er zum Gebrauch der Marineoffiziere ein «Manual of scientific enquiry») (Lond. 1849; 2. Aufl. 1851) aus und gab u. d. T. «Outlines of astronomy» (ebd. 1849; 11. Aufl. 1871) einen verbesserten Wiederabdruck seiner früher veröffentlichten Abhandlungen heraus. 1864 publizierte er im 154. Bande der «Philosophical Transactions of the Royal Society of London» einen neuen «Catalogue of nebulae and clusters of stars», der die Positionen von 5079 solcher Objekte enthält. Nach seinem Tode erschien noch der «Catalogue of 10300 multiple and double stars». – Vgl. Holden, Sir William H., his life and works (Neuyork 1881).

Herschelsches Spiegelfernrohr, s. Fernrohr (Bd. 6, S. 685 a).

Her.-Schff., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Herrich-Schäffer (s. d.).

Herse, Tochter des Kekrops, s. Aglauros.

Hersek, türk. Name für Herzegowina (s. d.); auch heutiger Name des alten Drepanum (s. d.).

Hersfeld. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Cassel, hat 501,00 qkm, (1890) 31300 (14668 männl., 16632 weibl.) E., 1 Stadt, 82 Landgemeinden und 13 Gutsbezirke. – 2) H. (älter Heroldesfels), Kreisstadt im Kreis H., in 214 m Höhe in einem anmutigen Thale links an der Fulda, an der Einmündung der Geis und Haune und an der Linie Frankfurt-Bebra der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Cassel) und dreier Ober-^[folgende Seite]