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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Herzbeutelwasser; Herzbeutelwassersucht; Herzbräune; Herzchok; Herzdilatation; Herzegowina; Herzeloyde; Herzen

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Herzbeutelwasser - Herzen

bedingter hochgradiger Atemnot verschafft die künstliche Entleerung desselben durch Punktion des Herzbeutels vermittelst des Troikars meist schnelle, wenn auch nur vorübergehende Besserung.

Herzbeutelwasser, s. Herz (S. 97 b).

Herzbeutelwassersucht (Hydrops pericardii, Hydropericardium), die krankhafte Ansammlung einer reichlichen, bis zu einem Liter und darüber betragenden Menge von klarer seröser Flüssigkeit im nicht entzündeten Herzbeutel, ist durchaus nicht als eine eigenartige selbständige Krankheit zu betrachten, sondern tritt nur als Teilerscheinung der allgemeinen Wassersucht (s. d.) im Verlauf von Herz-, Lungen- und Nierenkrankheiten auf und führt gewöhnlich zu einer rasch zunehmenden Schwächung der Herzthätigkeit mit hochgradiger Beängstigung, Atemnot und Erstickungsgefühl. Die Behandlung ist die der allgemeinen Wassersucht; bei eintretender Erstickungsangst empfiehlt sich zur Entleerung der angesammelten Flüssigkeit die Punktion des Herzbeutels vermittelst des Troikars oder besser durch Incision, was meist schnelle, wenn auch oft nur vorübergehende Besserung bringt.

Herzbräune, s. Brustbräune.

Herzchok (spr. -schock), soviel wie Herzstoß (s. Herz, S.99 a).

Herzdilatation, soviel wie Herzerweiterung (s. d.).

Herzegowina, d. h. "Herzogtum", türk. Hersek, staatsrechtlich das südwestlichste Sandschak des ehemaligen türk. Wilajets Bosnien, befindet sich seit dem Berliner Vertrag vom 13. Juli 1878 unter österr. Verwaltung. (S. Karte: Bosnien, Dalmatien u.s.w., Bd. 3, S. 338.) Die H. grenzt im N. an Bosnien, im O. an Bosnien und Montenegro, im S. und W. an Dalmatien. Durch das Gebiet von Klek und die Sutorina steht es mit dem Meere in Verbindung. Ein großer Teil des Landes trägt den wüsten Karstcharakter des felsigen Montenegro, nur in den an Bosnien und Dalmatien grenzenden Teilen wird es freundlicher und fruchtbarer, insbesondere im untern Narentathal, wo Tabak, Wein, Oliven und Mais gedeihen. Die ganze H. in ihrem jetzigen Umfange gehört dem Flußgebiete der Narenta (Neretva) an, die zuerst als wilder Bergstrom durch eine großartige, meilenlange Felsschlucht fließt und dann die Ebene der südlichen H. bewässert. Die höchsten Gebirge sind die Lelja planina (2070 m), die Prenj, Porim, Belež, Gradina, Ljubomir, die Cervanja planina (mit Crnagora, 2029 m) und die Treskavica planina (2128 m); der höchste Berg ist der Maglić (2390 m) an der montenegrin. Grenze. Die Zahl der Einwohner der H. in ihrem frühern Umfange läßt sich nicht genau angeben, da die Türkei den südlichsten Teil derselben (das Gebiet von Riksič) im Berliner Vertrag an Montenegro abgetreten und Österreich eine neue administrative Einteilung getroffen hat. Früher rechnete man 200 000 E., von denen 45 000 Mohammedaner, 30 000 Katholiken und 115 000 nichtunierte Griechen. Jetzt entspricht der H. der bosn. Kreis Mostar. (Näheres s. Bosnien und Mostar.) Hauptstadt ist Mostar (s. d.), die nächstgrößten Ortschaften sind Ljubuški, die Festung Stoiac und Trebinje.

Geschichte. Unter den Römern gehörte die H. zur Provinz Dalmatia. Seit dem 7. Jahrh. saßen hier slaw. Stämme unter Zupanen und Fürsten, zeitweise mit andern Serbenstämmen zu einem größern Ganzen vereinigt, meist unter byzant. Oberhoheit. Die wichtigsten Landschaften waren Chl'm (lat. Chelmo) oder Zachulmien, mit der Burg Blagaj bei Mostar, und Travunien (Tribunium) bei Trebinje. Im 13. Jahrh. gehörten beide zu Serbien, im 14. Jahrh. kamen sie allmählich unter bosn. Herrschaft, besonders als König Twertko I. 1378 auch den Rest bis Cattaro eroberte. Bei dem Zerfall Bosniens erhoben sich hier halb unabhängige Dynastengeschlechter. Der Woiwode Stephan Wuktschitsch (1435-66) bildete sich ein zusammenhängendes Gebiet, das sich von Almissa bis Cattaro, landeinwärts bis über den Limfluß erstreckte, und nahm 1448 den deutschen Herzogstitel an (slaw. herceg; lat. dux Sancti Sabbae, von dem Landespatron, dem serb. Erzbischof Sava). Die Türken eroberten sein Land 1465 und bildeten aus dem "Staat des Herzogs" den Sandschak Hersek, dessen Sandschakbege in Foča, später in Mostar residierten. Stephans Söhne Vlatko und Vladislav behaupteten bis 1482 Castelnuovo am Meere; ihr Bruder Stephan nahm indessen den Islam an und wurde als Achmed Hercegović auch Großwesir. Im 17. und 18. Jahrh. war die H. Schauplatz mehrerer Feldzüge der Venetianer. Die südlichsten Gebirgsstämme blieben im Bunde mit den Montenegrinern halb unabhängig. Eine bedeutende Macht erwarb als Pascha der H. Ali Rizvanbegović von Stolac 1833-51, bis er, der Pforte verdächtig, von Omer Pascha gefangen und erschossen wurde. 1858-62 währte im Süden ein von Montenegro unterstützter Aufstand unter Luka Vukalović, der von der Pforte erst durch Zugeständnis einer Lokalautonomie der Bergstämme beendigt wurde. Ein neuer größerer Aufstand, der 1875 längs der montenegrin. und österr. Grenze unter Ljubibratić, Peko Pavlović und Lazar Sočica ausbrach und außerhalb der Festungen siegreich war, brachte die Orientalische Frage ins Rollen. Montenegro erklärte 1876 der Pforte den Krieg, und Fürst Nikola drang bis Revesinje in die H. ein (s. Montenegro), ohne bei dem Mangel an schwerem Geschütz Erfolge zu erringen. Im Frieden von Berlin 1878 kam bloß ein schmaler Streifen im Süden an Montenegro; der Rest wurde samt allen Städten und Forts im Aug. 1878 von Österreich occupiert, wobei sich die Mohammedaner bei Livno, Stolac und Klobuk zur Wehr setzten. (S. Bosnien, Bd. 3, S. 342.) Ende 1881 und Anfang 1882 machte ein viermonatiger Aufstand der Christen den Österreichern zu schaffen. Seither ist das Land mit Bosnien vereinigt und durch den Bau von Straßen und Bahnen (s. Bosnische Eisenbahnen) zugänglich gemacht und durch zeitgemäße Reformen wirtschaftlich gehoben. (S. die Litteratur zu Bosnien.)

Herzeloyde, in Wolframs "Parzival" die aus dem Gralgeschlecht entsprossene Königin von Valois, die, in zweiter Ehe mit Gahmuret von Anjou verbunden, nach dem Tode des Gatten den Parzival gebar. Um diesen vor der Lust an Abenteuern, denen sein Vater erlegen war, zu behüten, erzieht sie ihn in einsamer Wildnis; als er sie trotzdem verläßt, bricht ihr das Herz.

Herzen, Alexander Iwanowitsch, russ. Publizist, geb. 25. März 1812 in Moskau als Sohn des russ. Gutsbesitzers Iwan Alexejewitsch Jakowlew und einer aus Württemberg stammenden deutschen Mutter, erhielt seine erste, ganz ungeregelte Erziehung im väterlichen Hause und trat dann 1829 in die mathem.-physikal. Fakultät der Moskauer Universität ein. Die durch die Julirevolution hervorgerufene franz. socialistische Litteratur wurde von